Die Polizei warnt vor Betrügern, die sich als Beamte ausgeben. Ein Opfer berichtet. Foto: dpa

Am Amtsgericht wird gegen vier mutmaßliche Betrüger verhandelt. Ein Opfer berichtet, wie sie von den angeblichen Beamten hereingelegt wurde. Ihre Aussage bringt auch eine Überraschung für das Gericht.

Stuttgart - Noch immer sitzt der Schock tief. „Puh, jetzt bin ich fertig“, sagt die Zeugin und sackt im Stuhl zurück, greift sich dabei ans Herz. Vergangenen Sommer war sie Opfer von Betrügern geworden, die mit der Masche der falschen Polizeibeamten vorgingen. Mehr als 50 000 Euro erbeuteten die Täter bei der Frau im Norden von Stuttgart. Vor dem Amtsgericht Stuttgart müssen sich wegen dieser Tat vier Männer verantworten, die nach zwei weiteren Diebstählen in Regensburg gefasst wurden.

Während Aktenzeichen XY läuft, rufen die Diebe an

Was die Frau schildert, vermittelt den Verfahrensbeteiligten einen Eindruck davon, wie raffiniert die Täter bei der Masche ihre Opfer unter Druck setzen. Die Seniorin hat das Geschehen des Abends noch komplett vor Augen und erzählt: „Es lief Aktenzeichen XY im Fernsehen, ein Bericht über einen Einbruch, wo sie eine Frau zusammengeschlagen haben. Da war ich natürlich anfällig für solche Geschichten“, sagt sie. Und was für eine Geschichte das war, gibt sie ebenfalls zu Protokoll: „Der Anrufer sagte, mein Name stehe auf der Liste einer rumänischen Einbrecherbande. Die seien bewaffnet und könnten auch eine Tür aufschießen. Ich sollte alles zuschließen, die ganze Gegend sei umstellt und zwei Täter seien schon gefasst“, berichtet die Stuttgarterin. Der Mann habe sie so gut wie nicht nachdenken lassen – was typisch für die Masche ist. „Einmal war ich ganz fix und fertig und hab aufgelegt, da rief er zurück und schimpfte, ich würde die Ermittlungen behindern“, erzählt sie.

Die Täter erbeuten mehr als 50 000 Euro

Die Gruppe habe dann einen Mann geschickt, angeblich einen Zivilfahnder. Der sollte ihre Wertsachen abholen, damit die Polizei sie fotografieren und erfassen könne. Einen Umschlag mit 47 000 Euro und drei Koffer mit Silbermünzen im Wert von 5000 Euro nahm der falsche Beamte mit.

Als sie den Abholer schildert, erlebt das Gericht eine Überraschung. Ob sie diesen wiedererkennen würde, fragt die Richterin. Doch keiner der angeklagten Männer sei das gewesen, da ist sich die Seniorin ganz sicher. Beim Blick in die Akten zeigt sie auch – wie schon bei der Vernehmung bei der Polizei – auf das Foto eines anderen Mannes. Dabei soll der Beschuldigte laut der Richterin schon eingeräumt haben, mitgemacht zu haben. Die Erklärung liege vermutlich in seinem Drogenkonsum: Da der Mann im vergangenen Sommer häufig Marihuana rauchte, könne es sein, dass er die Taten verwechsle.

So ist es ihm wohl auch ergangen, als er einen 50-jährigen Mann als Fahrer für die Tat in Stuttgart genannt hatte. Der wurde deswegen aus der Haft in Duisburg ebenfalls nach Stuttgart zum Verfahren gebracht. Er wolle den Mann entlasten, er sei nicht dabei gewesen. Das soll beim nächsten Verhandlungstermin am 13. März mit weiteren Zeugenaussagen geklärt werden.