Kevin Kuranyis Villa in Stuttgart-Sonnenberg bereitet dem Fußballprofi zurzeit mächtig Sorgen. Foto: dpa

Die Gegnerin von Kevin Kuranyi in dem Verwirrspiel um die Villa des Fußballprofis legt nach.

Stuttgart - Der Villa von Kevin Kuranyi in Stuttgart-Sonnenberg kommt laut Amtsgericht doch nicht unter den Hammer. Doch die Gegnerin des Fußballprofis in dem Verwirrspiel legt nach. Eine Immobilienfirma, angeblich Gläubigerin von Kuranyis Vater, betreibt weiter die Zwangsversteigerung. Fürs Anwesen gebe es Interessenten.

Ein umtriebiger Geschäftsmann war Kont Kuranyi immer, vor allem als Entwickler von Bauprojekten hat er sich versucht. Oft hat er viel Geld verloren, zuweilen sei es nicht immer das eigene gewesen, sagen einstige Geschäftspartner. In den 1980er Jahren ermittelte die Staatsanwaltschaft gegen ihn, damals ging er nach Brasilien - aus persönlichen Gründen, so Kuranyi immer, nicht jedenfalls aus Angst vor Gläubigern. Vertrackt war es meistens, wenn eines seiner Geschäfte schief ging. Anders als bisher berührt die aktuelle finanzielle Verwerfung nun Kont Kuranyis Privatleben. Im Mittelpunkt: eine stattliche Villa im Stuttgarter Stadtteil Sonnenberg, die seinem Sohn, dem Fußballprofi Kevin Kuranyi, gehört und die Kuranyi senior bewohnt. Das Anwesen war bis vor einer Woche Gegenstand eines Verfahrens zur Zwangsversteigerung - und könnte es wieder werden.

Gegenspieler der Kuranyis in der komplizierten Angelegenheit ist Günther E.. Nach dessen Bekunden hat seine Arbeitgeber, eine Immobilienfirma mit Sitz in Gingen (Kreis Göppingen), Kont Kuranyi 150.000 Euro in bar geliehen. Als Sicherheit wurde im Jahr 2006 auf das Anwesen in Sonnenberg eine entsprechende Grundschuld eingetragen. Begünstigte war besagte Immobilienfirma. Kont Kuranyi verkaufte die Villa später an seinen Sohn. Mit dem Verkauf ging auch die Sicherheitsverpflichtung an Kevin Kuranyi über. E.s Firma forderte voriges Jahr die 150.000 Euro zurück, zu denen sich Zinsen addiert hatten. Insgesamt geht es jetzt offenbar um eine Summe von rund 360.000 Euro. Das Unternehmen aus Gingen strengte ein Zwangsvollstreckungsverfahren an. Im Klartext: Bezahlt Kevin Kuranyi nicht, kommt die Villa unter den Hammer.

1,5 Millionen Euro Schaden

Nun hat das Amtsgericht Stuttgart das Verfahren vorige Woche aufgehoben. Der schriftliche Beschluss liegt dieser Zeitung vor. "Da hat jemand versucht, mit Unwahrheiten auf Kosten unserer Familie Schlagzeilen zu bekommen - was leider auch gelungen ist", sagt Kont Kuranyi. Man behalte sich "ausdrücklich" Schadensersatzansprüche vor. Im Beschluss des Gerichts heißt es nämlich, die Gläubigerin, also E.s Firma, habe "das Verfahren unberechtigt eingeleitet". Ob dies zudem den Tatbestand etwa des versuchten Betrugs erfüllt, müsste die Staatsanwaltschaft prüfen, sobald Kevin Kuranyi den Ex-Geschäftspartner seines Vaters oder dessen Firma anzeigt. Beim Amtsgericht heißt es, die für Vollstreckungen zuständige Rechtspflegerin treffe an dem Irrtum keine Schuld. Ob die sogenannte vollstreckbare Urkunde, die in einem solchen Fall immer vorgelegt werden muss, dem aktuellen Stand entsprochen habe, sei nicht zu erkennen gewesen.

Die Immobilienfirma habe ihr Geld aber bis heute nicht erhalten, sagt E. - weshalb Kevin Kuranyi weitere Ärger ins Haus stehen dürfte. "Ich habe mir nichts zu Schulden kommen lassen", hat der Fußballer stets betont. "Ich weiß nicht ob sich die Gegenseite einen Gefallen tut, auf Zeit zu spielen", fragt sich E..

Wer den Aufhebungsbeschluss des Gerichts genau ließt, der ahnt, dass die Angelegenheit noch nichts ausgestanden ist. "Die eingetragene Grundschuld wurde bereits vor Anordnung der Zwangsversteigerung abgetreten", heißt es verklausuliert in dem Papier. Günther E. erklärt den Sachverhalt so: Das Unternehmen habe sich vor Jahren selbst Geld geliehen. Zu dem Zweck habe die Firma die ihr zustehende Sicherheit auf die Kuranyi-Villa ihrerseits als Sicherheit an ihren Geldgeber abgetreten. Obiger Passus im jüngsten Gerichtsbeschluss beschreibe genau dies Abtretung. "Unsere Firma hat ihre Schulden zum 31. Dezember 2009 zurückbezahlt und in dem Zug die vollstreckbare Urkunde bezüglich der Sicherheit zurückerhalten", sagt E.. Durch den Tod des damaligen Gläubigers sei lediglich die Rückübertragung noch nicht notariell im Grundbuch vermerkt. "In fünf bis sechs Wochen geht es deshalb mit der Zwangsversteigerung weiter", kündigt E. an. Soll heißen: Das Immobilienunternehmen will ein zweites Verfahren anstrengen. Käme die Villa in Sonnenberg dann tatsächlich unter den Hammer, stünden bereits Interessenten parat, "die eine siebenstellige Summe bezahlen würden".

Günther E. und Kont Kuranyi verbindet laut ersterem mehr als nur jenes Bardarlehen im Jahr 2006. E., derzeit Freigänger, wurde im Zuge der finanziellen Turbulenzen, in die Kont Kuranyi vor einiger Zeit geraten war, zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. E. sind dabei 1,5 Millionen Euro Schaden entstanden - so jedenfalls die Version von Günther E..