Über einen 39-Jährigen wird jetzt in Leonberg gerichtet. Foto: dpa/Peter Steffen

Ein 39-jähriger Mann muss sich wegen Vergewaltigung und Körperverletzung seiner mittlerweile geschiedenen Ehefrau vor Gericht verantworten.

Der Mann auf der Anklagebank des Leonberger Amtsgerichts hat ein gewinnendes Lächeln, in seinem weißen Hemd macht er einen sympathischen Eindruck. Doch möglicherweise hat er noch einen ganz anderen Charakterzug. Das zumindest glaubt die Staatsanwaltschaft, die ihn wegen Vergewaltigung und Körperverletzung angeklagt hat. Sie geht davon aus, dass es an einem Abend Anfang Februar 2020 zu einem Streit zwischen ihm und seiner damaligen Ehefrau kam.

Am frühen Morgen des nächsten Tages habe er daher die Frau an sich gezogen und sie ausgezogen. Als sie ihm bedeutet habe, er solle weggehen, sie wolle nicht, dass er sie berühre, habe er geantwortet: „Noch ein Pieps und ich bringe dich um.“ Dann sei er gegen ihren Willen von hinten in sie eingedrungen und habe ihr anschließend auf die Pobacke geschlagen.

15 Jahre in Polen als Einzelhändler gelebt

Diesen Vorwurf wies der 39-Jährige, der mittlerweile mit einer neuen Partnerin in der Nähe von Bruchsal lebt, vehement von sich und stellte die Anklage als Racheakt einer enttäuschten Ex-Ehefrau dar. Ausführlich gab der Mann Einblick in sein Leben, das ihn zunächst wegen des Krieges aus seinem Heimatland Kosovo nach Polen brachte.

Dort betrieb er einen Einzelhandel und lebte 15 Jahre lang mit einer Polin und ihrem Kind zusammen. Aus wirtschaftlichen Gründen sei er 2018 nach Deutschland gekommen. Wegen der Distanz habe er sich mit seiner polnischen Frau auseinandergelebt und beschlossen, mit einer Landsfrau in Deutschland einen Neuanfang zu machen.

Nach ein paar Tagen schon geheiratet

Er habe daher eine Cousine in seinem Heimatdorf angerufen, die ihm ihre beste Freundin vermittelt habe. Nach Kontakt über soziale Medien und einigen Anrufen habe er sie im Juni 2019 im Kosovo zum ersten Mal gesehen. Nach ein paar Tagen des Zusammenlebens hätten sie dann beschlossen zu heiraten.

Die Ehe sei von Anfang an unter keinem guten Stern gestanden. Erst habe es ihr zu lange gedauert, bis er alle Papiere beisammen hatte, um sie nach Deutschland zu holen. Zudem sei sie sehr eifersüchtig gewesen. Drei Wochen vor der angeblichen Vergewaltigung habe sie ihm vorgeworfen, er habe eine Geliebte. Sie habe ihn sogar angerufen und verlangt, dass er das Handy die ganze Zeit anlasse, damit sie hören könne, mit wem er sich treffe.

Der Angeklagte sagt, er habe sich auf den Sex eingelassen

Am Abend vor der vermeintlichen Tat sei es wieder zu einem Streit wegen ihrer Eifersucht gekommen. Er habe ihr angedroht, sie aus der gemeinsamen Wohnung in Leonberg zu werfen und sei dann ins Bett gegangen. In der Nacht sei seine Ex-Frau dann zu ihm ins Bett gekommen. Er habe vermutet, dass dies ein Versöhnungsangebot von ihr sei und befürchtet, dass sie ihm wieder eine Geliebte vorhalten würde, wenn er sich ihr verweigere. Daher habe er sich auf Sex eingelassen.

Am nächsten Morgen habe sie Migräne gehabt und sei schlechter Stimmung gewesen. Sie sei dann zur Türe gegangen, habe laut „Hilfe“ in den Hausflur gerufen und habe ihn dann wegen Vergewaltigung angezeigt. Kurz darauf seien zwei Polizisten gekommen und hätten ihn aus seiner Wohnung verwiesen. Damit sei für ihn eine Grenze erreicht gewesen. Er habe ihr erklärt, dass er die Scheidung wolle, zu der es im August 2020 im Kosovo dann auch gekommen sei.