Landrat Marcel Musolf (links) hat dem Reichenbacher Bürgermeister Bernhard Richter die Wahlprüfungsurkunde übergeben. Foto: /Karin Ait Atmane

Der Reichenbacher Bürgermeister Bernhard Richter startet in seine fünfte Amtszeit. In der Brühlhalle wurde er festlich in sein Amt eingesetzt. Die Wahlprüfungsurkunde wurde ihm von Landrat Marcel Musolf überreicht.

„Wenn der Bürgermeister seine Pflicht tut, werden kaum vier da sein, die ihn mögen.“ So zitierte Landrat Marcel Musolf aus einer Predigt Martin Luthers. Einsam muss sich der wiedergewählte Bernhard Richter aber trotzdem nicht fühlen, für ihn gab es jüngst in der Brühlhalle formal eine öffentliche Gemeinderatssitzung, viele anerkennende Worte und noch mehr Gäste.

 

Richter sei einer, der auch mal „klare Kante“ zeige, da waren sich die Grußwort-Redner einig. Er sei „um ein offenes Wort nicht verlegen“, so Musolf, der auch Richters Wirken in verschiedenen Funktionen im Landkreis hervorhob. Rudi Munz nahm als ältester Reichenbacher Gemeinderat die Verpflichtung des Bürgermeisters vor. Er schrieb dem Wiedergewählten „Tatkraft und Durchsetzungsvermögen“ zu. Gleichzeitig gelinge es ihm, Menschen zu Kompromissen zu führen und so oft einvernehmliche Beschlüsse zu erreichen, was anfangs keiner gedacht hätte. Das bestätigte auch Richters Plochinger Kollege Frank Buß: „Man weiß bei ihm immer, woran man ist“, sagte er. Im Verhältnis beider habe es gute und schlechte Zeiten gegeben, aber sie hätten immer wieder zusammengefunden.

Richter beklagt sich über „Hass und Hetze“ im Netz

Frank Buß sprach auch die Stimmung in der Gesellschaft an, die es nicht einfacher mache, dieses Amt auszuüben. Diese sei derzeit geprägt von „Jammern auf hohem Niveau“ und aufgeheizten Diskussionen, vor allem, wenn es um Veränderungen vor der eigenen Haustür gehe.

Auch Richter selbst, auf die oft einvernehmlichen Beschlüsse im Reichenbacher Gremium durchaus stolz, ging auf die gesellschaftliche Situation ein: Mittlerweile seien die Mehrheiten so dünn, dass sich mehrere Akteure mühsam auf einen Kompromiss einigen müssten – der dann in der Bevölkerung keine Akzeptanz finde. Auch Corona habe vieles zerstört, was an Gemeinschaft da war „und wir haben gemerkt, dass wir gewisse Leute verloren haben“.

Er habe sich vor diesem Hintergrund reiflich überlegt, ob er wirklich noch einmal antreten wolle, die vollen Pensionsansprüche stünden im ohnehin schon lange zu. Bestärkt habe ihn, neben den Projekten, die er gern vollenden wolle, der Zuspruch aus den Gemeinderatsfraktionen. Die Zeit vor der Wahl sei trotzdem schwer gewesen, räumte Bernhard Richter ein, er habe „vier Monate Hass und Hetze“ aus Reichenbacher Facebook-Gruppen zu spüren bekommen. Dass ihm das durchaus naheging, zumal auch seine Familie betroffen war, war auch an diesem Abend unverkennbar. „Ich habe ein dickes Fell, das ist da manchmal weich geworden“, sagte er.

Unzufriedenheit über Wahlbeteiligung

Mit der Wahlbeteiligung von 45 Prozent war der langjährige Rathauschef Bernhard Richter ebenfalls nicht wirklich zufrieden. Aber knapp 55 Prozent davon haben ihn am 20. Oktober wiedergewählt, womit er nun ins 33. Jahr als Bürgermeister geht. „Jetzt haben Sie mich wiedergewählt, jetzt haben Sie mich halt“, sagte der 60-Jährige, „aber mit Herz und Seele“.