Reizvoll: die Grachten in Amsterdam. Für Besucher wird die Fahrt jetzt teuer. Foto: dpa

In Amsterdam geht der Sradtrat rigide gegen Touristen vor und gegen diejenignen, die mit ihnen Geschäfte machen. Droht da eine Ökodiktatur?

Amsterdam - Fons de Visscher versteht die Welt nicht mehr. Seit 35 Jahren betreibt er in Amsterdam ein Fischgeschäft, jetzt soll er schließen. Denn nach Meinung der Stadt ist es ,,ein Touristenladen,‘‘ im Volksmund verächtlich ,,Nutella-Shop‘‘ genannt. Und Touristenläden sind in Amsterdam unter dem neuen von den Grünen dominierten Stadtrat unerwünscht. „Ich bekam von der Stadt einen Brief per Einschreiben. Darin steht, dass ich mein Geschäft ab Juni schließen muss, weil ich einen Touristen-Shop betreibe,‘‘ sagt Fons de Visscher fassungslos.

Er ist nicht das einzige Opfer der rigiden Politik des grün-links gerichteten Amsterdamer Stadtrates. Auch die Autofahrer sollen bluten. Tausende Parkplätze in der Innenstadt sollen entfallen, die Parkgebühren steigen um 2,50 Euro auf künftig 7,50 Euro die Stunde. ,,Wir sind ein bisschen links und verrückt und regieren nach dem Motto: Sei realistisch und fordere das Unmögliche,‘‘ so begründet Rutger Groot Wassink, Fraktionschef der Grünen (GL) die neue Politik. ,,Amsterdam muss die grünste Stadt Europas werden.‘‘ So soll beispielsweise der Verbrauch von Erdgas in den kommenden zehn Jahren beendet und der Strom, der in Amsterdam verbraucht wird, nur noch mit erneuerbaren Energiequellen produziert werden.

Und wer es künftig wagt, noch als Tourist nach Amsterdam zu kommen, muss finanziell bluten. Geplant ist, die Touristensteuer drastisch zu erhöhen. Bisher beträgt sie sechs Prozent des Übernachtungspreises; bald vielleicht zehn oder mehr Prozent. Die privaten Vermietungen über Airbnb werden verboten. Touristenbusse sollen die Amsterdamer Innenstadt nicht mehr anfahren dürfen, Kreuzfahrtschiffe dürfen im Amsterdamer Hafen nicht mehr ankern. Selbst der Auto- und Fahrrad-Verleih in der Innenstadt für Touristen wird beschränkt. Und: künftig dürfen in Amsterdam keine Shops mehr eröffnet werden, die Fingerfood oder Souvenirs verkaufen. Um die große Wohnungsnot, die die Immobilien- und die Mietpreise in astronomische Höhen getrieben hat, zu lindern, sollen jährlich 7500 Wohnungen gebaut werden. Aus Sicht der Kritiker ist das der einzige Lichtblick. Sie sehen Amsterdam bereits auf dem Weg zu einem Pjöngjang an der Amstel.