Die Landkreisverwaltung appelliert dringend an die Autofahrer: Bitte langsam fahren. Bei Sulzbach an der Murr sind Sperrungen nötig.
Die Wetterfrösche sagen gute Perspektiven voraus, doch für die echten Frösche bergen die kommenden Wochen erhebliche Gefahren – verursacht insbesondere durch den automobilen Menschen. In diesem Frühjahr ist wieder zu erwarten, dass bundesweit Hunderttausende Amphibien auf dem Weg zu ihren Laichgewässern zerquetscht werden.
Umso dringender kommt deshalb der aktuelle Appell aus dem Waiblinger Landratsamt: „Autofahrerinnen und Autofahrer aufgepasst, die Amphibienwanderung beginnt: Bitte langsam fahren!“ Mit der milden Witterung sind Kröten, Frösche & Co. demnächst wieder auf Wanderschaft. Schon ein paar warme Tage können ausreichen, damit sich erste Amphibien wieder auf den Weg zu ihren Laichplätzen machen. Dabei queren die Amphibien auch zwangsläufig Straßen.
Laichgewässer für die Fortpflanzung
Amphibien haben besondere Lebensraumansprüche. Sie brauchen Laichgewässer für ihre Fortpflanzung, Landeslebensräume mit genug Nahrung und feuchten Rückzugsräumen und Winterquartiere, in denen sie die kalte Jahreszeit überstehen können. Deshalb müssen sie jährlich wandern. Und sie sind besonders stark vom Klimawandel und den damit verbundenen Veränderungen von Temperaturen und Niederschlägen betroffen.
Zum Schutz der Amphibien werden jetzt an neuralgischen Stellen im Rems-Murr-Kreis Hinweisschilder aufgestellt. „Die Schilder weisen darauf hin, dass hier besonders viele Amphibien die Straße überqueren und durch den Straßenverkehr gefährdet sind“, erläutert eine Sprecherin der Kreisbehörde.
In der Regel geht es bei Temperaturen über fünf Grad Celsius, bei feuchter Witterung und meist in der Nacht los. Die Tiere kehren zielstrebig an die Laichgewässer zurück, an denen sie sich selbst von der Kaulquappe zum Frosch oder zur Kröte entwickelt haben, um dort ihre Eier abzulegen. Dabei müssen sie zwangsläufig auch Straßen queren, wobei schon geringe Verluste den Populationen nachhaltig schaden können.
Miriam Plappert, Naturschutzreferentin des Bunds für Umwelt und Naturschutz (BUND) Baden-Württemberg, sagt: „Wir hoffen, dass viele Tiere in diesem Jahr den Weg zu ihren Laichgewässern finden. Mehr als 140 Gewässer haben die Beteiligten vor Ort in unserem Projekt 220 Amphibiengewässer bereits für sie saniert. Diese Einladung nehmen hoffentlich viele Frösche, Molche und Co. an. Denn bei 14 von unseren 19 heimischen Amphibienarten sind teils deutliche Bestandsrückgänge zu verzeichnen. Mit unserem gemeinsamen Projekt steuern wir aktiv gegen und sorgen für mehr Lebensräume.“
Auch im Rems-Murr-Kreis gibt es zahlreiche Schutzanlagen aus Amphibientunneln und Leitelementen, diese verbinden die wichtigen Lebensräume der Amphibien miteinander und helfen so, die biologische Vielfalt zu sichern.
Beim Eschelhof Wege gesperrt
Wo es keine fest installierten Schutzanlagen für Amphibien und andere Kleintiere gibt, unterstützen viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer die Amphibienwanderung, indem sie an einzelnen Streckenabschnitten mobile Zäune aufstellen und die Tiere nachts mit Eimern sicher auf die andere Straßenseite bringen. Gerade in diesen Bereichen, so das Landratsamt, sollte man besonders vorsichtig und mit angepasster Geschwindigkeit fahren.
An bestimmten Gebieten im Rems-Murr-Kreis sind allerdings weitergehende Initiativen nötig. So wird aufgrund der besonderen örtlichen Situation beim Bereich des Eschelhofes bei Sulzbach an der Murr die Durchfahrt an drei Gemeindeverbindungswegen gesperrt.
Ebenfalls besteht für die Gemeindeverbindungsstraße zwischen Abzweigung von der B 14 auf Markung Sulzbach an der Murr und der Einmündung in die K 1813 (bekannt als Fischbachsträßle) während der Amphibienwanderung ein nächtliches Durchfahrtsverbot für den Zeitraum von 19 bis 7 Uhr. Dieses Durchfahrtsverbot besteht voraussichtlich bis Ende April 2025.