Ein Porsche Typ 128/5 schwimmt auf dem Max-Eyth-See in Stuttgart im Jahr 1941. Foto: Porsche

Kuriose Produkte von Porsche: Das erste Schwimmfahrzeug ging im Max-Eyth-See unter.

Stuttgart - Schnittige Schlitten aus dem Konstruktionsbüro von Porsche kennt jeder. In der Regel sind diese kräftig motorisiert und für den schnellen Ritt über den Asphalt gedacht. Die Konstrukteure entwickelten aber auch fahrbare Untersätze für ganz andere Elemente.

Zum Beispiel für rasante Fahrten über Eis und keinen geringeren als den Profi-Sportler Georg Hackl. Er brauchte für die Olympischen Winterspiele 2002 dringend einen Rennschlitten, mit dem er die Konkurrenz im Eiskanal weit hinter sich lassen wollte. Gemeinsam entwickelten der Sportler und Porsche-Ingenieure ein Modell, mit dem Hackl schließlich eine Silbermedaille für Deutschland holte.

Auch Mercedes wurde im Porsche-Werk gebaut

Die Ulrich Alber GmbH aus Albstadt legte weniger Wert auf Windschnittigkeit als auf raffinierte Antriebstechnik und Komfort. Die Firma entwickelt und baut Rollstühle. Mit Hilfe der Porsche-Ingenieure hat sie seit 2004 ein Modell mit vollgefedertem Fahrwerk im Angebot, das elektrisch angetrieben wird. Zudem lässt sich der Rollstuhl für Autofahrten zusammenklappen und im Kofferraum verstauen.

Die beiden Beispiele machen deutlich, dass Ferdinand Porsche nicht mit dem Tunnelblick auf den Sportwagen durchs Leben ging, sondern seit der Gründung seines Konstruktionsbüros im Jahr 1931 durchaus kunden- und anwendungsorientiert entwarf und konstruierte. Zu seinen Kunden zählten beispielsweise Harley Davidson, die Auto-Union, die Adam Opel AG, ja selbst die Daimler-AG. Aus der Kooperation zwischen Auftraggebern und Ingenieuren entstanden Fahrzeuge wie die Harley V-Rod, der P-Rennwagen, mit dem Fahrer wie Hans Stuck und Bernd Rosemeyer 30 Grand-Prix-Siege und 15 Weltrekorde einfuhren, der Opel Zafira und der Mercedes-Benz 500 E, der fünf Jahre lang sogar im Zuffenhausener Porsche-Werk gebaut wurde.

Der Schwimmwagen vom Max-Eyth-See

Aber weg von der Erde und zurück zu den anderen drei Elementen: Das kurioseste Modell dieser Produktpalette ist ein Schwimmwagen, dessen Entwicklung der deutsche Generalstab im Juni 1940 bei Ferdinand Porsche einforderte. Die Ansprüche waren hoch: "Das Auto sollte schwimmen können und geländefähig sein, damit es bei den motorisierten Infanterie-Einheiten eingesetzt werden konnte", erzählt Wolfgang Zwinz.

Der Heimatforscher ist dafür bekannt, dass er seine Briefe mit dem Satz beendet: "Viele Grüße aus dem schönen Hofen." Seit Jahren widmet er sich der Geschichte, die sich auf und entlang des Neckars abspielte, er hat ein Zahlengedächtnis, auf das man neidisch werden könnte und plaudert gern über die Geschehnisse rund um den Max-Eyth-See. Kein Wunder also, dass er auf das Schwimmfahrzeug aufmerksam wurde - schließlich spielt der Max-Eyth-See darin eine mehr oder weniger tragende Rolle.

Der erste Wagen ging sang- und klanglos unter

Porsche baute also auf Basis des allradangetriebenen VW Kübelwagens die ersten Prototypen, doch deren Schwimmfähigkeit war in Feuerbach beim besten Willen nicht zu testen. Im September 1940 rollte deshalb der erste Prototyp des Wagens in Hofen an.

Mit Spannung verfolgten die Konstrukteure, wie der Wagen ins Wasser glitt - und mit Entsetzen, wie er sang- und klanglos unterging. "Der Fahrer erreichte schwimmend das Ufer und konnte von dort aus das rote Kontrolllämpchen der Zündung auf dem Armaturenbrett sehen", hat Wolfgang Zwinz recherchiert. "Vermutlich", so Zwinz, "war der Motordeckel nicht geschlossen."

1942 ging der Schwimmwagen in Serie

Bevor sich jetzt einige Porsche-Fans auf den Weg machen, um den Schatz zu heben - es wäre vergebliche Liebesmüh. Die Feuerwehr, hat Zwinz herausgefunden, habe "den Wagen mit einer Seilwinde an Land geholt, zur Seite gekippt und wie eine Wanne ausgeleert". Und weil dem Ingenieur bekanntlich nix zu schwer ist, lief der Schwimmwagen nach einer knappen Stunde und einigen Arbeiten am Motor wieder an. Die Tests konnten weitergehen.

Im Jahr 1942 ging der Schwimmwagen mit verkürztem Radstand in Serie. Bis 1944 wurden insgesamt über 14000 Exemplare in Fallersleben gebaut. Die Fahrzeuge erreichten eine Geschwindigkeit von zehn Kilometern pro Stunde.

Zum Ende des Kriegs wurde der Max-Eyth-See trockengelegt

Weitere Testfahrten gab es am Max-Eyth-See damals allerdings nicht mehr: Weil die Militärs den Flugzeugen bei Luftangriffen die Orientierung erschweren wollten, wurde der See vom Neckar getrennt und trockengelegt. Das Ende der Kriegsgeschichte ist bekannt.

Der schwimmende Kübelwagen ist mit rund 20 weiteren besonderen Exponaten derzeit im Porsche-Museum ausgestellt. Und wer selbst mal mit einem Amphibienfahrzeug in den Neckar eintauchen will, dem sei das nächste Stuttgarter Hafenfest empfohlen: Dort bietet das Wasser- und Schifffahrtsamt Fahrten an.

Porsche Engineering - 80 Jahre Porsche Konstruktionen, bis 11. September im Porsche-Museum. Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags von 9 bis 18 Uhr.