Aus dem Fahrstuhl zur Pressekonferenz – Volker Wissing, Lars Klingbeil und Michael Kellner (v.l.n.r.) informieren über die Gespräche von FDP, SPD und Grünen. Foto: dpa/Kay Nietfeld

Die Ampel macht sich auf den Weg. Eine Chance hat sie nur, wenn sie Kompromisse nicht gleich zerredet, meint unser Berliner Korrespondent Christopher Ziedler.

Berlin - Die Wahrscheinlichkeit, dass Olaf Scholz bald als Ampelkanzler regiert, nimmt weiter zu. Während sich die Union in den Selbstfindungsmodus zurückzieht, drehen SPD, Grüne und Liberale weiter ruhig ihre Sondierungsrunden. Die Verschwiegenheit der Verhandlungsteams zeugt von der Ernsthaftigkeit des Bemühens, eine tragfähige Regierung zu bilden. Das Schweigen ist Gold – würden mögliche Kompromisse schon in der Entstehung öffentlich zerredet, wäre das Unterfangen aussichtslos.

Der Freitag ist mehr als ein Etappenziel

Nun, da die Entscheidung über die Aufnahme offizieller Koalitionsverhandlungen kurz bevorsteht, gehen die Beteiligten nochmals in sich, ob sie das Vereinbarte guten Gewissens verkaufen können. Das wird nicht nur für die Liberalen keine leichte Übung. Auch Sozialdemokraten und Grüne werden Abstriche von ihren Vorstellungen machen müssen, um die FDP an Bord zu holen. Weil es schon jetzt um die großen Kompromisslinien geht und in Koalitionsverhandlungen „nur“ der große Rest geklärt würde, ist der Freitag mehr als ein Etappenziel. Mit der sich mehr und mehr zerlegenden Union ist der Druck zusätzlich gestiegen, das Ampelbündnis dann endgültig auf den Weg zu bringen.