In einem Rucksack hatte der Amokläufer seine Waffen auf das Unigelände transportiert. Foto: dpa/Uwe Anspach

Knapp acht Wochen nach der tödlichen Amoktat von Heidelberg legt die Polizei ihren Abschlussbericht vor. Offenbar hatte er keinen Kontakt zu seinen Mitstudenten.

Der Amokläufer vom Heidelberger Unicampus lebte allein in einer Mannheimer Wohnung, verbrachte seine Zeit mit Egoshooter-Spielen und hatte kaum Kontakt zu seinen Mitstudenten. Dieses Bild zeichnen Polizei und Staatsanwaltschaft in ihrem vorläufigen Ermittlungsbericht, den sie knapp acht Wochen nach der Tat jetzt vorgelegt haben. Demnach habe der 18-Jährige zu keinem seiner Mitstudenten, auf die er am 24. Januar in einem Botanikhörsaal der Heidelberger Universität das Feuer eröffnet hatte, näheren Kontakt gehabt. Wie berichtet starb eine 23-jährige Studentin, acht weitere Kommilitonen wurden verletzt. Der Schütze flüchtete und erschoss sich kurz darauf im Botanischen Garten selbst.

Wie die Ermittlungen ergaben, war der junge Mann schon zuvor in seiner Heimat Berlin als Jugendlicher mehrfach wegen Suizidversuchen in der Psychiatrie gewesen. Demnach habe der 18-Jährige an einer narzisstischen Störung gelitten, die mit einer gesteigerten Kränkbarkeit, einem Hass gegen sich selbst sowie einem sich hieraus entwickelten Hass gegen beliebige andere Personen einhergegangen sein könnte. Nach der ersten Einschätzung eines forensischen Psychiaters, den die Staatsanwaltschaft hinzugezogen habe, spreche vieles dafür, dass diese Problematik überdauert habe. So habe er sich im Verlauf seines ersten Studiensemesters offenbar stark gekränkt und zutiefst missverstanden gefühlt, auch wenn es dafür wohl keinen konkreten Anlass gegeben habe.

Waffenkauf mit Studienkredit

Nach den Erkenntnissen der Ermittler hatte der 18-Jährige bereits vor Weihnachten erste Vorbereitungen getroffen. Im Internet informierte er sich über die Möglichkeit, einen Jagdschein zu erwerben. Dazu kam es allerdings nicht. Stattdessen fuhr er im Januar zum Waffenkauf nach Wien. Für die Kosten des Kaufs hatte er sich einen Studienkredit über 7500 Euro besorgt.

Bei einem Privatsammler und einem Waffenhändler erstand er insgesamt drei Schusswaffen. Die Schrotflinte des Privatsammlers ließ er in Wien zurück. Deshalb bestehe nun lediglich gegen den Waffenhändler ein Anfangsverdacht auf fahrlässige Tötung. Allerdings ist das österreichische Waffengesetz wesentlich liberaler als das deutsche. Demnach sei unklar, ob es hier zu einer Anklageerhebung komme.

Wohl kein rechtsextremes Motiv

Ein rechtsextremes Motiv, über das zwischenzeitlich spekuliert worden war, können die Ermittler nicht erkennen. Zwar habe der 18-Jährige als Jugendlicher kurzzeitig Kontakt zur rechtsextremen Partei „Der III. Weg“, zu einem Eintritt sei es aber nicht gekommen. Es gebe Hinweise, dass der Täter zeitweilig mit rechtsextremen Ideologien sympathisiert haben könnte. Es seien aber keine Tatsachen bekannt geworden, die für die Annahme sprächen, dass diese Sympathie Anlass der Amoktat gewesen sein könnte.