Der Amoklauf von Winnenden beschäftigt noch heute die Gerichte. Foto: dpa

Fast sechs Jahre ist es her, dass ein 17-Jähriger an seiner Ex-Schule in Winnenden ein Blutbad anrichtete. Die Stadt will für die Schäden bei den Eltern Geld eintreiben.

Stuttgart - Die Eltern des Amokläufers von Winnenden haben es Jahre nach der Bluttat ihres Sohnes immer noch mit Schadenersatzforderungen in Millionenhöhe zu tun. Die Stadt Winnenden will sich 5,3 Millionen Euro vor dem Landgericht Stuttgart erstreiten. Ein erster Gütetermin ist an diesem Freitag (14.00 Uhr).

Mit einer gesonderten Klage der Unfallkasse Baden-Württemberg in Höhe von eine Million Euro gegen die Eltern, Jörg K. und Ute K., befasst sich die Kammer am selben Tag ebenso, weil es um die gleichen Themen geht. Der Anwalt des Vaters, Klaus Machanek, ging am Mittwoch nicht davon aus, dass es zu einer Entscheidung in der Sache kommt.

Der damals 17-jährige Tim K. hatte am 11. März 2009 in Winnenden (Rems-Murr-Kreis) und Wendlingen (Kreis Esslingen) 15 Menschen und sich selbst erschossen. Die Tatwaffe hatte der Vater, ein passionierter Sportschütze, unverschlossen im Schlafzimmer aufbewahrt. In einem Strafprozess wurde der heute 55 Jahre alte Mann zu einem Jahr und neun Monaten Haft auf Bewährung verurteilt, doch er ging in Revision. In einer zweiten Instanz erhielt er ein Jahr und sechs Monate.

Zwei Millionen Euro Schadenersatz hat die private Haftpflichtversicherung des Vaters, die Allianz, bereits an Kläger ausgezahlt. Eine Million Euro sind noch in einem Topf, der aber nur reine Sachschäden abdeckt. Die Unfallversicherung klagt auf eine Million Euro für Heilbehandlungen bei Schülern, Eltern und Lehrern. Die Stadt Winnenden will Geld beispielsweise für den Schulneubau und die Schäden am alten Gebäude der Albertville-Realschule.

Der Vater von Tim K. hat seinerseits aber auch eine Klage gegen die Psychiatrie am Weissenhof in Weinsberg eingereicht. Er hofft auf eine Freistellung von Schadenersatzansprüchen, weil er eine Mitschuld der Ärzte sieht. Er wirft ihnen vor, die Gefahr erkannt zu haben, die von seinem Sohn ausging, die Eltern aber nicht darüber informiert zu haben. Nach einem Zwischenbericht der Klinik hat Tim K. dort über Hass und Tötungsfantasien gesprochen. Das Landgericht Heilbronn beantragte dazu unlängst ein Sachverständigen-Gutachten.