In Heidelberg sieht man sich mit einer Vielzahl von Falschmeldungen konfrontiert. Foto: AFP/DANIEL ROLAND

Über Whatsapp-Gruppen, Twitter, Facebook und andere Kanäle werden nach dem Amoklauf in Heidelberg massenhaft Gerüchte und Fake-News verbreitet. Der Vorsitzende der Studierendenschaft zeigt sich entsetzt und spricht über die schwierige Situation.

Heidelberg - „Das ist eine Tragödie, wir werden trauern“, sagt Peter Abelmann, der Vorsitzende der Studierendenschaft einen Tag nach dem Amoklaufan der Universität in Heidelberg. Am Montagmittag hatte ein Student in einem Hörsaal um sich geschossen. Drei Studierende verletzte er leicht, eine Studentin so schwer, dass sie später verstarb. Anschließend erschoss sich der mutmaßliche Täter selbst.

Schon kurz danach verbreiten sich in sozialen Netzwerken und über Chats diverse Falschmeldungen. Bilder des angeblichen Täters gingen online, Gerüchte über einen möglichen zweiten Täter griffen um sich und auch über das Motiv wird nach wie vor wild spekuliert. Die Polizei warnte vor der Verbreitung solcher Inhalte.

„Wir sind schockiert darüber, wie viel Falsches verbreitet wurde“, sagt Peter Abelmann. Die Gerüchte und Falschinformationen hätten die ohnehin schon schwierige Situation zusätzlich verschärft. Es gebe an der Uni viele Whatsapp- und Telegram-Gruppen in denen teils Hunderte aktiv seien. Vor allem seit der Pandemie finde ein großer Teil der studentischen Kommunikation dort statt. In einigen Chats seien am Montagmittag viele Nachrichten und Infos verschickt worden. Viele hätten Kontakt zu jemandem gehabt, der im betroffenen Hörsaal saß, Infos wurden entsprechend weitergegeben.

Vieles was verbreitet wird, entbehrt jeglicher Grundlage

Doch was tatsächlich korrekte Informationen und was Falschmeldungen waren, das sei gerade in den ersten Stunden schwer zu unterscheiden gewesen. Abelmann erklärt aber, dass es innerhalb der Studierendenschaft ein Bewusstsein für die Gefahr der Falschnachrichten gebe. Schockiert habe ihn vor allem das, was öffentlich in sozialen Netzwerken geschrieben und verbreitet wurde. Vieles entbehre jeglicher Grundlage.

Ein Beispiel macht das besonders deutlich. Unter anderem wurde das Foto eines Mannes geteilt, der im Camouflage-Anzug mit einer Waffe im Anschlag posiert. Er sei der Amokläufer, behauptete eine Person auf Twitter. Nur kurze Zeit später wurde der Mann massiv angefeindet und sah sich gezwungen, die Sache in einem Video richtigzustellen und die Polizei zu rufen. Das Bild mit der Waffe sei bei einem Dreh entstanden, der Mann ist offenbar Schauspieler.

Enorme Zahl an Medienanfragen

Neben solchen Falschmeldungen oder Gerüchten erzählt Studierendenvertreter Abelmann, dass bei ihm in den vergangnen Stunden eine enorme Zahl an Medienanfragen eingegangen sei. Vor allem gebe es ein großes Interesse an den Schilderungen der direkten Opfer. Diese lehne er momentan aber ab. „Wir stellen uns vor die betroffenen Studierenden“, erklärt er. Er verstehe das große mediale Interesse an der Tat, aber die Opfer wolle man nun schützen. „Sie haben genug gelitten“, sagt der Studierendenvertreter.

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Die aktuelle Situation sei auch für ihn schwer auszuhalten, trotzdem blickt der 32-Jährige nach vorne: „Wir wollen die Freiheit an der Universität schützen und auch künftig keine Waffenkontrollen an den Türen.“