Amoklauf von Winnenden: Widersprüchliche Aussagen im Amok-Prozess gegen den Vater.

Stuttgart - Der Prozess gegen den Vater des Amokläufers von Winnenden und Wendlingen schleppt sich dahin. Am Dienstag hat ein ehemaliger Mitschüler des 17-jährigen Täters Tim K. ausgesagt. Der Lehrling berichtete, Tim und sein Vater hätten ihm und anderen Schulkollegen einmal im Untergeschoss des Hauses der Familie K. mehrere scharfe Waffen gezeigt. Der Vater habe den Waffentresor geöffnet. Das deckt sich jedoch nicht mit dem, was der 20-Jährige bei der Polizei gesagt hatte.

In mehreren Vernehmungen hatte der Zeuge angegeben, Tim habe den Waffentresor mit der notwendigen Zahlenkombination geöffnet. Dann hieß es wieder, der Vater habe den Schrank geöffnet. Auch hatte der angehende Industriemechaniker gesagt, Tim habe erzählt, er kenne die Zahlenkombination für den Waffenschrank. Vor dem Landgericht Stuttgart hörte sich das allerdings anders an: "Ich kann mich nicht erinnern."

Strafe bis hin zur fahrlässigen Tötung

Die Frage, ob Tim K. die Kombination gekannt hat, ist in dem Prozess gegen seinen Vater durchaus von Bedeutung. Derzeit ist der 51-Jährige lediglich wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz angeklagt, weil sein Sohn den Amoklauf mit einer im Kleiderschrank versteckten Beretta begangen hatte. Die Richter der 18. Strafkammer behalten sich jedoch vor, auch eine Verurteilung wegen fahrlässiger Tötung in Betracht zu ziehen. Sollte Tim K. jedoch die Kombination für den Waffentresor gekannt haben, hätte er jederzeit an andere Waffen kommen können. Dann wäre die fahrlässige Tötung vom Tisch. Bisher lässt sich aber keine Version eindeutig belegen.

Wichtig ist auch die Frage, ob der Vater um den psychischen Zustand seines Sohnes wusste. Der Angeklagte, der dem Prozess nicht mehr beiwohnt und auch zum Urteil nicht zwingend erscheinen muss, hat dies in Abrede gestellt. Die Schwester Tims hat sich jedenfalls Sorgen gemacht. Sie schrieb ihrem damaligen Freund übers Internet, ihr Bruder sei "manisch depressiv", er müsse zum Psychiater, man merke, er sei "zerbrochen".

Am morgigen Donnerstag sollen mehrere Gutachter gehört werden. Mit einem Urteil ist in diesem Jahr nicht mehr zu rechnen.