Der Champion: Pat Mahomes nach dem Superbowl-Sieg der Kansas City Chiefs Anfang Februar. Foto: dpa/David J. Phillip

Mehr hat noch nie ein Sportler verdient: Der Quarterback Patrick Mahomes von den Kansas City Chiefs erhält für seinen neuen Zehn-Jahres-Vertrag mehr als eine halbe Milliarde Dollar. Dabei hat er das Maximum nicht mal ausgeschöpft.

Kansas City - Noch ist völlig unklar, wie das Coronavirus die USA verändern wird – die Politik, die Wirtschaft, die Gesellschaft. Für plausible Vorhersagen ist es auch deshalb viel zu früh, weil das Land die Pandemie nicht in den Griff bekommt. Das betrifft natürlich auch den Sport, und trotzdem spielen viele Ligen und Clubs weiter nach ihren ganz eigenen Regeln: Mitten in der Krise haben die Kansas City Chiefs, die Anfang Februar den Superbowl gewannen, ihren Quarterback Pat Mahomes für weitere zehn Jahre an sich gebunden. Mit einem Vertrag, wie es ihn in der Sportwelt noch nie gegeben hat.

Schon länger gilt als sicher, dass Mahomes (24) der künftige Megastar der National Football League (NFL) sein wird. Sein Wurfarm ist einmalig, seine Beine sind schnell, seine Fähigkeit, ein Team zu führen, ist für sein Alter unglaublich, sein Charakter vorbildhaft. Kein NFL-Profi war so jung bereits Meister, wertvollster Spieler im Superbowl und der regulären Saison. Was nur zeigt: Mahomes ist in der Lage, Grenzen zu verschieben – sportlich. Nun tut er es auch finanziell.

Ein selbst im verrückten US-Sport einmaliger Deal

Zuletzt ist der wichtigste Akteur der NFL in der Gehaltstabelle erst nach langem Suchen zu finden gewesen: auf Rang 343. Sein erster Profi-Vertrag, der noch zwei Jahre läuft, brachte ihm vergangene Saison rund 3,5 Millionen Euro ein. Für die Chiefs war er, gemessen an den Summen, die in der NFL sonst bezahlt werden, ein Superschnäppchen. Das wird sich nun ändern. Der neue Zehn-Jahres-Kontrakt, der bis März 2032 gilt, sichert Mahomes inklusive Prämien einen Verdienst von mehr als einer halben Milliarde Dollar (446,5 Millionen Euro). Und wenn er sich verletzen sollte, sind ihm immer noch 124 Millionen Euro garantiert – ein selbst im verrückten US-Sport einmaliger Deal. Der verbunden ist mit einer sportlichen Gewinnprognose. „Jetzt“, meint Mahomes, „jagen wir die Dynastie.“

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An wen er bei diesen Worten gedacht hat, ist offensichtlich: an die New England Patriots. Und an deren langjährigen Quarterback Tom Brady (jetzt Tampa Bay Buccaneers), der gemeinsam mit Trainer Bill Belichick sechs Titel nach Boston holte. Dass Mahomes in der Lage ist, eine ähnliche Geschichte zu schreiben, daran zweifelt niemand bei den Kansas City Chiefs. „Für ihn“, sagt Matt Moore, der Ersatz-Spielmacher des Meisters, „ist keine Bühne zu groß.“ Und trotzdem ist Mahomes sich seiner Rolle bewusst.

Es gibt im gesamten Mannschaftssport keine Position, die ähnlich im Fokus steht wie der Quarterback im American Football. Er lenkt das Spiel, er sagt an, er trägt die Offensive, er motiviert, er hat den größten Druck. Mahomes aber sagt: „Es geht immer um das Team. Einer allein kann nichts gewinnen.“ Entsprechend hat er verhandelt.

Mahomes lässt seinem Club Spielraum

Experten gehen davon aus, dass der Mann, der in den USA schon jetzt das Gesicht seiner Sportart ist, noch mehr hätte verdienen können. Zum Beispiel, indem er seinen Vertrag prozentual an die Entwicklung der Gehaltsobergrenze für Clubs gekoppelt hätte, die sicherlich in den nächsten zwölf Jahren weiter stark ansteigen wird. Oder indem er auf eine kürzere Laufzeit gepocht hätte (was in der NFL üblich ist), um dann mit 28 oder 29 Jahren einen noch besser dotierten Kontrakt abschließen zu können. Oder indem er für seine Unterschrift auf einen höheren Signing-Bonus als die 8,9 Millionen Euro, die er nun angeblich erhält, gedrängt hätte. Es ist zwar absurd, davon zu sprechen, dass sich der künftige Gehalts-Halb-Milliardär Mahomes, der zudem eine begehrte Werbeikone ist, unter Wert verkauft. Doch er hat ganz bewusst nicht das Maximum abgeschöpft – um seinem Club Spielraum zu lassen.

Auch weil das Gehalt von Mahomes in den ersten Jahren geringer ausfällt als gegen Ende seines Vertrags, dürften die Chiefs (trotz der geltenden Obergrenze) in der Lage sein, ein Team zusammenzustellen, das erneut in den Superbowl einziehen kann. Helfen könnte dabei auch, dass es in der NFL selbst bei angesagten Profis nicht unüblich ist, die eine oder andere Saison auf Geld zu verzichten, um an der Seite eines Top-Quarterbacks eine möglichst gute Chance auf einen Meister-Ring zu haben. Dass Mahomes einer dieser Anführer ist, hat er schon bewiesen. Und trotzdem stellt sich natürlich die Frage, ob ein solcher Multi-Millionen-Kontrakt in der Corona-Krise sinnvoll und moralisch vertretbar ist? Aus Sicht von Darrelle Shavar Revis gibt es darauf eine eindeutige Antwort. „Pat Mahomes“, meint der Ex-Profi der Chiefs, „ist jeden Penny wert.“

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