Maximilian Kreutzberger (links vorne) und Marco Heinrich von den Fellbach Warriors vor ihren Football-Idolen Tom Brady (links hinten) und Patrick Mahomes. Foto: Privat

Wenn in der Nacht von Sonntag auf Montag das Finale der National Football League steigt, sitzen auch Maximilian Kreutzberger und Marco Heinrich von den Fellbach Warriors vor dem Fernseher und fiebern mit ihren Idolen Tom Brady und Patrick Mahomes mit.

Fellbach - Es ist der Höhepunkt des Jahres für Football-Fans: der Super Bowl, der traditionell am ersten Sonntag im Februar stattfindet. Diesmal stehen sich im 55. Finale der National Football League (NFL) im Raymond James-Stadium in Tampa Bay in Florida die Tampa Bay Buccaneers und die Kansas City Chiefs gegenüber. Oder anders ausgedrückt: Der ewige Tom Brady spielt gegen seinen supertalentierten Nachfolger Patrick Mahomes.

Keine Frage, es sind vor allem die beiden Quarterbacks (Spielmacher), die im Fokus der Begegnung stehen – auch bei Maximilian Kreutzberger, 19, und Marco Heinrich, 18. Denn die Teenager spielen just auf der gleichen Position bei den Fellbach Warriors, dem American-Football-Team des SV Fellbach. Während Erstgenannter für den 43-jährigen Tom Brady, den wohl besten Quarterback der NFL-Geschichte, schwärmt, schlägt das Herz von Marco Heinrich für den 25-jährigen Patrick Mahomes, der die beste Offensive der besten Liga der Welt anführt.

Maximilian Kreutzberger glaubt an einen Sieg von Tom Brady

„Von Tom Brady kann man nur lernen. Er ist der Beste, den es je gab und auch geben wird“, sagt Maximilian Kreutzberger über den Quarterback, der am Sonntag bereits zum zehnten Mal in einem Super Bowl steht – und der erstmals in der NFL-Historie ein Heimteam in das große Finale geführt hat. Dies gleich in seiner ersten Saison in Tampa, nachdem er zuvor fast zwei Dekaden lang bei den New England Patriots gespielt hatte. Dass die „Bucs“, die erstmals wieder nach 2003 nach der begehrten Vince-Lombardi-Trophy greifen, diese auch gewinnen, davon ist Maximilian Kreutzberger überzeugt. „Wir siegen 31:28, und Tom Brady holt sich seinen siebten Meisterring“, sagt der Student der Fahrzeugtechnik, der im vergangenen September wegen des Studiums von Darmstadt nach Stuttgart umgezogen ist. Seither ist der im Stadtteil Münster wohnende Footballer auch Mitglied bei den Fellbach Warriors und brennt auf seinen ersten Spieleinsatz im neuen Team. Bisher war ihm der ja wegen Corona versagt geblieben. „Langsam, aber sicher wird es Zeit, dass es wieder losgeht. Es kribbelt“, sagt der 1,78 Meter große Quarterback, der bei den Darmstadt Diamonds in der Jugend-Bundesliga gespielt hat. Immerhin sind es jetzt schon rund dreieinhalb Monate, in denen Football in Baden-Württemberg nicht mehr gespielt werden darf.

Die Fellbacher Footballer treffen sich zweimal in der Woche zum Online-Training

Seither treffen sich Maximilian Kreutzberger und Marco Heinrich mit ihren Teamgefährten zweimal in der Woche vor dem PC zum gemeinsamen Fitnesstraining. „Ich laufe außerdem noch viel und mache Krafttraining mit dem eigenen Körpergewicht“, sagt Maximilian Kreutzberger. Marco Heinrich, der aus Urbach kommt und am Gymnasium in Lorch dieses Jahr das Abitur macht, hält sich daheim zusätzlich mit Hanteltraining fit. „Hin und wieder laufe ich auch, aber öfter als vor dem Lockdown nicht“, sagt der 18-Jährige und lacht. Vor eineinhalb Jahren ist er mit seinem Kumpel erstmals ins Training zu den Warriors gegangen, nachdem er bis dahin beim SC Urbach Fußball gespielt hatte. „Ich habe schon immer die Spiele der NFL im Fernsehen angeschaut und wollte es einfach mal selbst probieren“, sagt er. Im Team habe er gleich Halt gefunden, und Spaß habe das Training auch gemacht. Nachdem er zuerst in der Verteidigung aufgestellt worden war, hat ihn der Fellbacher Offensivtrainer Timo Müller irgendwann aufgefordert, ein paar Bälle zu werfen. „Das hat gut geklappt. Ich war selbst überrascht“, sagt Marco Heinrich. Seitdem ist er einer von jetzt drei Quarterbacks im Team mit dem Ziel, möglichst viel Spielzeiten zu bekommen – wenn es denn die Pandemie wieder erlaubt. Über sein großes Vorbild Patrick Mahomes sagt er: „Er kann aus jeder Situation ein gutes Spiel machen. So wie er die Bälle wirft, kann man nur träumen.“

Eine Matheklausur am Montagmorgen

Auch Maximilian Kreutzberger hatte erst die Kickstiefel geschnürt. „Irgendwann hat mir der Teamgeist gefehlt“, sagt er. Nachdem er 14-jährig seinen ersten Super Bowl im Fernsehen gesehen hatte, ist er ins Training der Darmstadt Diamonds und sofort vom Football-Virus infiziert gewesen. Das hat sich bis heute nicht geändert. „Entweder man liebt Football über alles oder gar nicht“, sagt er. Ob er in der Nacht von Sonntag auf Montag (Anpfiff um 0.30 Uhr mitteleuropäischer Zeit) das Spiel der Spiele, das bis in den frühen Montagmorgen andauern wird, live verfolgt, ist noch ungewiss. „Ich schreibe am Montag um acht Uhr eine Matheklausur“, sagt der Student. Ob ihm da zwei Stunden Schlaf reichen werden? Momentan sieht sein Plan eigentlich vor, dass er ins Bett geht und sich das Finale erst nach der Klausur im Internet anschaut. „Aber wahrscheinlich bin ich wegen des Spiels so nervös, dass ich sowieso nicht schlafe und doch schaue“, sagt er. In der Vergangenheit hat er das öfter mit 200 anderen Football-Anhängern in einem Kino in Darmstadt getan. Diesmal wird Maximilian Kreutzberger coronabedingt alleine sein. Allenfalls der eigene Football wird neben ihm auf der Couch liegen.

Marco Heinrich hofft auf einen Sieg von Patrick Mahomes

Auch Marco Heinrich wird wohl alleine schauen – wie immer. „Wir haben ja Homeschooling. Da fällt es nicht so auf, wenn man total verschlafen ist“, sagt der Abiturient mit Leistungskurs Sport. Aber er will unbedingt dabei sein, wenn seinem großen Idol womöglich die erfolgreiche Titelverteidigung gelingt und er mit den Chiefs den zweiten Super-Bowl-Triumph nacheinander bejubeln darf. Im direkten Duell der beiden prominenten Quarterbacks steht es 2:2. Das letzte Aufeinandertreffen 2020 gewannen die Chiefs mit 27:24. Maximilian Kreutzberger hofft freilich, dass Tom Brady 19 Jahre nach seinem ersten Super Bowl im Finale die Revanche gelingt. Damals, 2002, war Patrick Mahomes gerade einmal sechs Jahre alt.