Der schwäbische Kauderwelsch-Dadaist Teddy Teclebrhan brilliert bei der Amazon-Show „Last one Laughing“ – und Torsten Sträter teilt mit ihm den Gewinn.
Stuttgart - Lachen zu können ist ein Privileg des Menschseins, nicht lachen zu dürfen eine Qual. Damit spielt die Wettkampf-Show „LoL“ („Last one Laughing“). Das Akronym „LoL“ wird in der Jugend- und Netzsprache als Begriff für Lachen verwendet (englisch ausgeschrieben: „Laughing out loud“). In der „LoL“-Serie auf Amazon werden deutsche Comedians in ein TV-Studio gesperrt, und wer am längsten keine Miene verzieht, gewinnt. In der gerade beendeten ersten Staffel war das offiziell Torsten Sträter, der Sieger der Herzen aber ist der Zweitplatzierte: Tedros „Teddy“ Teclebrhan.
Der Stuttgarter Dadaist läuft gegen Ende zu großer Form auf und schlüpft mit blondem Schnauzbart in die Rolle des schwäbischen Schwurblers Antoine. „Warsch du davor mal im Fernsehen drin?“, fragt er Anke Engelke, die eine TV-Newcomerin mimt. „Ja, aber mit Heino“, sagt sie. Teddy: „Da warsch du aber nich mit dem zusammen?“ „Haaa!“, ruft Carolin Kebekus, um nicht niederzubrechen – so wie kurz darauf Engelke, die vor Lachen vom Stuhl fällt und ausscheidet.
Bei Teddy bleibt kein Auge trocken
Teddy eliminiert dann munter weiter. Er steckt sein Gesicht in ein „Mona Lisa“-Bild und singt: „Ich bin Mona Lisa, wo sin mein Kippen?“ Er sagt: „Ich bin noch nicht fertig, die Performance isch noch da“, und Sträter stöhnt: „Ja.“ „Ich bin ein klein Hoppelhase“, flötet Teddy hoppelnd in einem absurden Märchen, in dem er nach Prinzen ruft und einen Schatz findet. Dann gibt er einen Rap-Dilettanten („Ich tu dein Zärtlichkeit in mein Herz spüren“) und ringt mit einem Stoffhund. Der Höhepunkt ist eine Geschichte mit Tieren und einem Zwerg. „Was mach mer hier?“, fragen da die Pferde, und die Gnus antworten: „Ich weiß selber nich, was isch.“ Da bleibt kein Auge trocken, allein: Sträter lacht nicht. Dafür grinst Teddy einmal kurz und ist selbst raus.
Das Finale täuscht nicht darüber hinweg, dass die sechsteilige Serie nicht durchweg so lustig war, wie der Gastgeber Bully Herbig glauben machte. Er saß als Lach-Überwacher mit den Eliminierten im Regieraum und schüttete sich aus, während die im Studio Gesichtsverrenkungen machten wie im Monty-Python-Film „Das Leben des Brian“ am Hof des römischen Kaisers – aber kaum je war etwas ähnlich witzig wie dessen komischer Sprachfehler, über den niemand lachen darf, der nicht im Circus landen will.
Mancher Leerlauf wäre vermeidbar
„LoL“ offenbart: Spontankomik ist nicht für alle. Bei Sträter zündete kein Gag, Wigald Boning versuchte es erst gar nicht, Rick Kavanian tat wenig, Mirco Nontschews Parodien wirkten bemüht. Kurt Krömer gelang mit Berliner Schnauze immerhin ein Sketch über einen toten Hund, Anke Engelke platzierte hier und da eine Pointe. Max Giermanns Klaus-Kinski-Imitation funktioniert zuverlässig, Barbara Schöneberger scheiterte mit Ansage als Erste – weil sie gern und viel lacht. Carolin Kebekus, als Einzige gut vorbereitet, imitierte auf Zuruf unterschiedliche Fürze von Baby bis Bier und trug eine lange Liste alternativer Wortschöpfungen für weibliche Masturbation vor. Womit das Niveau der Show umschrieben wäre.
Der Zuspruch war groß, Bully Herbig hat bereits die zweite Staffel angekündigt. Vielleicht feilt er noch an der Dramaturgie: Mancher Leerlauf wäre zu vermeiden, wenn es nicht freigestellt wäre, etwas aufzuführen, sondern verpflichtend.
Sträter zeigt Größe
Teddy Teclebrhan hat die Bühne genutzt, wie man es von Entertainern erwarten darf – und sein Repertoire nur angekratzt. Sollte er wieder teilnehmen, könnte er noch den reaktionären schwäbischen Grantler Ernst Riedler („Kontrolle isch gut – Verachtung besser!“) auspacken. Als Antoine schiebt Teddy auf Youtube direkt den Song „Mona Lisa“ nach.
Sträter hatte die Größe, ihm die Hälfte des Preises von 50 000 Euro zu überlassen. Beide spenden das Geld, der eine an die SOS-Kinderdörfer, der an andere an ein Hilfsprojekt im krisengeschüttelten Eriträa, aus dem seine Eltern einst nach Schwaben geflüchtet sind.