Diese drei Gebäude würde der Verein Adapter gerne nutzen. Foto: Stadtvermessungsamt/Adapter

Der Verein Adapter ist Teil des IBA ’27-Netzwerkes und kann sich ein Pilotprojekt für neue Wohnformen in einigen Bestandsgebäuden auf dem bisherigen Betriebsgelände vorstellen.

S-Ost - Das vier Hektar große Betriebsgelände der Energie Baden-Württemberg (EnBW) AG mitten im Stuttgarter Osten soll zu einem Vorzeigequartier werden. Der Energieversorger will einen dreistelligen Millionenbetrag in die Um- und Neugestaltung investieren, ein städtebaulicher Wettbewerb dafür ist bereits entschieden, gerade wird ein Bebauungsplan vorbereitet. Bis zum Umbaubeginn wird aber noch einige Zeit vergehen. Deswegen regen der Stöckachtreff und der Verein Adapter jetzt eine Zwischennutzung mit innovativen Wohnformen an.

Die Idee

Der Stuttgarter Verein Adapter will das Areal für ein Pilotprojekt zur Schaffung neuen Wohnraums nutzen. In dem wissenschaftlich begleiteten Projekt sollen mit Hilfe eines „für den Innenausbau konzipierten modularen Paneel-Systems“ in bestehenden Gebäuden neue Wohnformen entstehen. Ein weiteres Ziel des Projekts ist nach der jetzt veröffentlichten gemeinsamen Stellungnahme des Vereins und des aus Bürgern aus dem Stadtteil bestehenden Stöckachtreffs: „Unter aktiver Beteiligung von Eigentümer*innen, Nutzer*innen und Interessierten sollen gemeinsame Konzepte erarbeitet werden, wie Stadträume gestaltet, belebt und verknüpft werden können.“ Das Projekt könne ein Leuchtturmprojekt der Internationalen Bauausstellung (IBA) 2027 werden.

Der Verein

Ziel des gemeinnützigen Vereins Adapter e.V. „ist die Förderung von Teilhabe der Stadtgesellschaft an der Gestaltung des urbanen Lebens- und Wohnraums“. Entstanden ist die Idee dafür im Jahr 2017, als sich an einem Abend Studierende aus den Bereichen Architektur und Städtebau, die auch befreundet sind, in der Küche einer Wohngemeinschaft trafen und über die Frage diskutierten, „wie wir selbst gerne in einer Stadt wie Stuttgart wohnen möchten“, ist auf der Webseite des Vereins zu lesen. Die Idee wurde an der Universität Stuttgart weiterentwickelt, im Juni 2018 gab es einen ersten Test in einer leer stehenden Gewerbefläche, im Oktober 2019 wurde dann der Verein gegründet. Vereinssitz ist in der Heinrich-Baumann-Straße im Stadtteil Stöckach, also nur wenige Schritte vom EnBW-Areal entfernt. Großes Ziel ist die Verwirklichung eines möglichst zweijährigen Wohnprojektes auf Zeit – wie jetzt für das EnBW-Betriebsgelände angedacht.

Das Areal

Das EnBW-Areal zwischen Hackstraße, Heinrich-Baumann-Straße, Stöckachstraße, Metzstraße und Schwarenbergstraße ist vier Hektar groß, einst arbeiteten dort bis zu 1000 Mitarbeiter der EnBW-Vorgängerunternehmen für die Energieversorgung der Landeshauptstadt. Bis Ende dieses Jahres soll das Areal geräumt sein. Den städtebaulichen Wettbewerb für „den neuen Stöckach“, wie das Energieversorgungsunternehmen das Projekt nennt, hatte Ende vergangenen Jahres ein Netzwerk aus Architekten, Stadt- und Landschaftsplanern mit dem Namen “tong+” gewonnen. Das Siegerteam überarbeitet die Entwürfe gerade.

Das Pilotprojekt

Laut Richard Königsdorfer vom Verein Adapter sind die Ideen im März im Stöckachtreff vorgestellt worden. Kontakt gebe es zum Gewinnerteam des Wettbewerbs und zur EnBW selbst, auch zur Bezirksvorsteherin von Stuttgart-Ost, Charlotta Eskilsson. Der Verein hat sich für eine Zwischennutzung auf drei Gebäude konzentriert: den Gebäudekomplex an der Stöckachstraße, das Gebäude mit der Sporthalle und das Verwaltungsgebäude an der Hackstraße. Da dieses nach den bisherigen Entwürfen des Wettbewerbsgewinners abgerissen werden soll, kommt es für eine Zwischennutzung wohl nicht in Frage. Der Energieversorger selbst hat sich mit dem Thema noch nicht abschließend befasst, steht einer Zwischennutzung aber offen gegenüber, wie auch früher schon immer wieder zu hören war. Da auch bei der EnBW viele Mitarbeiter zurzeit im Home Office arbeiten und die Abstimmungsprozesse deswegen etwas komplizierter sind, will sich das Unternehmen kommende Woche zu dem Thema äußern.