Separatisten rufen zu einem „Herbst der Proteste“ in Katalonien auf und der spanische Außenminister sähe inhaftierte Politiker lieber auf freien Fuß.
Barcelona - Hunderttausende Katalanen haben am Nationalfeiertag Kataloniens die Unabhängigkeit ihrer Region gefordert. Nach Angaben der Organisatoren meldeten sich online 470 000 Teilnehmer zu dem „Diada“-Marsch in Barcelona an. Die örtliche Polizei schätzte die Teilnehmerzahl auf eine Million
Um 17.14 Uhr hielten die Demonstranten zu einer Schweigeminute inne, um an den 11. September 1714 zu erinnern, als Barcelona im Spanischen Erbfolgekrieg kapitulieren musste. Viele trugen T-Shirts oder Schilder mit dem offiziellen Slogan „Lasst uns die katalanische Republik schaffen“. Rufe nach „Freiheit“ und „Unabhängigkeit“ wurden laut.
Regionalpräsident Quim Torra sagte, vorrangiges Ziel der Proteste sei neben der Forderung nach Unabhängigkeit Unterstützung für die inhaftierten Separatisten, deren Prozesse wegen Rebellion und Machtmissbrauchs Ende des Jahres beginnen sollen. „Ich werde keine (Schuld-) Urteile akzeptieren und ich appelliere an alle freigeistigen Bürger, sie auch nicht zu akzeptieren“, sagte er.
Zentralregierung verhinderte Sezession Kataloniens
Torra betonte aber auch, dass seine Regierung eine offene Konfrontation mit der spanischen Justiz abgelehnt habe, indem sie die in Katalonien in ihr unterstehenden Gefängnissen einsitzenden Separatisten nicht einfach freilasse.
Der spanische Außenminister Josep Borell sagte dazu in Straßburg, er persönlich hätte es vorgezogen, wenn die separatistischen Politiker vor ihren Prozessen nicht präventiv inhaftiert worden wären. Es wären auch andere Vorsichtsmaßnahmen möglich gewesen, der Richter habe aber so entschieden „und man muss seine Unabhängigkeit respektieren“.
Vor knapp einem Jahr verhinderte die Zentralregierung in Madrid mit Unterstützung hoher Gerichte die in einer als illegal abgelehnten Volksabstimmung befürwortete Sezession Kataloniens.