Volksläufe sind in der Corona-Krise verboten – der Veranstalter des Ossiloop hat einen Kniff entdeckt, wie ein Freizeitlauf dennoch gehen kann. Foto: Baumann

Der Ossiloop ist einer der traditionsreichen Breitensportveranstaltung im Norden der Republik – er findet auch 2020 statt, dem Coronavirus zum Trotz. Dem Organisator ist ein besonderer Kniff eingefallen.

Leer - Sport in Deutschland hat Pause? Alle Großveranstaltungen abgesagt? Stimmt. Aber nicht ganz. Der Ossiloop ist einer der traditionsreichen Breitensportveranstaltung im Norden der Republik. 3000 Langstreckler trafen sich im vergangenen Jahr im ostfriesischen Leer, um bei dem Etappenlauf an den Start zu gehen. Das war Rekord. Der wird in diesem Jahr locker übertroffen, denn tatsächlich findet der Ossiloop erneut statt. Am kommenden Dienstag startet die erste 11,2 Kilometer lange Etappe.

Es ist die 39. Auflage, und schon der Titel „Ossiloop anners“ macht deutlich, dass diesmal alles ein bisschen „anners“ ist. Denn natürlich ist bei dem Lauf Corona-bedingt nichts wie gewohnt. Die Veranstalter haben einen Weg gefunden, auch in den Zeiten des Kontaktverbots und der Abstandspflichten einen Volkslauf durchzuführen. Eine App macht alles möglich. Nun werden dienstags und freitags tausende Läufer gleichzeitig unterwegs sein – nur wird es keinen Massenstart geben und kein langer Pulk macht sich 2020 auf den Weg, um in sechs Etappen den Weg von Leer zum Meer zurückzulegen. Tatsächlich läuft jeder Teilnehmer zuhause Strecken seiner Wahl. Die App kontrolliert, dass am richtigen Tag die korrekte Distanz zurückgelegt wird. Die Läufer sind mehr oder weniger gleichzeitig und mit Startnummer unterwegs, auch wenn das Zeitfenster der App einen Spielraum lässt, wann gelaufen werden kann. Es gibt auch Teamwertungen. So soll sich das Gemeinschaftsgefühl einstellen, das die Langlauf-Familie schätzt. Ein Gefühl, das übrigens auch durch einen Ossiloop-Gottesdienst gestärkt werden soll, der auf YouTube zu sehen sein wird.

Anmeldungen kommen aus aller Welt

Die Idee des Turnierorganisators Edzard Wirtjes ist auf gewaltige Resonanz gestoßen. „Wir hatten bis Mittwoch schon rund 2900 Anmeldungen“, sagte er, aber noch bis zum Samstagabend kann gemeldet werden – und zwar entweder online unter www.ossiloop.eu (dort erfährt man weitere Einzelheiten) oder per E-Mail unter der Adresse ossilauf@spass-mit-sport.de. Aktuell gehen rund hundert Anmeldungen täglich ein. Die erste Etappe startet am kommenden Dienstag. Während der traditionelle Ossiloop eine eher regionale Veranstaltung ist, weil die Startzeit um 19 Uhr abends zu spät für weite Anreisen ist, kommen diesmal die Teilnehmer aus der ganzen Welt.

„Das hat mich total umgehauen“, sagt Wirtjes. „Wir haben Anmeldungen aus den USA, aus Chile, aus Neuseeland und natürlich aus ganz Deutschland.“ Auch Prominenz hat sich angesagt. Unter den Startern befindet sich zum Beispiel Sasa Stanisic, der aktuelle Preisträger des Deutschen Buchpreises, der Autor Thomas Pletzinger, dessen Biografie „The Great Nowitzki“ gerade in den Bestsellerlisten steht oder der in Stuttgart lebende Schauspieler Holger Stockhaus, der im Norden Kultstatus hat, weil er in den Ostfrieslandkrimis im ZDF die Rolle des Bestatters Habedank ausfüllt.

In diesem Jahr geht es deshalb nicht um Bestzeiten. Das sei nicht die Zeit, sich im Wettkampf zu messen, erläutert Organisator Wirtjes zur Begründung. Die sechs Etappen sollen eine willkommene Ablenkung sein, die „moderate Belastung soll das Immunsystem stärken“. Die Veranstalter appellieren an die Teilnehmer, kreativ bei der Streckenauswahl zu sein. Außerdem ging schriftlich eine eindringliche Bitte an die Läufer: „Lauft wirklich allein oder mit den Personen aus eurem Haushalt.“ Da es keine Zeitwertung gibt, werden die Preise diesmal ausgelost. Auch das ist eine Neuerung.