Die Haltestelle am Augsburger Platz wird stadtauswärts verlegt und mit einem 80-Meter-Hochbahnsteig versehen. Foto: Nagel

Auf der Linie U 1 sollen 80-Meter-Züge fahren. Die SSB muss deshalb zwölf Bahnsteige baulich erweitern. Der am Augsburger Platz wird sogar verlegt und ein neuer errichtet.

Bad Cannstatt - Die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) will auf der Stadtbahnlinie U 1, die in den Stoßzeiten völlig überlastet ist, 80 Meter lange Züge einsetzen. Doch dafür müssen in den kommenden Jahren etliche Hochbahnsteige verlängert werden. Insgesamt sind es zwölf. Drei in Heslach, vier in Fellbach und in Bad Cannstatt sind es sogar fünf. Ein Kraftakt, nicht nur finanziell. Denn die Haltestellen müssen natürlich unter laufendem Betrieb ausgebaut werden. „Die Abstimmungsgespräche mit den städtischen Ämtern sind noch nicht abgeschlossen“, sagt SSB-Chefplaner Volker Christiani. Ziel sei, im kommenden Jahr die verschiedenen Haltestellenpläne in den jeweiligen Bezirksbeiräten sowie im Fellbacher Gemeinderat vorzustellen. Da jedoch auch noch Zuschüsse bei Bund und Land beantragt werden müssen und die Genehmigungsverfahren ebenfalls Zeit brauchen, werde es 2021, bis die ersten Bagger anrücken. „Das Projekt insgesamt wird wohl vier Jahre dauern“, so die Prognose des Chefplaners. So lange wird auch der Expressbus unterwegs sein.

Der Bahnsteig Wilhelmsplatz ist zwar bereits verlängert worden, dennoch stehen in Bad Cannstatt fünf Haltestellen auf der Agenda: Uff-Kirchhof, Nürnberger Straße, Antwerpener Straße, Beskidenstraße sowie der Augsburger Platz. „Da es dort jedoch keinen Platz für einen mehr als 80 Meter langen Hochbahnsteig gibt, müssen wir die Haltestelle verlegen“, sagt Volker Christiani. Der neue Halt ist etwa auf Höhe der beiden Tankstellen geplant und liegt damit nur noch etwa 320 Meter vom nächsten in der Nürnberger Straße entfernt. Für Christiani kein Problem, da beide unterschiedliche Einzugsgebiete haben. Der Vorteil der Haltestellenverschiebung: Am Augsburger Platz können endlich vernünftige, oberirdische Übergänge für Radfahrer und Passanten gebaut werden. Was die Verlängerung der Hochbahnsteige an den übrigen vier Haltestellen angeht, so gibt es bautechnisch keine Probleme. Im Gegenteil, der Halt in der Nürnberger Straße erhält sogar einen zweiten Zugang.

Sorgen in Heslach

Keine Sorgen bereiten den SSB-Verantwortlichen auch die neuen Haltestellen auf Fellbacher Gemarkung. Hier ist man schon seit geraumer Zeit in sehr positiven Gesprächen und Vorplanungen. Vor allem, was die Endhaltestelle Lutherkirche angeht. Etwas Sorgen machen dem Chefplaner dagegen die drei Haltestellen in Heslach. So liegt zum Beispiel der Hochbahnsteige am Bihlplatz im Kurvenbereich, weshalb die Planer bei einer Erweiterung zwingend in den Gleisbereich eingreifen müssen. „Hier gibt es bau- und gleistechnisch einige Nüsse zu knacken, zumal hier auch noch der SSB-Betriebshof liegt“, so Volker Christiani. Was das Gesamtprojekt kosten wird, können die SSB-Verantwortlichen heute noch nicht sagen. „Das Projekt schlägt insgesamt sicher mit einem mehrstelligen Millionenbetrag zu Buche“, so Christiani. Diese hohe Summe, die für nachträgliche Hochbahnsteigverlängerungen ausgegeben werden muss, hat bei der Cannstatter CDU für kritische Fragen gesorgt. Die Christdemokraten zeigten sich verwundert, dass die beiden neuen Haltestellen an der Wilhelma (U 14) und in der Pragstraße (U 13/ U 16) nur mit Kurzbahnsteigen ausgestattet wurden. Volker Christiani: „Auf beiden Streckenästen werden sicher nie 80 Meter lange Stadtbahnen im Regelbetrieb zum Einsatz kommen“. Der Grund: Ein entsprechend großer Bahnsteig sei mangels Platz in der Badstraße gar nicht möglich gewesen. „Und um diese Linie zu entlasten, wurde auch die U 16 installiert.“

Kein Spielraum am Daimlerplatz

Ähnlich habe man mit der Linie U 2 verfahren. Hier war für die Planer am Daimlerplatz definitiv kein Spielraum mehr für einen 80 Meter langen Hochbahnsteig. Seit 2017 lässt die SSB deshalb zusätzlich die Linie U 19 zwischen Bad Cannstatt und Neugereut pendeln, um die ebenfalls übervollen Stadtbahnzüge der U 2 zu entlasten.