Viele Materialien, die im Altpapier landen, gehören dort gar nicht hin. Was gilt eigentlich alles als Papiermüll? Foto: dpa/Patrick Pleul

Was gehört eigentlich ins Altpapier und was nicht? Simple Frage, denken sich da manche. Doch dann steht man mit dem Hochglanzkatalog oder dem Briefumschlag mit Plastiksichtfenster etwas bedröppelt vor der Altpapiertonne und weiß nicht weiter. Wir haben nachgefragt.

Stuttgart - Die Nudel-Firma Barilla will noch im Jahr 2020 das Plastiksichtfenster in ihren Nudelverpackungen abschaffen, wie sie in ihrem „Sustainability Report“ aus dem Jahr 2019 schreibt. Das soll die Entsorgung im Altpapier vereinfachen. Wer die Nudelverpackung samt Plastikfenster immer im Altpapier entsorgt hat, der fragt sich jetzt vielleicht: Was gehört eigentlich alles ins Altpapier und welche Materialien sollten lieber im Restmüll entsorgt werden?

Martin Drews, der Bereichsleiter für Rohstoffe beim Verband Deutscher Papierfabriken, lobt die größtenteils sortenreine Qualität des Altpapiers. Mittlerweile werde rund dreiviertel der deutschen Papierproduktion mit Altpapier abgedeckt. Doch immer wieder gebe es natürlich auch Materialien, die nicht in den Papiermüll gehören. „Tetrapacks zum Beispiel haben zwar einen Papierfaseranteil, bestehen aber auch aus Kunststoff und Aluminium“, erklärt Martin Drews. Diese Materialien werden jedoch beim Sortieren des Mülls herausgefischt.

Doch auch Dinge wie Klebebänder, Etiketten, Sichtfenster in Briefen (oder auch Nudelverpackungen) gehören eigentlich nicht ins Altpapier. Wer sich jedoch bis jetzt die Mühe gemacht hat, Etiketten in mühsamer Kleinarbeit von Paketen zu kratzen, kann in Zukunft seine Fingernägel schonen: Diese Stoffe werden nämlich in einer Art „Thermomix“ für Altpapier, wie Martin Drews den Prozess zur Veranschaulichung nennt, herausgefiltert. „Das Papier wird darin mit Wasser gemischt“, sagt der Bereichsleiter. Dies ist die Grundvoraussetzung für die Verarbeitung von Altpapier: Die Materialien müssen sich im Wasser auflösen können. Alles, was sich nicht auflöst, wird entsorgt.

Welche Dinge gehören nicht ins Altpapier?

Milchkartons, Tapeten, Kaffeefilter, Windeln und Fotos, Pringles-Verpackungen, jegliche Art von Hygienepapieren, Küchenrolle und Haftnotizzettel, die kleben, sollten ebenfalls nicht im Papiermüll landen. Außerdem ein besonderes Thema: Kassenzettel, Fahr- und Eintrittskarten. Diese sind nämlich oftmals mit der wasserlöslichen Chemikalie Bisphenol A behandelt, das laut Umweltbundesamt hormonell wirkt und Einfluss auf Fruchtbarkeit hat sowie mit Krebs in Zusammenhang gebracht wird. Einige Supermärkte haben nun allerdings Bisphenol A-freie Kassenzettel, die als recyclebar gelten. Wer sich jedoch nicht ganz sicher ist, sollte seinen Bon lieber im Restmüll entsorgen. Das Umweltbundesamt macht jedoch darauf aufmerksam, dass das Label „Bisphenol A-frei“, nicht unbedingt etwas zu bedeuten hat, da als Ersatzstoff für Bisphenol A oftmals andere Stoffe aus der Bisphenol-Familie genommen werden, zu deren gesundheitlichen Risiken noch nicht genügend Informationen zur Verfügung stehen.

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Auch Pizzakartons können in der Regel im Altpapier entsorgt werden. Aber nur, wenn sie auch sauber sind. Mit Öl und Tomatensoße durchtränkte Kartonagen gehören in den Restmüll.

Was ohne Bedenken im Papiermüll landen kann

Zeitungen, Illustrierte, Werbebeilagen, Drucker-, Brief- und Schreibpapier, Waschmittel- und Eierkartons und sämtliche saubere Verpackungen aus Papier und Pappe und Geschenkpapier. Diese Stoffe können mehrfach recycelt werden. Meist ist die Zahl sieben in diesem Zusammenhang zu finden. „Aber eine Papierfaser kann auch öfter recycelt werden“, widerspricht Martin Drews. Allerdings wird die Qualität der Papierfasern bei jedem Aufbereitungsvorgang schlechter, informiert der Abfallwirtschaftsbetrieb Stuttgart. Deshalb müssen in den Kreislauf auch immer wieder Frischfasern beigegeben werden.