Im Gemeinderat zeichnet sich eine Mehrheit für die Sanierung des alten Schul- und des alten Rathauses im Weilemer Ortskern ab. Foto: Archiv Chris Lederer

789 000 Euro wurden für die Sanierung schon bewilligt, knapp 2,1 Millionen fehlen noch: Im Gemeinderat zeichnet sich eine Mehrheit dafür ab, das Geld im kommenden Haushalt einzustellen. Unklar ist, ob die Kindergruppe im alten Schulhaus bleiben kann.

Weilimdorf - Bereits vor zwei Jahren hat der Gemeinderat 789 000 Euro für die Sanierung des alten Rat- und des alten Schulhauses in Weilimdorf bewilligt. Mittlerweile ist klar, dass zusätzlich knapp 2,1 Millionen Euro fällig werden, um das historische Ensemble wieder in Schuss zu bringen. Das Amt für Liegenschaften und Wohnen hatte das Vorhaben für den kommenden Doppelhaushalt eingestellt, im Haushaltsentwurf der Verwaltungsspitze ist es indes nicht enthalten. Aus den Reihen der Gemeinderatsfraktionen werden jedoch entsprechende Anträge vorgelegt, es zeichnet sich eine Mehrheit für das Vorhaben ab.

Schon als im Juli dem Technischen Ausschuss die überarbeitete Planung samt Kostenberechnung vorgestellt wurde, signalisierten AfD und SPD, das Projekt unterstützen zu wollen. Nun ist klar, dass die CDU-Fraktion zu diesem Thema keinen Haushaltsantrag stellen wird. Wie ihr Betreuungsstadtrat für Weilimdorf Thomas Fuhrmann erklärt, wolle man sich dem Vorhaben aber auch nicht grundsätzlich verschließen: „Ob wir dem Projekt bei der finalen Abstimmung im Gemeinderat zustimmen, machen wir davon abhängig, welche Spielräume noch bestehen.“ Die Freien Wähler haben schon frühzeitig signalisiert, „das Geld für die Sanierung der Gebäude zu beantragen und sich in den Beratungen dafür einzusetzen, die Finanzierung im Doppelhaushalt 2016/2017 unterzubringen“. Im nun vorgelegten Antrag heißt es, die Sanierung sei unaufschiebbar, wenn die Bausubstanz nicht mehr und mehr in Mitleidenschaft gezogen werden solle.

Die historische Bausubstanz soll erhalten werden

Auch die SPD-Fraktion hat unter dem Titel „Eigentum verpflichtet“ einen Antrag dazu präsentiert. „Das denkmalgeschützte Alte Rathaus und die Alte Schule sind stadtbildprägende Gebäude in Weilimdorf“, heißt es darin. Die Bürger befürchteten einen weiteren Verfall und könnten nicht verstehen, wie die Stadt mit ihrem Eigentum umgeht. Diese Einschätzung teilt Guntrun Müller-Ensslin, Stadträtin von SÖS-Linke-Plus: „So eine historische Bausubstanz muss man erhalten.“ Sie wolle sich auf jeden Fall dafür einsetzen, ihre Fraktionskollegen dafür zu gewinnen. Auch die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen macht sich für die Sanierung stark. Ihr Antrag geht aber noch einen Schritt weiter: Der bislang im alten Schulhaus untergebrachte Kindergarten Regenbogen soll an die Landauer Straße umgesiedelt werden, wo nach dem Umzug der Montessori-Kita nach Giebel Räume frei werden. So könnte in dem historischen Ensemble der Bedarf an Bürgerräumen gedeckt werden, knapp 540 Quadratmeter könnten dort künftig bereitgestellt werden. „Die Sanierung steht ganz klar im Vordergrund“, sagt die Grünen-Stadträtin Clarissa Seitz. Wenn aber die Häuser schon saniert werden, könnte man die Gelegenheit beim Schopfe packen und gleich die in Weilimdorf dringend benötigten Gemeinwesenräume schaffen, erklärt sie die Idee.

Die wurde vorab bei einem Elternabend der Kindergruppe Regenbogen vorgestellt. Man habe sie zur Kenntnis genommen und wolle nun abwarten, was letztendlich beschlossen wird, sagt Tobias Fauth von der Eltern-Kind-Initiative: „Wir sind gesprächsbereit.“ Letztlich sei man im alten Schulhaus nur zur Miete und verschließe sich den Überlegungen nicht grundsätzlich. Er würde es aber bedauern, sollte die Kindergruppe das historische Gebäude räumen müssen. „Es wäre schade, wenn die Kita raus müsste“, sagt auch Edeltraud John. Sie ist Vorsitzende des Vereins Pro Alt-Weil, der sich seit Jahren für die Sanierung der historischen Gebäude stark macht. Die ursprüngliche Idee sei schließlich, dass sich künftig dort viele Generationen begegnen, so John. „Die Häuser sollen vielfältig bespielt werden.“ So wäre etwa die Volkshochschule an Räumen dort interessiert, ein schönes Trauzimmer könnte eingerichtet, Sprachkurse könnten angeboten werden und auch der Heimatkreis soll dort unterkommen.

„Die Räume sind sehr schnuckelig, aber wir brauchen nicht nur schnuckelig“, sagt John hinsichtlich des Grünen-Antrags. Der schon lange gehegte Wunsch der Weilimdorfer nach einem Bürgerhaus mit einem großen Saal sei damit vom Tisch. Im historischen Ensemble fänden im größten Raum höchstens etwa 60 Menschen Platz, wenn bestuhlt werde. Das Inventar dafür stünde teilweise schon bereit: Für 59 Stühle hat Pro Alt-Weil Spender gefunden. Und auch für den 60. und letzten Stuhl hat John schon eine Idee – allerdings soll der Spender erst zum Einzug bekannt gegeben werden. Für sie ist das Spendensammeln für die Inneneinrichtung damit aber noch nicht vorbei: „Wenn die Stadträte grünes Licht für die Sanierung geben, wollen wir die nächste Spendenaktion angehen.“