Die gesetzliche Rente wird in Zukunft für viele nicht mehr reichen. Foto: dpa

Die Kritik an geförderten Lebensversicherungen wächst. Die Riester-Zulage gibt es aber auch für andere Sparprodukte. Für Geringverdiener und Familien mit Kindern können sie durchaus interessant sein.

Frankfurt - Der Bund der Versicherten (BdV) rechnete am Freitag vor, dass die von den Versicherungsgesellschaften garantierten Rentenauszahlungen im Schnitt nicht einmal den Einzahlungen entsprächen. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) wies die Kritik zurück: Neben der garantierten Mindestrente gebe es eine Überschussbeteiligung.

Was ist dran an den Vorwürfen?

Das BdV-Papier bezieht sich auf Riester-Rentenversicherungen, die mindestens den sogenannten Höchstrechnungszins abwerfen sollen. Weil dieser seit der Jahrtausendwende von vier auf 0,9 Prozent gesunken ist, sind auch die daraus folgenden Mindestrenten niedrig: Laut Stiftung Warentest beläuft sich das Garantieversprechen für einen Sparer, der 20 Jahre lang monatlich 85 Euro in eine klassische Riester-Versicherung einzahlt, bei Neuverträgen auf weniger als 80 Euro Mindestrente im Monat. In aller Regel zahlen Versicherungen am Ende aber mehr als die garantierte Mindestrente, die lediglich eine Untergrenze darstellt.

Wo liegt dann das Problem?

Der BdV argumentiert, dass sich die Kunden eben nur auf die Garantien hundertprozentig verlassen könnten. Sollten am Ende doch nur diese Leistungen fließen, so wäre die Riester-Versicherung ein Verlustgeschäft, kritisierte BdV-Vorstandssprecher Axel Kleinlein. Bei Männern gelte dies selbst bei einer Ansparphase von 40 Jahren, auch unter Berücksichtigung der staatlichen Riester-Grundzulage von 175 Euro im Jahr. Da Frauen in der Regel älter werden und auch länger Rente beziehen, kämen sie im besten Fall auf eine Minirendite von 0,2 Prozent.

Was sagt die Assekuranz dazu?

Der GDV erklärt, selbst bezogen auf die Mindestrentenhöhe sei die BdV-Kritik nicht haltbar. Denn die Verbraucherschützer stützten ihre Berechnungen auf überholte Annahmen zur Lebenserwartung. Je älter die Menschen werden, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass der Gesamtbetrag der Auszahlungen bis zum Tod die Einzahlungen eben doch übertrifft. Zwar räumt der GDV ein, dass die tatsächliche Entwicklung der Lebenserwartung niemand mit Gewissheit voraussagen könne. Sollten die Menschen allerdings doch früher sterben als von der Assekuranz angenommen, so würden den Versicherungsgesellschaften automatisch höhere Überschüsse entstehen. Für die verbleibenden Kunden ergäben sich dann zweifelsfrei Monatsbeträge deutlich oberhalb der garantierten Mindesthöhe, argumentiert der Branchenverband.

Wer hat recht?

Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg kommentiert: „Es ist zwar durchaus wahrscheinlich, dass die tatsächlichen Rentenzahlungen auch bei Neuverträgen letztlich etwas höher sind als die garantierte Mindestrente – um wie viel höher, kann aber niemand sagen.“ Zumal die Versicherungen derzeit einen erheblichen Anteil ihrer Überschüsse „für die Bedienung hochverzinster Altverträge zurücklegen“ müssten.

Lohnt sich nun eine Riester-Rentenversicherung oder nicht?

Auch wenn sie kein Verlustgeschäft sein muss – dass der Abschluss einer Riester-Versicherung in Zeiten niedriger Zinsen geringe Erträge verspricht, ist klar. Auch die Assekuranz hat das erkannt und neue Produkte entwickelt. Laut Stiftung Warentest sind nur noch 15 klassische Riester-Versicherungen auf dem Markt. Stattdessen werden zunehmend „neue Garantieformen“ angeboten. Hier liegt die Zinsgarantie noch unter 0,9 Prozent, dafür wird ein etwas höherer Anteil der Kundengelder am Aktienmarkt investiert. Auf diese Weise sollen letztlich höhere Erträge erzielt werden. Verbraucherschützer kritisieren diese Produkte allerdings als intransparent.

Welche Alternativen gibt es?

Die Riester-Zulage gibt es nicht nur für Versicherungen, sondern auch für andere Sparprodukte. Ein Beispiel sind Fondssparpläne. „Hier besteht noch die Chance, langfristig Erträge zu erzielen“, sagt Verbraucherschützer Nauhauser. „Allerdings werden auch hier die Renditen nicht in den Himmel wachsen.“ Der Grund: Weil die Anbieter von Riester-Produkten den Erhalt des ursprünglich eingezahlten Kapitals garantieren müssen, wird nur ein Teil der Kundengelder in Aktien investiert. Das mindert das Risiko, aber auch die Ertragschancen.

Für wen eignet sich Fonds-Riestern?

Sinnvoll seien Riester-Fondssparpläne in der Regel nur für Sparer, die in besonderem Maße von staatlichen Zulagen profitieren, sagt Nauhauser. Dies gelte für Geringverdiener und Familien mit mehreren Kindern. „Für die meisten anderen Sparer bieten Fondssparpläne ohne staatliche Förderung höhere Renditechancen.“ Wichtige Kriterien für die Auswahl des Fonds: Er sollte zwecks Risikostreuung Aktien aus verschiedenen Branchen und Ländern enthalten und kostengünstig sein. Nauhauser empfiehlt börsengehandelte Indexfonds (ETF).

Wie sieht es mit Banksparplänen aus?

Sie werden wegen der niedrigen Zinsen kaum noch angeboten. „Bei Altverträgen sorgen steigende Kontogebühren und zum Teil Negativzinsen für Unmut“, sagt Nauhauser. Die Verbraucherzentrale führt wegen Negativzinsen auf Riester-Banksparpläne Prozesse gegen die Kreissparkassen in Tübingen und Kaiserslautern. Die Klage gegen die Tübinger wurde in der ersten Instanz abgewiesen, die Verbraucherzentrale legte aber Berufung beim Oberlandesgericht Stuttgart ein.

Was ist der Wohn-Riester?

Wer ein Eigenheim erwerben oder bauen will, kann Riester-Zulagen für einen Bausparvertrag oder für die Rückzahlung des Immobiliendarlehens bekommen. Ein Anspruch auf eine Zusatzrente entsteht daraus nicht. Aber im Ruhestand mietfrei wohnen zu können ist auch ein Beitrag zur Altersvorsorge..