Blockheizkraftwerk in der Mönchstrasse mit Solaranlagen auf dem Dach des Gebäudes. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Nicht nur Heizwärme, auch fast allen Strom für die Wohnanlage kann man selbst herstellen – und das sogar mitten in der Stadt. Die Stadtwerke haben das bei einem Pilotprojekt beispielhaft erprobt. So wollen sie auch die Energiewende beschleunigen.

Stuttgart - Im Neubaukomplex Mönchstraße 17 und 19 ist jetzt ein Minikraftwerk in Betrieb gegangen, das die Stadtwerke Stuttgart (SWS) dort einbauen ließen und das sie mindestens 15 Jahre lang auch betreiben wollen. Im Keller steht ein Blockheizkraftwerk (BHKW) mit Gasmotor und Generator, das Heizwärme und Strom erzeugt und damit die Grundlast des Bedarfs abdeckt. Gleich daneben ist ein Brenner platziert, der den Spitzenheizbedarf für 35 Wohnungen abdeckt. Damit dürften 50 Prozent des Strombedarfs gestillt werden. Bis zu 40 Prozent soll zudem die Fotovoltaikanlage auf dem Dach des Gebäudekomplexes – auf halbem Weg zwischen dem Einkaufszentrum Milaneo und dem Pragfriedhof – abdecken. Den Rest liefern bei Bedarf die SWS an, aber zu den allermeisten Zeiten wird die Selbstversorgung durch Umwandlung des bezogenen Erdgases wohl funktionieren.

Bewohner profitieren von Pilotprojekt

Das Vorhaben war, weil in dieser Kombination und Größe einmalig, für die SWS ein Pilotprojekt. Und dieses dürfte gleich in zweifacher Hinsicht zukunftsweisend sein. Denn erstens sind BHKWs heute, weil die Vergütung für die Einspeisung von örtlich erzeugtem Strom in das allgemeine Stromnetz von der Politik gesenkt wurde, vor allem für Selbstverbraucher reizvoll. Zum andern zeigt dieses Projekt ein künftiges Tätigkeitsfeld der noch jungen SWS auf: Sie investieren in Technik in Privathäusern und Gewerbeimmobilien, warten die Anlagen und erneuern sie. Und das alles im Sinne der Energiewende, also des Weges hin zu ausschließlicher Nutzung von erneuerbaren Energien und bestmöglicher Effizienz bei Wärme- und Stromproduktion.

Damit diese Wende in Gang komme, brauche man solche Projekte, deren Spareffekte man auch den Mietern, nicht nur den Eigentümern zugänglich machen müsse, meinte SWS-Geschäftsführer Michael Maxelon. Dass in der Mönchstraße tatsächlich auch die Bewohner profitieren, bezeugte auch der Chef des Bauträgers Aspa aus Aspach, Andreas Benignus. Gemeinsam habe man die Pläne für die dezentrale Energieerzeugung reduziert, zugleich maßgeschneidert für die Wohnanlage und vorteilhaft gemacht für Eigentümer und Mieter. Die Konditionen bedeuten, dass ein Drei-Personen-Haushalt im Vergleich zum Stromkauf beim Grundversorger EnBW pro Jahr rund 110 Euro spare, teilten die SWS mit.

Modell für die Zukunft?

Der Strompreis liege auch noch etwas unter dem üblichen SWS-Tarif. Der Preis für die Heizwärme sei etwa 20 Prozent geringer als der Vergleichswert im bundesweiten Heizspiegel. Das BHKW soll an rund 6000 der 8760 Stunden eines Jahres laufen. Der Gasmotor halte das rund zehn Jahre durch, sagte Michael Krüger vom Hersteller Viessmann. Der Wirkungsgrad – die Quote der Energieumwandlung – soll bei 95 Prozent liegen. Die SWS möchten künftig pro Jahr ein paar Dutzend solcher Projekte realisieren. Potenzial müsste es geben. In Stuttgart werden pro Jahr rund 2000 Heizungsanlagen erneuert.