Auf dem Unteren Friedhof in Sielmingen gibt es bereits Baumgräber. Ein graviertes Metallblatt erinnert an den Verstorbenen. Foto: Caroline Holowiecki

Alternative Bestattungsformen sind in. Die Stadtverwaltung von Filderstadt reagiert darauf und baut das Angebot auf den Friedhöfen entsprechend aus.

Filderstadt - In Filderstadt gibt es einen Run auf Baumgräber. Seit 2014 besteht für Bürger auf zwei der sechs Friedhöfe im Ort, nämlich auf dem Unteren Friedhof in Sielmingen und in Harthausen, die Möglichkeit, die letzte Ruhe am Fuß eines Baumes zu finden. Das ist unkonventionell, aber überaus beliebt. 22 der 52 Beerdigungen, die 2019 in Harthausen stattfanden, waren Baum-Urnenbestattungen. Auf dem dortigen Friedhof sind (Stand: Ende Oktober) wegen der hohen Nachfrage nur noch sieben Baumgräber frei, in Sielmingen sind es elf.

Bürger entscheiden sich zunehmend gegen ein klassisches Erdgrab, um Angehörige finanziell und in puncto Grabpflege zu entlasten oder weil es einfach nicht ihr Ding ist. Längst hat die Urne dem Sarg den Rang abgelaufen. 2019 fanden auf allen Filderstädter Friedhöfen zusammengenommen nur 121 klassische Erdbestattungen statt. Der Anteil derer, die sich nach ihrem Ableben verbrennen lassen, liegt im Ort mittlerweile bei gut 70 Prozent. Die Hälfte aller Urnen wird in den Kolumbarium beigesetzt, die es auf sämtlichen Friedhöfen in der Stadt gibt.

Hohe Nachfrage nach alternativen Bestattungsarten

Die Verwaltung reagiert nun auf die hohe Nachfrage nach alternativen Bestattungsarten. Bis Ende dieses Jahres werden auf allen Filderstädter Friedhöfen Baumgräber verfügbar sein beziehungsweise zusätzliche geschaffen. Das geht aus einem Bericht hervor, den Cornelia Banaschewski aus der Friedhofsabteilung nun dem Technischen Ausschuss vorgelegt hat. Wiesengräber, bei denen der Sarg unter einem schlichten Rasenfeld bestattet und die Stelle mit einem Stein oder einer Bodenplatte markiert wird, wird es indes nicht geben. Nach Rücksprache mit anderen Kommunen kommt die Verwaltung zu dem Schluss, dass der Aufwand für die Mäharbeiten zu hoch ist. „Aufgrund von Erfahrungswerten und Zahlen anderer Kommunen wählen maximal zwei Prozent diese Bestattungsart. Dies würde in Zahlen zwei Bestattungen pro Jahr bedeuteten“, heißt es in der Vorlage. Auch sei der Platz nicht da.

Obwohl Filderstadt über sechs Friedhöfe verfügt, wird es mancherorts allmählich eng. Die Bestattungszahlen steigen leicht, aber stetig. Zum Vergleich: 2010 gab es im Ort 295 Beerdigungen, im vergangenen Jahr waren es 356. Zwischen 2005 und 2018 hat die Zahl der Bestattungen um 29 Prozent zugenommen. Die Tendenz ist aufgrund der geburtenstarken Jahrgänge weiter steigend. In Bernhausen und Bonlanden können aus Platzgründen keine doppelbreiten Wahlgräber mehr angeboten werden. In Plattenhardt wiederum ist das Feld für anonyme Bestattungen vollständig belegt. Ein neues Grabfeld wird daher auf dem Oberen Friedhof in Sielmingen angelegt.

Auch Aussegnungshallen sind sehr voll.

Und auch in den Aussegnungshallen ist es mitunter sehr voll. Obwohl die Nutzung der Hallen grundsätzlich abnimmt, gibt es immer wieder Beerdigungen, bei denen die Zahl der Gäste die Kapazitäten der Gebäude sprengt. In Bernhausen etwa kommt es gut 15-mal im Jahr vor, dass die 150 Sitzplätze in der Halle nicht ausreichen, auch auf den anderen Friedhöfen müssen mehrmals im Jahr Mitglieder von Trauergemeinden stehen. „Wenn wir wissen, dass größere Beerdigungen anstehen, stellen wird zusätzliche Bänke hin“, versicherte Banaschewski in der Sitzung. Aber auch Alternativen, etwa Sonnensegel, unter denen Menschen im Außenbereich Platz finden, würden in Zusammenarbeit mit dem Hochbauamt geprüft.