Auch Jörg Schneider, deutscher Triathlonmeister aus Altenriet, versucht es Foto: Ines Rudel

Beim Maibaumkraxeln sind Mut, Kraft, Ausdauer und Konzentration nötig, um den rund 20 Meter hohen Baumstamm auf dem Rathausplatz bis zur Hälfte zu erklimmen.

Altenriet - Er ist ganz schön außer Atem, als er wieder unten ist. Beim zweiten Maibaumkraxeln in Altenriet oblag dem Gewinner des Wettbewerbs 2016, Robin Pflumm, am Montag die Erstbesteigung in diesem Jahr. Doch im Vergleich zum vergangenen Jahr lief es diesmal nicht rund für den Champion. Anstrengend sei es gewesen, sagt der 14-Jährige. Aber mit dem Antritt zum diesjährigen Wettbewerb sei ihm keine andere Wahl geblieben, als sich nach oben hochzukämpfen. „Muss halt“, sagt er schulterzuckend. Immer wieder ist er auf seinem Weg zu dem kleinen Glöckchen, das es auf halber Höhe des Stammes zu läuten gilt, abgerutscht. Am Ende hat er 45 Sekunden gebraucht, die sichtlich an seinen Kräften gezehrt haben. Im vergangenen Jahr hat er es in der halben Zeit geschafft und war damit der schnellste von 35 Kraxlern. Allerdings waren die Wetterbedingungen in diesem Jahr auch schlechter.

Sicherheit geht vor

„Der Stamm ist zu nass“, erklärt der Vorsitzende des örtlichen Gewerbevereins mit dem Namen „Altenriet bewegt“, Günther Neugebauer. Die getroffenen Sicherheitsmaßnahmen bewahren an diesem Tag die Kletterer vor dem nahezu sicheren Absturz. Wer auf den Baum möchte, muss ein Klettergeschirr anlegen und sich mit einem Seil von zwei Helfern am Boden sichern lassen. Dies sei auch eine Auflage der Gemeinde gewesen, betont Neugebauer. Um auf Nummer sicher zu gehen, ruft er den Helfern noch ein „net plotza lassa“ zu.

Die Gemeinschaft der Selbständigen hat das Maibaumkraxeln in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal organisiert. Vom Regen möchte sich niemand die Laune verderben lassen. „Wir machen uns einfach sonnige Gedanken“, schlägt Neugebauer vor. Schon früher habe es die Tradition des Maibaumstellens am Ort gegeben, erinnert er sich. Doch vor einigen Jahren sei das Maibaumstellen aufgegeben worden. Die Selbständigen wollten die Tradition schließlich wieder aufleben lassen. Allerdings habe es kein gewöhnliches Maibaumstellen sein sollen, erklärt der Vereinsvorsitzende. „Das holt niemanden hinter dem Ofen hervor“, meint er. Es gebe so viele Feste am 1. Mai, beispielsweise das Frühlingsfest in Stuttgart. Durch persönliche Kontakte einiger Vereinsmitglieder nach Bayern sei das dort traditionelle Maibaumkraxeln ins Visier der Altenrieter Selbständigen geraten, erinnert sich der Vorsitzende.

Ein kleines Fest belebt den Rathausplatz

Unterstützt wurden die Selbständigen in diesem Jahr von den Höllbach-Hexa, die während der Eröffnung des Maibaumkraxelns dem Publikum eine einfache und eine doppelte Hexenpyramide präsentierten. Mit dem Zünden der Konfettikanone auf der Hexenpyramide war das Kraxeln offiziell eröffnet. Die Selbständigen hoffen, dass sich noch weitere Vereine aus dem Ort beim Maibaumkraxeln engagieren, auch um den Rathausplatz am 1. Mai zu beleben. Rund um den Platz, auf dem der Maibaum steht, sind kleine Stände und ein Bierzelt mit Unterhaltungsmusik aufgebaut.

Wer beim Kraxeln erfolgreich ist, wer es also schafft die Glocke zu läuten, der bekommt einen „Original Altenrieter-Burger“ zur Wiedererlangung der Kräfte. Mutige Kletterer gibt es genug. „Die Stars des letzten Jahres sind wieder dabei“, freut sich Neugebauer schon kurz nach der Eröffnung beim Blick in die Runde um den Maibaum. Dort haben die ersten bereits das Klettergeschirr angelegt und die Schuhe ausgezogen, um die Fußsohlen mit reichlich Harz einzuschmieren.