Schön hell und viel Platz zum Sitzen: die umgestaltete Dürnitz-Halle kommt bei den Besuchern gut an. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Mit einem kostenlosen Kulturprogramm feierte das Landesmuseum Stuttgart am Wochenende die Eröffnung des neuen Museumsfoyers.

Stuttgart - Die Umgestaltung kommt bei den Besuchern offenbar gut an: „Ist das hell hier drin!“ ruft eine ältere Dame aus, als sie das neue Foyer des Alten Schlosses betritt. Sie kann sich noch an die Besuche mit ihren Kindern vor fast 50 Jahren erinnern – und sucht nach einem Modell der Stadt Stuttgart in einem Glaskasten. Doch es wurde ersetzt durch animierte Szenen über die Vergangenheit der Stadt, projiziert in einen der historischen Fensterbogen. Unter anderem galoppiert die Reiterstatue von Herzog Eberhard im Barte durchs Bild, die im Renaissance-Innenhof steht. 67 Monate hat es von der Konzeption bis zur Fertigstellung gedauert. Am Samstag wurde die Dürnitz-Halle umrahmt von einem Kulturfestival eröffnet.

Die Dürnitz müsse für die verschiedensten Menschen ein offener Ort sein

„Höchste Zeit“, witzelt Stefan (41), der seinen Nachnamen nicht preisgeben will. „Hier steckt ja schließlich unser aller Geld drin.“ Als hätte sie es gehört, bedankt sich Astrid Pellengahr, Direktorin des Landesmuseum Württemberg, wenig später bei den Steuerzahlern. Die Dürnitz, wie das Foyer kurz genannt wird, müsse schon deshalb ein für die verschiedensten Menschen offener Ort sein, weil die Bürger ihn mitfinanziert hätten.

Staatssekretärin Gisela Splett hofft auf Vielfalt bei den kulturellen Angeboten, die den Raum mit Leben füllen sollen, wie auch bei der Zusammensetzung des Publikums. Der Unternehmer Reinhold Würth, ein Premium-Sponsor des Projekts, geht noch einen Schritt weiter: Er sieht die Eingangshalle, in der sich Menschen künftig unabhängig vom Museumsbesuch verabreden oder begegnen können und sogar ihr eigenes Vesper verzehren dürfen, als „Inkarnation der Demokratie“. Hier seien bei freiem Eintritt alle gleich.

Die Dürnitz bietet 500 Sitzplätze

Renata Demogalla nimmt die neu gestaltete Säulenhalle auf dem Weg zur „Fashion?!“-Ausstellung in Augenschein. Sie kann sich durchaus vorstellen, spontan wieder vorbeizuschauen – in der Mittagspause oder um schlechtem Wetter zu entfliehen, vielleicht auch gezielt, um sich mit jemandem zu treffen. Das Foyer bietet 500 Sitzplätze für solche Zwecke. Dass das Angebot angenommen wird, daran hat die Textildesignerin keinen Zweifel. Sie vermutet, dass es allein über Mund-zu-Mund-Propaganda voll werden könnte, „wenn sich der Raum unabhängig vom Museum etabliert hat“.

Der Besucher Stefan hat sich auf der Sitzstufenanlage niedergelassen, die zentral direkt bei Garderobe und Schließfächern liegt und laut Planerin Pia Elser von Anfang an ein Herzstück des Umbaus bildete. „Sonst stand man hier immer herum, wenn man auf jemanden wartete“, blickt der Stuttgarter zurück. Der Bereich um Kasse und Museumsshop habe besonders bei größerem Andrang schnell chaotisch gewirkt. Dass man sich nun auf der Treppe niederlassen kann, empfindet er als Gewinn. „Die Stühle sind aber auch sehr bequem“, fügt seine Begleiterin hinzu. Das Mobiliar stammt vom Möbelhersteller Walter Knoll, der 1890 königlicher Hoflieferant für Lederwaren wurde. Auch hier verquicken sich unauffällig Geschichte und Gegenwart.

Die Gäste, die im Innen- und Außenbereich des Café Dürnitz sitzen, haben teilweise schon vergessen, wie es vor der Umgestaltung aussah. Die Bemerkung, es habe nicht einmal einen Wasseranschluss in der Halle gegeben, löst Erstaunen aus. Eine Bühne existierte natürlich auch nicht. Am Samstag wird sie vom Jazztrio Mehl-Stavi-Mehl eingeweiht. „Der Raum klingt toll“, urteilt Saxofonist Magnus Mehl. Den akustischen Test hat das neue Foyer also ebenfalls bestanden. Astrid Pellengahr wirkt glücklich. Wunschlos? Vielleicht nicht ganz. Es gebe immer noch den Traum vom eigenen Standort für das Junge Schloss, lässt die Direktorin wissen und verweist auf die Bedeutung von Visionen: „Nur wenn man starke Ideen hat, werden sie am Ende auch realisiert.“