Der alte weiße Mann geht ab, die jungen weiße Frauen lauern schon: Thomas Schmauser als Lear, Julia Windischbauer als Lears Tochter Goneril (vorne) und Gro Swantje Kohlhof als Tochter Megan. Szene aus Shakespeares „König Lear“ an den Münchner Kammerspielen Foto: Arno Declair/Kammerspiele

Shakespeares alter König Lear ist das Stück der Stunde: Bühnen in Berlin, München und Stuttgart beantworten die Frage nach dem in Verruf geratenen alten weißen Mann, nach Feminismus und Machterhalt allerdings höchst unterschiedlich.

Stuttgart - Der König, ein Narr. Und zu allem Übel auch noch ein alter weißer Mann. Mit Macht und Geld. Also ein Auslaufmodell, ein Ärgernis. König Lear, eine vor hunderten Jahren von William Shakespeare erfundene Figur, wird zum Mann der Stunde auf den Theaterbühnen. Ein Mann, der es sich bequem eingerichtet hat in seinem Machtkokon, der andere Länder und Menschen, selbst die eigenen Kinder unterdrückt und nicht akzeptieren möchte, dass seine Zeit abgelaufen ist. Zwar gibt er sein Reich offiziell schon zu Lebzeiten an die Töchter ab, aber natürlich will er immer noch Chef im Reich sein, nur eben ohne lästige Regierungsverantwortung und mit mehr Zeit zum Feiern.