Von Echterdinger Seite ist die Alte Poststraße nur für Anliegerverkehr freigegeben. Über eine vorübergehende Freigabe für alle soll am Donnerstag entschieden werden. Foto: Jens Noll

Die Gemeinde Steinenbronn drängt darauf, die Alte Poststraße während der Sanierung der L 1208 für den allgemeinen Verkehr freizugeben. Die Stadtverwaltung in Leinfelden-Echterdingen prüft den Sachverhalt, hat aber große Bedenken.

Echterdingen - Die Bürgervertreter in Steinenbronn sind sauer. Sie befürchten, dass ihre Gemeinde von der Welt abgeschnitten wird, wenn die Bauarbeiten an der Landesstraße L 1208, die von Echterdingen nach Steinenbronn führt, von 6. August an für voraussichtlich sieben Wochen komplett gesperrt wird.

Um eine kürzere Ausweichstrecke als die offizielle Umleitung über Waldenbuch und Plattenhardt zu schaffen, setzt sich die Nachbarkommune von Leinfelden-Echterdingen dafür ein, die Alte Poststraße im Einbahnverkehr für Fahrzeuge bis maximal 2,8 Tonnen Gewicht freizugeben. Wie Simon Römmich vom Steinenbronner Ordnungsamt am Dienstag im Gemeinderat sagte,habe man diesbezüglich in L.-E. angefragt. „Wir haben auf eine schnelle Entscheidung gedrängt“, sagte Römmich.

Großer Unmut im Steinenbronner Gemeinderat

Dass sich die Nachbarstadt Zeit lässt mit der Entscheidung, rief bei den Räten Unmut hervor. Den brachten sie deutlich zum Ausdruck. „Es ist ein Unding, was da passiert“, sagte Roland Kißling (Freie Wähler Vereinigung). „Es liegen Protestlisten von Bürgern in Steinenbronn aus“, sagte Kißlings Fraktionskollegin Gitta Obst. Den Verkehr sechs Wochen lang über die Alte Poststraße zu führen, meinte sie, würde diese nicht ruinieren.

„Wir haben an die Solidarität der Stadt L.-E. appelliert“, sagte Bürgermeister Johann Singer. Das Regierungspräsidium Stuttgart und die Verkehrsbehörde des Landkreises Böblingen haben grünes Licht für die Freigabe des historischen Verbindungswegs gegeben, berichtete er. „Das letzte Wort hat L.-E.“, sagte er und betonte mehrfach, erneut Kontakt mit der Verwaltung der Nachbarkommune aufzunehmen.

In deren Richtung kamen seitens der SPD-Fraktion drohende Worte. „Ein Druckmittel haben wir doch“, sagte Dieter Menzel und schlug vor, eine Aussetzung der finanziellen Beteiligung Steinenbronns an den Schulen in L.-E. ins Gespräch zu bringen. Andrea Knappe wies darauf hin, dass auch Bürger aus L.-E. von der Sperrung betroffen seien. Auch sie sprach sich dafür aus, Unmut gegenüber dem Nachbarn offiziell zu äußern, falls der nicht entgegenkommen sollte.

Befürchtungen wegen neuem Schleichverkehr

„Die interkommunale Zusammenarbeit zwischen Steinenbronn und L.-E. beschränkt sich darauf, dass uns Verträge aufgedrängt werden“, sagte Michael Karol-czak. Wenn Steinenbronn dagegen als kleinere Kommune ein Anliegen hätte, so der Sozialdemokrat, dann würde das beim Nachbarn keine Beachtung finden.

In der Großen Kreisstadt kann man die Problematik der Steinenbronner verstehen. Doch der Beratungsbedarf ist groß. Am heutigen Donnerstag soll nun eine endgültige Entscheidung fallen, wie der Pressesprecher der Stadt, Klaus Peter Wagner, am Mittwoch auf Anfrage erklärte. „Wir prüfen noch einmal detailliert, inwieweit man etwas machen kann“, so Wagner.

Die Stadt hat große Vorbehalte gegen eine, wenn auch nur vorübergehende, Öffnung der Alten Poststraße. „Wir versuchen seit langem den Schleichverkehr zu unterbinden, der durch das Wohngebiet geht“, sagte Wagner und ergänzte: „Wenn wir aufmachen, dann senden wir ein falsches Signal.“ Es sei gelungen, Ruhe in die Waldenbucher Straße in Echterdingen hineinzubringen. Man wolle nun keine „Erziehungsmaßnahme in die falsche Richtung“ bewirken, so der Pressesprecher. „Das sind wir den Anliegern schuldig.“