Zum Schutz von Kröten ist die Alte Poststraße derzeit abends und nachts gesperrt. Die Straße nutzen viele als bequeme Abkürzung nach Steinenbronn und Waldenbuch. Foto: Natalie Kanter

Die Alte Poststraße in Leinfelden-Echterdingen sperren: Die Fraktion L.E. Bürger/FDP erneuern mit einem Antrag eine jahrzehntealte Forderung. Nicht nur Amphibien wie aktuell, sondern auch Fußgänger müssten geschützt werden. Derweil gibt es aber auch gute Gegenargumente.

Leinfelden-Echterdingen - Die rotweiße Absperrbake mitsamt dem grünen Container ist nicht zu übersehen. Sie steht an der Schlößlesmühle im Siebenmühlental. Abends, wenn die Kröten aus ihren Verstecken kriechen, ist die Zufahrt zur Alten Poststraße, die kerzengerade durch den Wald nach Echterdingen führt und bereits im 18. Jahrhundert gebaut wurde, komplett gesperrt. Mitarbeiter der Stadt bringen derzeit jeden Nachmittag gegen 15.30 Uhr zusätzlich eine Kette an. Morgens um 10 Uhr entfernen sie diese wieder, um die Zufahrt zur Schlößlesmühle und zur Reitsportanlage Walzenmühle wieder frei zu machen.

Die Sperrung zum Schutz von Amphibien hat die Fraktion L.E. Bürger/FDP zum Anlass genommen, einen Antrag zu stellen. Sie bittet die Verwaltung zu prüfen, welche rechtlichen Voraussetzungen vorliegen müssen, um die Straße ganzjährig dicht zu machen. Das Ziel: Den Schleichverkehr, der teils rasant über die Alte Poststraße braust, auszusperren. „Denn auch der Mensch ist Teil der Flora und Fauna, die es zu schützen gilt“, sagte Wolfgang Haug, FDP-Mann und Vizechef der Fraktion dazu in der jüngsten Gemeinderatssitzung.

Die Stadträte erneuern damit eine Diskussion, die bereits 1973 im politischen Gremium der damals noch eigenständigen Gemeinde Echterdingen geführt wurde. „Es gab auch die Forderung, die Straße zu entwidmen“, erinnert sich Haug. „Aber mehr als 40 Jahre lang hieß es, da geht gar nichts“, sagt er unserer Zeitung.

Wunderlicher Schilderwald

Konkret will die Fraktion von der Verwaltung wissen: Wurden Gespräche mit den Anliegern geführt? Wie hoch ist der Arbeitsaufwand für die Sperrung und Öffnung pro Tag? Wie oft wurde auf der Straße die Geschwindigkeit der Autofahrer gemessen? Zudem wundert sie sich über den momentanen Schilderwald. Es sei unklar, ob nun Tempo 20 oder Tempo 30 gelte.

Der Liberale ist seit dem 15. Lebensjahr Mitglied des Naturschutzbundes. Haug ist der Schutz der Kröten ein wichtiges Anliegen. Dass die Alte Poststraße teilweise von Amphibien-Leichen gepflastert ist, sei alles andere als schön. Aber auch der Schleichverkehr von Echterdingen nach Steinenbronn und Waldenbuch müsse gestoppt werden. Auf seinen Spaziergängen durch den Wald kann der Stadtrat regelmäßig Autofahrer mit Stuttgarter Kennzeichen oder auch mit Nummernschildern aus dem Landkreis Böblingen beobachten, die viel zu schnell fahren. „Das ist ein Ärgernis für Fußgänger, Radfahrer und Erholungssuchende“, erklärt Haug.

Dass Autofahrer auf dem Verbindungsweg des Öfteren rasant unterwegs sind, das bestätigt auch Oberbürgermeister Roland Klenk. „Die Alte Poststraße ist für viele eine bequeme Abkürzung“, sagt er unserer Zeitung. Die Straße werde zu Lasten der Anwohner missbraucht. Auch der OB ist nicht abgeneigt, die Straße ganzjährig dicht zu machen. Bereits bevor der Antrag der L.E. Bürger/FDP eingegangen ist, habe er Ordnungsamtsleiter Gerd Maier gebeten, die rechtlichen Voraussetzungen dafür zu prüfen. „Die Beschwerden haben zugenommen“, sagt der OB. Und: „Die dort zugelassene Geschwindigkeit wird negiert.“ Nach Verkehrskontrollen gehe es eine Weile gut, dann werde wieder gerast. „Es ist keine Vernunft in Sicht.“

Inhaber der Mühle beklagt bereits Verluste

Zunächst aber gelte es zu prüfen, ob die Schlößlesmühle und auch der Pferdehof weiter erreichbar bleiben. Und ob ihnen die Post weiter zugestellt werden kann. Dieses Ergebnis gelte es abzuwarten. Auf die Frage, ob man auch mit der Nachbargemeinde Steinenbronn sprechen muss, sagt Klenk: „Wir müssen umsichtig vorgehen.“

Walter Stäbler, Inhaber der Schlößlesmühle, ist derweil von einer ganzjährigen Sperrung alles andere als begeistert. „Für uns wäre dies ein großer wirtschaftlicher Schaden“, sagt er. Er habe bereits jetzt einen Verlust von 50 Prozent zu beklagen. Das Abendgeschäft falle weg. Gäste aus Steinenbronn und Waldenbuch blieben fern. Er sagt auch: „Man kann die Straße nicht einfach so sperren. Wir haben Bestandsschutz.“ Er hält aber eine Spielstraße rund um die Mühle für sinnvoll. Autofahrer müssten dann zwar Schritttempo fahren. Alle Zufahrten aber würden frei bleiben.