Wenn Katzen alt werden, fühlen sie sich in ihrer vertrauten Umgebung am wohlsten. Foto: dpa

Katzen haben sieben Leben. Aber irgendwann gehen auch die zu Ende. Wenn die geliebte Katze und der treue Hund alt, hinfällig und krank werden, brauchen sie besonders viel Liebe. Wir fragten beim Deutschen Tierschutzbund nach, was das Beste fürs Tier ist.

Stuttgart - – Frau Schmitz, der Fall von Tigger hat viele Menschen in den Sozialen Netzwerken berührt. Der 21-jährige rothaarige Kater aus der US-Stadt Baltimore ist krebskrank und hat nur noch kurze Zeit zu leben. Von seinem früheren Besitzer wurde er sitzengelassen. Ein junges Paar hat ihn adoptiert, um ihm seine letzten Monate so angenehm wie möglich zu machen.
Lea Schmitz. Foto: Tierschutzbund
Es ist sehr begrüßenswert, wenn Menschen sich entschließen auch ein sehr altes oder krankes Tier aufzunehmen. Man kann auch mit so einem Tier eine tolle Beziehung aufbauen und ihm eine schönen Lebensabend bereiten. Es gibt so viele liebesbedürftige Tiere, die in Tierheimen leben und ein neues Zuhause suchen. Das lohnt sich sehr. Wir können jeden nur dazu ermutigen, keine Angst vor kranken oder älteren Tieren zu haben.
Das junge US-Paar geht mit Tigger Bootfahren, zeigt ihm die Großstadt und fährt mit ihm ans Meer. Ist das nicht etwas Zuviel des Guten?
Ob die Katze das wirklich zu schätzen weiß, wage ich zu bezweifeln. Ich sehe so ein Programm eher skeptisch. Katzen reisen nicht gerne, sondern bevorzugen es in ihrem vertrauten Hause zu sein. Sie sind mehr an ihr Revier gebunden als an Herrchen oder Frauchen. Gerade wenn Hunde oder Katzen alt oder krank werden, bedeutet das für die Tiere enormen Stress, wenn sie herumgereicht und herumgetragen werden. Man sollte am besten dem Tier in seinem Zuhause noch ein schönes Leben schenken. Dort hat es seinen Alltag und seine Plätze, wo es seine Ruhe genießen und raus gehen kann, wenn es will.
Wie merkt man als Tierhalter-Neuling, was ein Tier benötigt und was nicht?
Mit einem Tier – zumal einem älteren – zu kommunizieren, ist gar nicht so einfach. Vor allem, wenn man Neuling ist. Wer schon Erfahrung hat mit Tieren hat oder sein Tier gut kennt, merkt, wenn es sich anders verhält, ruhiger ist oder sich zurückzieht, nicht mehr spielen will, das Futter verweigert oder nicht mehr rausgehen wollen, obwohl es das immer geliebt hat. Das sind oft Zeichen, dass das Tier Schmerzen hat.
Was sollte man dann am besten tun?
Auffällige Veränderungen sollte man immer vom Tierarzt abchecken lassen. Ältere Tiere sollten regelmäßig tierärztlich begleiten werden, gerade wenn sie krank sind oder Diagnosen wie ein Tumor oder Diabetes vorliegen. Braucht das Tier eine Schmerztherapie? Wenn es nicht mehr möglich ist, dem Tier mit Hilfe von tierärztlichen Behandlungen ein leidensfreies Leben zu, sollte man es irgendwann von seinen Schmerzen erlösen. So schwer das dem Halter auch fällt.
Für jeden Tierliebhaber ist das der allerschwerste Weg.
Jeder wünscht sich, dass sein Tier im Alter friedlich einschläft. Aber oftmals kommt vorher noch eine Phase, in der es krank ist, leidet und sich herumschleppt.
Wie kann man einem älteren Tier seinen Lebensabend vergolden?
Grundsätzlich gilt: Man sollte nicht groß etwas verändern. Man braucht keine To-do-Liste für seine todkranke Katze odert seinen dahinsiechenden Hund. Das sind sehr vermenschlichte Ansprüche. Katzen haben nicht das Bedürfnis eine Bootstour zu machen. Das gewohnte Leben beibehalten, keine große Veränderungen, aber natürlich angepasst an das Alter – das wäre mein Rat. Alte Hunde sollte man beim Gassi-Gehen nicht überfordern. Die Länge der Spaziergänge muss angepasst werden. Lieber öfter rausgehen und dafür kürzer. Dem Tier mehr Ruhe gönnen und entsprechend die Nahrung anpassen. Es gibt für Senioren anderes Futter, das besser verträglich ist. Auch an die Behandlung von Zahnstein oder Diabetes sollte man denken.
Was ist zu wenig oder zu viel Fürsorge? Wie soll man sich entscheiden?
Ich würde immer individuell entscheiden. Wer sein Tier kennt, merkt, ob es betüttelt und gestreichelt werden will. Manches Tier zieht sich zurück und will allein sein. Auch das muss der Mensch akzeptieren.

Lea Schmitz ist Sprecherin des Deutschen Tierschutzbundes in Bonn.