Überwuchert, zugewachsen, teilweise zugebaut: das alte WEG-Gleis in Vaihingen ist in keinem guten Zustand. Foto: factum/Archiv

Alle haben gedacht, es sei nur fraglich, wann die Fahrradbahn in Vaihingen auf dem alten WEG-Gleis gebaut werde. Jetzt ist plötzlich die Frage: wird sie überhaupt gebaut? Ein privater Betreiber hat Interesse an der stillgelegten Schienenstrecke signalisiert.

Vaihingen/Enz - Beinahe wäre es untergegangen in den eher lauen Haushaltsdaten. Die Stadt Vaihingen steht finanziell solide da, zeigt der Etatentwurf für 2017, die Schulden sinken langsam, die Gewerbesteuer entwickelt sich erfreulich. Vieles läuft wie geplant oder besser. Doch es gibt einen Punkt im Planwerk der Kämmerin Melanie Lerche, der 2017 nicht wie geplant in Angriff genommen werden kann: Die Fahrradbahn auf dem alten WEG-Gleiswird zumindest vorerst nicht gebaut.

Denn der Verein DBK Historische Bahn hat über sein Tochterunternehmen GfE (Gesellschaft für Eisenbahnbetrieb) mit Sitz in Gaildorf (Kreis Schwäbisch Hall) Interesse bekundet, das Gleis zu nutzen. Damit droht den Plänen der Stadtverwaltung, das Gleis zunächst stillzulegen und anschließend zu entwidmen, um einen Radweg zwischen Enzweihingen, Vaihingen und Kleinglattbach zu bauen, das Aus. Er könne keine Termine für den Baubeginn nennen, sagte der Oberbürgermeister Gerd Maisch am Mittwochabend am Rande der Haushaltseinbringung im Gemeinderat.

„Nicht überall, wo mal ein Zug fuhr, macht das heute noch Sinn“

In öffentlicher Sitzung forderte Maisch das Unternehmen auf, den Antrag beim Verkehrsministerium zurückzuziehen. Er könne sich „beim besten Willen nicht vorstellen“, welchen wirtschaftlichen Nutzen sich das Unternehmen davon verspreche. „Nicht überall, wo mal ein Zug fuhr, macht das heute noch Sinn.“

Stillgelegt werden darf eine Schienentrasse nur, wenn sich keiner findet, der dort noch Eisenbahnverkehr plant. Und genau das tut die GfE, die von der Eisenbahn-Service-Gesellschaft ESG mit Sitz im Stadtteil Horrheim unterstützt wird. „Wir haben eine Vision für die Strecke“, sagt Markus Müller, Betriebsleiter der GfE. Sein Unternehmen zeige, mit Rückendeckung des Fördervereins, bereits mit der Schwäbischen Waldbahn bei Welzheim (Rems-Murr-Kreis), dass sie im Museums- und Touristikverkehr bewandert sei. Rund 25 000 Fahrgäste pro Jahr seien dort unterwegs. Denkbar seien in Vaihingen etwa „Lembergerland-Fahrten“, bei denen Weine der Genossenschaftskellerei Roßwag-Mühlhausen im Zug genossen werden könnten. Ähnliches praktiziere man bereits mit der Remstalkellerei im Welzheimer Zügle. Man wolle das Gleis erhalten, damit es künftig wieder genutzt werden könne, denn: „Wenn wir alle Gleise rausreißen, kriegen wir irgendwann ein strukturelles Problem“, sagt Müller.

Stadt und WEG müssen jetzt ein Angebot vorlegen

Spannend ist nun nicht nur die Frage, ob und wann es für die Fahrradbahn überhaupt noch eine Chance gibt. Sondern auch, ob Stadt und der Betreiber, die Württembergische Eisenbahngesellschaft WEG, die Strecke nun für viel Geld auf Vordermann bringen müssen. Denn das Allgemeine Eisenbahngesetz schreibt vor, dass Bahnstrecken in betriebsbereitem Zustand zu halten sind. Das ist bei der WEG-Trasse in Vaihingen nicht der Fall.

Stadt und WEG müssen der GfE nun ein tragfähiges Kauf- oder Pachtangebot machen. Nur wenn diese Verhandlungen scheitern, kann die Strecke stillgelegt werden. Für den Fall einer teuren Sanierung wäre aus Sicht des OB „die WEG kräftig mit im Boot“. Der WEG-Geschäftsführer Horst Windeisen wundert sich nur: „Wieso hat all die Jahre niemand gesagt, dass er auf der Strecke mal ein Fährtle machen will?“