Die Ruine auf dem Schlossberg bei Bad Ditzenbach bietet einen einzigartigen Blick über das Obere Filstal. Foto: privat

Vor 500 Jahren wurde die Hiltenburg bei Bad Ditzenbach ein Raub der Flammen. Die neuesten Forschungsergebnisse zu der „Wutherey“ von 1516 werden jetzt in einer Ausstellung präsentiert.

Bad Ditzenbach - Als „Wutherey“ hat ein anonymer Dichter des 16. Jahrhunderts das dramatische Ende der Hiltenburg in Bad Ditzenbach bezeichnet. Mit dem Begriff titelt auch die neue Ausstellung zur Burggeschichte der Kreisarchäologie Göppingen im Haus des Gastes in dem Kurort. Vor 500 Jahren ließ Herzog Ulrich von Württemberg den Sitz der Grafen von Helfenstein niederbrennen, woraufhin der Kaiser über ihn die Reichsacht verhängte.

Die Burg blieb zerstört und Pläne für den Wiederaufbau wurden zu Gunsten eines neuen Schlosses in Wiesensteig verworfen. Schließlich diente die Ruine nur noch als Steinbruch. 1686 bezog das Chorherrenstift Wiesensteig für den Bau einer Sakristei Werksteine von der Burg, und auch für den Neubau der Pfarrkirche von Deggingen wurden von 1698 an Steine vom Schlossberg verbaut.

Die Ruine wird seit Jahren saniert

Die neue Ausstellung im Haus des Gastes widmet sich deutlich ausführlicher als die Dauerausstellung im Bergfried der bisher erforschten Geschichte der Hiltenburg. Der Kreisarchäologe Reinhard Rademacher, ein ehrenamtliches Team begeisterter Freunde der Hiltenburg sowie Fachstudenten der Universitäten Tübingen, Bamberg, Mannheim und Stuttgart arbeiten seit Jahren an der Erforschung der Burggeschichte. Und weil dem Kreis die Mittel für reine Forschungsgrabungen fehlen, wurde das bereits 2005 begonnene mehrjährige Sanierungsprogramm zur Konservierung der Ruine für archäologische und bauhistorische Untersuchungen genutzt. Schicht für Schicht wurden Abfälle wie Tonscherben gesichtet und zum Teil ausgewertet. Schließlich konnte als Attraktion ein Kachelofen aus dem frühen 13. Jahrhundert im Bergfried rekonstruiert werden, der zu besichtigen ist.

Sanfter Burgen-Tourismus ohne Brimborium

Für Rademacher zielen alle bisherigen Anstrengungen auf einen sanften Burgentourismus„ohne viel Brimborium“, der bereits europaweit Gäste ins obere Filstal locke. Die aktuelle Schau zeigt in zehn Kapiteln die Anfänge der Besiedelung auf dem Schlossberg; es gab eine bronzezeitliche Höhensiedlung, frühkeltische Regionalherren bauten dort. Unter den Alamannen und zur Karolingerzeit wurde das Gipfelplateau des Schlossbergs weiter ausgebaut und wohl stärker befestigt, ist zu lesen. Im Mittelalter wurde die Burg zum Stammsitz der Helfensteiner. Weitere Kapitel widmen sich denn auch der Burg als herrschaftlichem Wohnsitz, als militärischem Stützpunkt und als Wirtschaftsbetrieb sowie als Feld für Forschung und Denkmalpflege.

Neue Angebote ergänzen die Dauerausstellung im Bergfried

Ausstellung
: Den Alltag der früheren Burgbewohner und das Schicksal der Hiltenburg dokumentiert die Dauerausstellung im Bergfried der Burg. Die Schau ist vom 1. Aprilbis zum 31. Oktober immer sonntags von 10 Uhr bis 16 Uhr geöffnet.

Führung:
Nachtführungen mit szenisch-historischen Rundgängen und Musik vom Hof Kaisers Maximilians I. und mit mittelalterlicher Stärkung gibt es am Freitag, 19. und Samstag, 20. August, jeweils um 18 Uhr. Veranstalter sind der Kreisarchäologe Reinhard Rademacher und der Förderverein Burgruine Hiltenburg. Anmeldung: Tourismus- und Kulturbüro Bad Ditzenbach Telefon 0 73 34/69 11.

Vortrag
: Die Hiltenburg und die Burgenlandschaft im Oberen Filstal sowie den aktuellen Stand der Grabungsauswertung beleuchten Rademacher und der Historiker Michael Weidenbacher am Mittwoch, 21. September, um 19.30 Uhr im Sitzungssaal im Rathaus Bad Ditzenbach.