Die Alphorn-Solistin Eliana Burki. Foto: Mohr

Die Stuttgarter Philharmoniker lieben das besondere: Für ihr jüngstes Konzert unter der Leitung von Muhai Tang verpflichteten sie die Alphorn-Solistin Eliana Burki.

Die Stuttgarter Philharmoniker lieben das besondere: Für ihr jüngstes Konzert unter der Leitung von Muhai Tang verpflichteten sie die Alphorn-Solistin Eliana Burki.

Stuttgart - Dass ausgerechnet Rossini einen Schweizer Kuhreihen in seine Wilhelm-Tell-Ouvertüre integrierte, ist mehr als ein Beweis dafür, wie stark das Thema der urwüchsigen Natur (Wolfsschlucht, Alpensinfonie) die Musikästhetik des 19. Jahrhunderts bestimmt hat. Weitere Bekanntschaften mit eidgenössischen Musikgipfeln brachte das gut besuchte Konzert der Stuttgarter Philharmoniker im Beethovensaal der Liederhalle mit dem Konzert Nr. 1 für Alphorn und Orchester von Jean Daetwyler und der ersten Sinfonie von Brahms.

Der eigentliche Aufreger bei der Begegnung mit dem Alphorn und seinen Lautäußerungen war allerdings nicht das Daetwyler-Stück, das zwischen Debussy und Strawinsky changiert, sondern die 30-jährige Solistin Eliana Burki. Wohl um den Eindruck provinzieller Folkloristik gar nicht erst aufkommen zu lassen, gleicht ihre Eroberung des Podiums einer perfekten Selbstinszenierung: atemberaubende High Heels mit knallroten Absätzen, hautenger Rock, dessen Akzent ein durchgehender Zipp ist, und eine ärmellose Bluse mit freizügigen Rückenausschnitt. Das blonde, kunstvoll drapierte Haar signalisiert: Musik macht Spaß.

Den vermittelte sie auch mit ihrer denkwürdigen Darbietung dieses raren Virtuosenstücks – vor allem aber mit dem durch lässigen Fingerschnipsen begleiteten, groovenden, klanglich gurrenden Blues als Zugabe. Ovationen.

Der chinesische Dirigent Muhai Tang hatte den engagierten Stuttgartern eine spezifische Klangrealisierung vermittelt: die Instrumentengruppen mischten sich zu mächtig-pastosen Farbbändern, denen dennoch nichts an Durchhörbarkeit abging. Rossini geriet temperamentvoll, allerdings etwas vollschlank. Brahms faszinierte durch exzellente Spannungsarchitektur auf samtigem Klanggrund. Ovationen.