Die fertigen Möbel wurden damals wie heute per Transporter zu den Kunden gebracht. Foto: Alno

Der Name des Küchenbauers Alno setzt sich aus den Anfangsbuchstaben des Firmengründers Albert Nothdurft zusammen. 20 Jahre nach dessen Tod und dem unglückseligen Börsengang ist das einstige Erfolgsunternehmen Geschichte.

Stuttgart - „Alno – seit 90 Jahren eine Erfolgsgeschichte“. Der griffige Slogan auf der Internetseite des Küchenbauers wirkt am Freitag mächtig deplatziert. Immerhin hat das Unternehmen in Person des Insolvenzverwalters Martin Hörmann gerade bekannt gegeben, dass auch der letzte Verkaufsversuch gescheitert ist und der Geschäftsbetrieb eingestellt werden muss. 20 Jahre nach dem Tod des Firmengründers Albert Nothdurft (1905 – 1997) verschwindet damit eine Traditionsmarke aus dem deutschen und internationalen Küchenmarkt. Nothdurft war nicht nur Gründer und Namensgeber (Al-No), sondern für fast 70 Jahre auch Herz, Seele und Gesicht des Unternehmens.

1927 gründet er in seinem Elternhaus in dem Dorf Wangen bei Göppingen eine Schreinerwerkstatt. Er, der 16. Sohn einer armen Bauernfamilie, ist zu diesem Zeitpunkt gerade 21 Jahre alt, seinen Meisterbrief bekommt er erst im Jahr darauf in Stuttgart verliehen. In seinen später schriftlich festgehaltenen „Erinnerungen“ schildert er die Anfänge des Betriebs als „Existenzkampf voller Mühsal“.

Ende der Fünfzigerjahre expandierte der Handwerks- und Gewerbebetrieb zum Industrieunternehmen. Nothdurft hatte dafür östlich von Pfullendorf (Landkreis Sigmaringen) Bauland erworben, auf dem im Sommer 1957 die Produktion von Kleinmöbeln beginnen sollte: Für die 50 neuen Arbeitsplätze, die in einer Zeitungsannonce im örtlichen „Südkurier“ ausgeschrieben waren, standen plötzlich 250 Bewerber Schlange. Im Jahr darauf erfolgte die Umfirmierung zur Alno Möbelwerke GmbH.

Die Küchen verknüpften modernes Design und Funktionalität

Notdurft ließ seine Handelsvertreter ins Bundesgebiet ausschwärmen, knüpfte Kontakte ins benachbarte Ausland und baute Alno bis zu seinem Ausstieg 1995 zu einer international erfolgreichen Küchenmarke aus: Seine Einbauküchen „Made in Germany“ verknüpften spätestens ab den Siebzigerjahren modernes Design und hohe Funktionalität. Ende der Neunziger kletterte der Umsatz erstmals über eine halbe Milliarde Euro, am Standort Pfullendorf arbeiteten 2500 Beschäftigte.

Als Wendepunkt in der Alno-Geschichte wird von Mitarbeitern und Beobachtern immer wieder der Börsengang 1995 genannt. Seither schloss das Unternehmen nur noch ein einziges Jahr mit Gewinn ab. Ein früherer Mitarbeiter beklagt, dass über mehr als ein Jahrzehnt viel zu wenig in den Standort investiert und Produktionslinien nicht modernisiert worden seien. Häufig wechselnden Managern gelang es nicht, das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen. Alno konnte wiederholt nur durch Finanzspritzen von Anteilseignern und Investoren gerettet werden. Auch die schrumpfende Mitarbeiterschaft verzichtete mehrfach auf Gehalt und Sonderzahlungen. Nachdem ein neuerliches Sanierungsprogramm nicht den gewünschten Erfolg brachte, der letzte Großaktionär, die bosnisch-deutsche Investorenfamilie Hastor den Geldhahn zudrehte und wichtige Lieferanten nur noch gegen Vorkasse liefern wollten, blieb im Juli nur noch der Gang in die Insolvenz.