Einmal nachladen bitte: Wir geben Tipps für E-Autos im Winter. Foto: dpa/Frank Molter

Im Winter entlädt sich die Batterie eines Elektroautos schneller. Experten geben Tipps, was Fahrerinnen und Fahrer tun können, um diesen Effekt möglichst gering zu halten.

Elektroautos verbrauchen im Winter deutlich mehr Energie als im Sommer. Doch woran liegt das eigentlich genau – und was können Fahrerinnen und Fahrer tun, damit die Reichweite ihres Fahrzeugs nicht zu rasch sinkt? Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Thema – und geben zusätzlich Tipps für Pedelec-Fahrer.

Wie beeinflussen die Temperaturen die Leistung eines Akkus?

Mehrere Studien haben untersucht, ob und wie stark die Reichweite von Elektroautos im Winter zurückgeht – ihnen zufolge sinkt die Reichweite durchschnittlich um 20 bis 30 Prozent. Die E-Autos müssen also deutlich früher wieder an die Ladesäule. „Bei Temperaturen von etwa 10 Grad und darunter laufen die physikalischen Prozesse in den Akkus von Elektromobilen langsamer ab. Damit verringert sich die Leistungsfähigkeit der Energiespeicher und die effektive Reichweite der Fahrzeuge“, erklärt Andreas Richter vom Dekra-Competence-Center Elektromobilität.

Wie stark zehrt die Heizung beim E-Auto an der Leistung des Akkus?

Die Heizung des Fahrgastraums verbraucht bei Elektroautos im Winter viel Energie. Strom lässt sich sparen, indem man bei einer entsprechenden Ausstattung des Autos nur die genutzte Zone im Fahrzeug heizt, etwa den Sitz des Fahrers und zudem auf Umluftbetrieb schaltet. Wer vor dem Start einer Fahrt die Möglichkeit hat, den Akku zu Hause noch einmal aufzuladen – beispielsweise an einer Wallbox in der Garage – sollte ihn eine Viertelstunde vor dem Aufbruch vortemperieren. Akkus für E-Autos besitzen bei Temperaturen zwischen 20 und 40 Grad ihre höchste Leistungsfähigkeit.

Wie stark steigt der Verbrauch bei Kälte bei einzelnen Modellen?

Der ADAC hat zuletzt im März 2022 E-Autos verschiedener Hersteller getestet – sowohl auf dem Prüfstand als auch bei Realversuchen auf dem eigenen Testgelände. Bei den Messungen auf dem Prüfstand wurde der Ladeverlust von E-Autos im Kurzstreckenbetrieb getestet, so wie er für die Nutzer von E-Autos im Stadtverkehr typisch ist. Dabei verglichen die Prüfer den Verbrauch der Fahrzeuge bei angenehmen 14 Grad mit jenem bei minus 7 Grad. Das Ergebnis: Der beliebte Fiat 500 E verbrauchte 34 Prozent mehr, beim VW ID.3 verdoppelte sich seinerzeit sogar der Verbrauch.

Welche Tipps gibt es für den Alltagsbetrieb von E-Autos im Winter?

Der ADAC empfiehlt, das Auto vorzuheizen, während es noch am Stromnetz hängt. Dann kommt die Heizenergie nicht aus der Antriebsbatterie. Das Vorheizen kann häufig in den Fahrzeugeinstellungen oder – noch einfacher – per App programmiert beziehungsweise gestartet werden. Viele Hersteller bieten ihre E-Autos mit einer Wärmepumpe als Extra an. Ist die Reichweite im Winter ein relevantes Kriterium, kann diese Investition aus Sicht des ADAC sinnvoll sein.

Wie kann die Fahrweise dazu beitragen, dass der Akku geschont wird?

Wer im Eco-Modus fährt, spart Energie, auch eine vorausschauende Fahrweise bei mittlerer Geschwindigkeit trägt dazu bei. Kurzstreckenfahrten mit längeren Pausen erhöhen hingegen den Verbrauch besonders stark, weil der Akku dabei abkühlt und erneut geheizt werden muss. Auf Kosten der Sicherheit sollte jedoch niemand sparen, warnen Experten der Dekra: „Wer bei schlechter Sicht das Licht zu spät einschaltet oder bei beschlagenen Scheiben auf Lüftung oder Scheibenheizung verzichtet, bringt sich und andere unnötig in Gefahr“, sagt Andreas Richter.

Wie groß ist die Gefahr, dass sich die Batterie im Stau rasch vollständig entlädt?

Manche neuen Nutzer eines Elektrofahrzeugs befürchten, dass sich die Batterie ihres Fahrzeugs in einem Stau schnell entladen könnte, wenn sie im Winter heizen. Ein Versuch des ADAC hat jedoch gezeigt, dass ein E-Auto im Stand auch im Winter relativ wenig Energie verbraucht. So spricht nichts dagegen, dass die Nutzer auch über Stunden hinweg ihre Heizung bei Wohlfühltemperaturen laufen lassen können.

Was gilt für Pedelecs im Winter?

Auch Pedelec-Fahrer müssen im Winter umdenken. Wie beim Elektroauto wird die Leistungsfähigkeit des Fahrrad-Akkus optimal ausgenutzt, wenn man ihn bei Raumtemperatur auflädt und erst kurz vor dem Start einsetzt. Bei eisiger Kälte leistet auch eine Thermoschutzhülle gute Dienste, da sie den Akku länger warmhält und so die Reichweite erhöhen kann. Sind längere Fahrten an kalten Tagen geplant, kann es sinnvoll sein, ein Ladegerät dabeizuhaben.