Für unser Projekt „Stuttgart 1942“ haben unsere Leser Alltagsgegenstände aus dieser Zeit präsentiert – darunter eine rätselhafte Schreibmaschine. Fehlt da nicht was?

Stuttgart - Wie hat sich das Leben im Stuttgart des Jahres 1942 angefühlt? Dieser Frage spüren wir im Rahmen unseres Projekts „Stuttgart 1942“ anhand von 12 000 Fotos nach. Doch für das Fühlen braucht es auch Gegenstände, die 1942 gekauft, benutzt, verschenkt wurden. Zahlreiche Leserinnen und Leser sind unserem Aufruf gefolgt und haben ihre Familien- und Erinnerungsstücke aus dem Keller, vom Dachboden oder aus dem Wohnzimmerschrank geholt und von einer Kunsthistorikerin des Auktionshauses Eppli begutachten lassen. Darunter sind ein Telefonbuch und eine Schreibmaschine – zwei äußerst interessante Stücke.

Im „Amtlichen Fernsprechbuch für den Bezirk der Reichspostdirektion Stuttgart“ finden sich neben sämtlichen Telefonanschlüssen zwischen Stuttgart und Bodensee Schnellwahlnummern für Polizei und Rotes Kreuz, Hinweise zum korrekten Telefonieren („Unaufgefordert Namen oder Rufnummer nennen, wenn man angerufen wird. Nicht mit ‚Hallo’ melden!“) sowie ein Merkblatt zum „Selbstwählferndienst“ zwischen Stuttgart und Ludwigsburg: Telefonieren ohne vorherige Vermittlung. Liebhaber zahlen für so etwas rund 50 Euro, hat Regine Bauer von Eppli ermittelt.

Auch der Anschluss von Helmut Runck steht im Telefonbuch. Runck war Vertreter für mehrere Firmen, arbeitete von seiner Wohnung im Stuttgarter Westen aus – fürs Home Office bedurfte es 1942 einer Schreibmaschine. Runcks Schwiegertochter hat das tragbare Modell der Marke Mercedes – ein thüringisches Fabrikat – aufbewahrt.

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Schreibmaschinen waren damals knapp und teuer, Helmut Runck stotterte seine in Monatsraten von je fünf Reichsmark ab. Man kann sich vorstellen, wie er in seinem Herrenzimmer vor dem dunklen, verglasten Bücherschrank über der klackernden Schreibmaschine gebeugt seine Korrespondenz erledigt.

Warum fehlen da 0 und 1?

Das Modell ist relativ kompakt, man hätte damit sogar mobil arbeiten können. Um Platz zu sparen, fehlen auf der Tastatur die Ziffern 0 und 1. Jüngere Menschen können sich das vermutlich nicht erklären. Doch einige unserer Leserinnen und Leser haben mitgeholfen, das Rätsel zu lösen: Man nutzte stattdessen das kleine „l“ und das große „O“.

So deuten die von unseren Leserinnen und Leser mitgebrachten Gegenstände nicht nur an, wie sich der Alltag im Jahr 1942 angefühlt und – im Fall der klackernden, bis heute funktionierenden Schreibmaschine – angehört haben. Sie offenbaren auch in kleinen Details, dass es sich damals ein gutes Stück anders angefühlt haben muss, einen Text zu tippen.

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