So hat es ausgesehen, nachdem am 15. Februar schweres Gerät in den privaten Garten gerollt ist. Foto:  

Die Arbeiter haben den Auftrag, die Bäume zu fällen, um Platz für den neuen Kunstrasenplatz der Allianz zu schaffen. Doch die Mieter wissen davon nichts. Wenige Tage später sind Männer mit Motorsägen vor Ort.

Vaihingen - Das ist eine böse Überraschung gewesen. Als Ronald Bertram am Donnerstag, 15. Februar, zufällig in seinen Garten kam, war der Zaun von schwerem Gerät überrollt worden. Die Firma war gekommen, um auf dem Areal an der Heßbrühlstraße Bäume zu fällen. Bertram wusste davon aber nichts.

Das Grundstück gehört der Stadt. Diese hat es an einen Vaihinger vermietet, der wiederum an Ronald Bertram vermietet. Doch weder dem Mieter noch dem Untermieter war ein Termin für Baumfällarbeiten mitgeteilt worden. Nur so viel: Vor einigen Wochen sei ein Vertreter der Stadt da gewesen, um sich das Grundstück anzuschauen. Kurze Zeit später sei Post im Briefkasten gelegen. Darin habe gestanden, dass der Garten der Allianz übergeben werde und die Mieter diesen bis Mitte des Jahres freigeben sollen.

Hintergrund ist das Projekt des Versicherungskonzerns. Diese baut auf dem Gelände des TSV Georgii Allianz ihre neue Zentrale. Zum Ausgleich für den Wegfall der Sportfläche, bekommen die Fußballer einen Kunstrasenplatz. Ein Teil der Fläche befindet sich in Bertrams Garten. Am 1. Februar reichte die Allianz den Bauantrag ein. Generell müssen für den Kunstrasen Bäume gefällt werden, einige davon auch auf dem vermieteten Grundstück.

Wenige Tage später stehen Männer mit Motorsägen im Garten

Denn gekündigt hat die Stadt den Garten bis heute nicht. Und sie hat es versäumt, die Mieter über den genauen Termin der Baumfällarbeiten zu informieren. An jenem 15. Februar waren auch Vertreter von der Stadt und der Allianz vor Ort. Sie alle waren davon ausgegangenen, dass die Mieter Bescheid wissen. An diesem Tag passierte nichts weiter, auf dem Privatgrundstück wurden keine Bäume gefällt. Bertram drang darauf, dass der Zaun wieder hergerichtet wird. Die Arbeiter stellten daraufhin notdürftig einen neuen alten Maschendrahtzaun auf, den sie an anderer Stelle entfernt hatten, und zogen von dannen. Bertram macht ihnen keinen Vorwurf. „Die hatten ihren Auftrag“, sagt er.

Kurze Zeit später ein ähnliches Spiel. Am Montagvormittag, 26. Februar, stehen plötzlich fünf Männer mit Motorsägen im Garten. Den eineinhalb Wochen zuvor provisorisch aufgestellten Zaun hatten sie einfach niedergetrampelt. Zwei Obstbäume und ein Haselnussstrauch seien gefällt gewesen, als er gekommen sei, berichtet Bertram. Von einem Nadelbaum hätten bereits die unteren Äste gefehlt. Diesmal war Bertram so sauer, dass er sich nicht nur bei den Arbeitern beschwerte, sondern auch die Polizei rief. Bis die auf das Grundstück an der Heßbrühlstraße kam, waren die Arbeiter aber bereits verschwunden. Weil Bertram sich den Firmennamen nicht notiert hatte, kam es nicht zu einer Anzeige. Die Mieter bauten den demolierten Zaun anschließend selbst wieder auf.

Pressesprecher: „Die Stadt handelt nach Recht und Gesetz.“

Die Allianz-Pressesprecherin versucht, die beiden Vorfälle zu erklären. Beim ersten Termin am 15. Februar sei man davon ausgegangenen, dass mit den Mietern alles abgesprochen sei. „Wir hatten für die Baumfällarbeiten eine Besitzüberlassungsvereinbarung mit der Stadt“, sagt Anna Sleegers. Der zweite Termin am 26. Februar sei ein Irrtum gewesen, für den sich die Allianz ausdrücklich entschuldige. Es habe ein Kommunikationsproblem mit dem Planungsbüro gegeben. Die Allianz habe die Arbeiten erst mal zurückgestellt. „Wir suchen nun zunächst das Gespräch mit dem Mieter und dem Untermieter“, so Sleegers.

Sven Matis, Pressesprecher der Stadt Stuttgart, betont: „Die Stadt handelt nach Recht und Gesetz.“ Die Mieter seien im Januar grundsätzlich darüber informiert worden, dass es einen Bedarf an der Fläche gebe. „Die wussten, was auf sie zukommt und dass dort Bäume gefällt werden müssen.“ Immerhin gesteht auch Matis ein: „Es wäre besser gewesen, die Mieter vorher zu informieren.“ Doch der Vorgang sei „komplex“, viele Ämter seien daran beteiligt gewesen. Und der Zeitdruck sei groß gewesen. Denn Bäume dürfen nur außerhalb der Vegetationsphase, also bis Ende Februar, gefällt werden. Die Allianz wolle bereits im Juni mit dem Bau des Kunstrasenplatzes beginnen. Einen Grund, den Mietern Schadenersatz zu zahlen, sieht er nicht.

Wie es nun weitergeht, ist noch offen. Fest steht, dass auf dem vermieteten Grundstück weitere Bäume gefällt werden müssen, soll der Kunstrasenplatz nach jetzigen Plänen gebaut werden.