Wegen des geplanten Allianz-Neubaus müssen der Bauhof und die AWS an der Liebknechtstraße ausziehen. Foto: Rüdiger Ott

Das Gelände, auf dem der Betriebshof des Tiefbauamts bisher steht, ist verkauft. Mitarbeiter und Fahrzeuge sollen auf den jetzigen Parkplatz an der Robert-Koch-Straße umziehen. Einige Bezirksbeiräte lehnen diesen Standort ab.

Vaihingen - Der Neubau wird zwar einige Vorteile mit sich bringen, doch er kommt nicht ausschließlich den Mitarbeitern zugute, betonte Frank Hüttner. „Wir brauchen den neuen Standort nicht für uns, sondern für Sie, für die Vaihinger Bürger“, sagte der Leiter der Dienststelle Filder im städtischen Tiefbauamt am Dienstag im Bezirksbeirat. Er und seine Mitarbeiter brauchten einen Ort, von dem aus sie schnell und effektiv agieren können. Dieser soll an der Robert-Koch-Straße 89 entstehen, auf dem Regenrückhaltebecken, auf dem jetzt noch ein Parkplatz ist. Die Fläche gehört bereits der Stadt. Die Waschanlage auf dem Areal gibt es seit dem vergangenen Sommer nicht mehr, der Mietvertrag war ausgelaufen und wurde aufgrund der geplanten Ansiedlung des Bauhofs nicht verlängert.

Der Umzug ist nötig, weil die Allianz an der Heßbrühlstraße ihre neue Zentrale bauen will und dafür mehr Platz braucht. Neben dem Bauhof an der Liebknechtstraße müssen auch die Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) und Wohnhäuser der Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) weichen.

Die Baukosten liegen bei etwa 3,4 Millionen Euro

„Das Gelände ist bereits verkauft“, sagte Hüttner. „Es geht nicht mehr darum, ob wir umziehen. Die Tatsachen sind geschaffen.“ Das schmeckte einigen Bezirksbeiräten gar nicht. Sie kritisierten, dass auf der Fläche an der Robert-Koch-Straße eigentlich eine Grünfläche angedacht gewesen sei, diese aber nun mit einer Änderung des Bebauungsplans zugunsten des Neubaus entfallen wird. Und die Allianz ist in Vaihingen ohnehin ein rotes Tuch. Weil sie gegen die Ansiedlung des Versicherers seien, müssten sie folglich auch gegen den Umzug des Bauhofs an die Robert-Koch-Straße stimmen, sagte unter anderem Gerhard Wick (SÖS/Linke-plus). Die Auswirkungen auf das Stadtklima und den Verkehr in Vaihingen trieben ihn ebenso um wie Christa Tast (Grüne).

Zudem liegen die Baukosten etwa eine Millionen Euro über der zunächst veranschlagten Summe. Von diesen Kosten übernehme die Allianz nichts, kritisierte Wick. Insgesamt werden nun etwa 3,455 Millionen Euro veranschlagt. Die Mehrkosten sind in erster Linie einer Erneuerung des Regenrückhaltebeckens geschuldet. Auf diesem soll später die Garage für die Fahrzeuge des Bauhofs liegen. Das Verwaltungsgebäude wird südlich des Beckens erbaut. „Wir müssen es daneben setzen, weil es das Gewicht von beiden Gebäuden nicht tragen würde“, sagte Stefan Bauer, der im Hochbauamt Projektleiter für den Neubau des Betriebshofs ist. Die neuen Holzbauten sollen eingeschossig bleiben, „leicht, günstig und nachhaltig“, sagte Bauer. Eine Vergrößerung ist nicht geplant. „Die Garage hat Platz für die vier Fahrzeuge, die bereits jetzt im Einsatz sind.“ Zudem wolle man an der Robert-Koch-Straße einen Grünstreifen schaffen und die Baumreihe ergänzen.

Eine Gefahr für Fußgänger?

Sigrid Beckmann (SPD) sorgte sich um die Sicherheit der Fußgänger, insbesondere der Schüler, die die Straße queren, um zur Robert-Koch-Realschule oder dem Hegel-Gymnasium zu gelangen. „Irgendwo müssen Sie ja hin. Aber die Nähe zur Schule sehe ich kritisch“, sagte Beckmann. „Wir haben für alles Verständnis, was Sie sagen“, entgegnete Frank Hüttner. „Wir werden vorsichtig und mit Bedacht durchs Tor fahren.“ Ohnehin seien bei vier Fahrzeugen – einem 7,5-Tonner, zwei Sprintern und einem Elektro-Kleinwagen – die Fahrtbewegungen „verschwindend gering“. Bei der jetzigen Nutzung als Parkplatz verkehrten wesentlich mehr Fahrzeuge, auch große Lkw, auf dem Gelände, sagte Hüttner.

Er warb zudem dafür, dass seine Mitarbeiter den Neubau wirklich gut gebrauchen könnten. Die alten Gebäude am bisherigen Standort seien gut 50 Jahre alt und in entsprechendem Zustand. Eine neue Heizung, Küche und ein Trockenraum, in dem sie ihre nasse Kleidung aufhängen können, bringe deutliche Vorteile für die Bauhofmitarbeiter.

Letztlich votierten die Bezirksbeiräte bei einer Enthaltung und sieben Ja-Stimmen mit sieben Nein-Stimmen knapp gegen den Neubau des Betriebshofs an der Robert-Koch-Straße. Entscheiden wird letztlich der Gemeinderat. Der Projektleiter geht davon aus, dass der Baubeschluss im Sommer vorliegt, Baubeginn soll im Dezember 2019 sein. Ein Jahr später, im Dezember 2020, könnte der neue Bauhof seinen Betrieb aufnehmen.