Stuttgarter Enttäuschung: Simone Lee, Michelle Petter und Laura Künzler (von links) Foto: Pressefoto Baumann/Julia Rahn

Titelverteidiger Allianz MTV Stuttgart muss sich im Pokal-Halbfinale dem SSC Palmberg Schwerin mit 2:3 geschlagen geben. Eine Grippewelle und das Champions League-Spiel drei Tage zuvor haben die Mannschaft entscheidend geschwächt.

Es hat in den vergangenen und überaus erfolgreichen Jahren wohl nur wenige Spiele von Allianz MTV Stuttgart gegeben, nach denen die Volleyballerinnen an einer Niederlage so gelitten haben. Während die Schwerinerinnen sich in den Armen lagen und jubelten am Samstagabend in der Scharrena, sah man bei den MTV-Spielerinnen leere Blicke und Niedergeschlagenheit.

Maria Segura Palleres weinte derart heftig, dass die Ex-Stuttgarterin Pia Kästner, in dieser Saison Schwerins Zuspielerin, sie in den Arm nahm und tröstete. „Ich finde keine Worte für diese Niederlage“, sagte die sonst so fröhliche, eloquente und analytische Außenangreiferin, „wir haben im vierten Satz das Momentum nicht nutzen können“.

Die Partie schien bereits gewonnen zu sein

Der vierte Durchgang war der Knackpunkt der Partie: Allianz MTV führte 2:1 nach Sätzen und aktuell mit 12:5 – nicht nur Schwerins Trainer Felix Koslowski hielt seine Mannschaft vor den 1929 leidenschaftlich anfeuernden Zuschauern „eigentlich schon für tot“. Doch sein Team, in dem Außenangreiferin Lindsey Ruddins mit 28 Punkten überragte, kämpfte sich heran, schaffte nach einem 18:21 beim 21:21 erstmals den Ausgleich.

In der hektischen Schlussphase mit zwei Video-Prüfungen hatten die Gäste dann die Nase vorn. „So richtig erklären kann man das nicht. Schwerin hat irgendwie Aufwind bekommen, und wir haben unsere Punkte nicht mehr gemacht“, sagte Außenangreiferin Laura Künzler, mit 17 Zählern auf Platz zwei hinter Simone Lee (20). Auch der enttäuschte Coach Tore Aleksandersen fand, man habe die Partie im Angriff verloren.

Eine Grippewelle hat die Stuttgarterinnen geschwächt

Eine wichtige Rolle dürfte gespielt haben, dass den Stuttgarterinnen am Ende die Kräfte fehlten. Unter der Woche hatte eine Grippewelle die Mannschaft erwischt, Diagonalangreiferin Krystal Rivers stand deswegen gar nicht zur Verfügung. „Es war eine schwierige Woche für uns“, stellte die Sportliche Leiterin Kim Renkema fest. Drei Spielerinnen hätten gar nicht trainieren können.

Hinzu kamen die strapaziösen Umstände der Rückreise von Lodz, wo die Stuttgarterinnen vorigen Mittwoch ihr erstes Champions League Spiel bestritten: Hinterher ging es um vier Uhr morgens mit dem Bus nach Warschau, von dort aus mit dem Flieger zurück nach Stuttgart.

Die Moral der Spielerinnen ist intakt

Es spricht für die MTV-Akteurinnen, dass keine die fehlende Kraft als alleinigen Grund für das Ausscheiden anführen wollte. Maria Segura Palleres wollte dies sogar überhaupt nicht als Argument gelten lassen. Laura Künzler sah es nur als einen von mehreren Faktoren: „Man kann nicht sagen, dass die Kraft überhaupt keine Rolle gespielt hat. Am Ende mussten wir alle mit unserer körperlichen Situation zurechtkommen“, erklärte sie. Dennoch habe das Team den Sieg in der Hand gehabt. Es sei jedoch nicht gelungen, „den Sack zuzumachen.“

Den Stuttgarterinnen bleiben in dieser Saison noch die Bundesliga und die Champions League – beim Festtag des Volleyballs in der Mannheimer SAP Arena Ende Februar wird Allianz MTV Stuttgart, dort in den acht vergangenen Jahren mit sechs Teilnahmen quasi Stammgast, diesmal nur Zuschauer sein. Schwerin und der SC Potsdam machen dann den Pokalsieg unter sich aus. Maria Segura Palleres fand am Ende des Abends Anerkennung für den Gegner: „Nach dieser Leistung hat sich Schwerin das Finale auch wirklich verdient“, sagte sie.