Giannis Athanasopoulos schielt auf seinen ersten Titel bei Allianz MTV. Foto: Baumann

Der Erfolg hat viele Väter. Bei den Volleyballerinnen von Allianz MTV Stuttgart gilt das auch für Giannis Athanasopoulos. Der Coach will seinen ersten Titel – und die Chancen stehen gut.

Stuttgart. - Hätten sie die Zeit dazu, die Verantwortlichen des Volleyball-Bundesligisten Allianz MTV Stuttgart könnten das Weihnachtsfest richtig genießen. Sportlich sind aktuell keine Wünsche offen, und zudem haben sie sich auch noch selbst beschenkt. Mit einem Paket, das seit dem Wochenende vollends geschnürt ist. Nach den beiden Hauptsponsoren Scharr und Allianz sowie Geschäftsführer Aurel Irion und Sportdirektorin Kim Renkema (alle um drei Jahre) hat nun auch Giannis Athanasopoulos seinen Vertrag verlängert – er bleibt bis mindestens 2021 Cheftrainer. „Er macht einen super Job, für uns hätte es keine bessere Lösung gegeben“, sagt Renkema. Und Irion erklärt: „Bei uns entwickelt sich alles super positiv. Giannis Athanasopoulos ist ein enorm wichtiger Bestandteil dieses erfolgreichen Konzeptes.“

Der Verein hat nun nicht nur Planungssicherheit, die Perspektive ist auch ziemlich reizvoll. Vor allem in der laufenden Saison. Das Pokalfinale am 24. Februar hat das Team bereits erreicht, in der Champions League scheint der Einzug ins Viertelfinale möglich, in der Bundesliga läuft alles nach Plan. Das deutliche 3:0 (25:21, 25:21, 25:19) am Samstag gegen den Dresdner SC war der siebte Sieg im siebten Spiel, danach feierten 2251 Fans in der Scharrena mit dem Team ein vorgezogenes Weihnachtsfest. Die Stimmung war so überwältigend, als hätte der Verein sein großes Ziel schon erreicht – nach vier Vizemeisterschaften soll endlich der erste DM-Titel her. „Wir waren trotz des klaren Sieges nur bei 70 Prozent unseres Leistungsvermögens“, sagt Renkema, „das zeigt, welches Potenzial in unserer Mannschaft steckt.“

Zweikampf mit dem SSC Schwerin

Wenn alles normal läuft, dann gibt es diese Saison einen Dauerzweikampf. Allianz MTV Stuttgart vs. SSC Palmberg Schwerin. Erst an diesem Mittwoch im Bundesliga-Gipfeltreffen in Schwerin, dann im Pokalfinale in Mannheim, im Bundesliga-Rückspiel in Stuttgart – und schließlich auch in den Play-offs. „Der SSC ist aktuell die beste deutsche Mannschaft, in Schwerin wird verdammt gut gearbeitet“, meint Irion, „aber wir sind näher herangerückt.“ Das findet auch Kim Renkema: „Wir sind definitiv noch nicht da, wo wir hinmüssen, um Schwerin schlagen zu können. Aber wenn alle gesund bleiben, ist es möglich, nicht nur das Pokalfinale zu gewinnen, sondern auch das letzte Spiel der Saison.“ Und damit das Double.

Der Optimismus ist deshalb so groß, weil die Qualität stimmt. Im Team. Aber natürlich auch auf der Bank. Giannis Athanasopoulos (40), vor eineinhalb Jahren vom Co- zum Cheftrainer aufgestiegen, gilt als akribischer Arbeiter und außergewöhnlich guter Analyst, als Talentfinder und -förderer, als Mann mit einem Händchen für Teambuilding und Taktik. Und der Grieche ist, im positiven Sinn, ein Volleyball-Verrückter. „Seine Leidenschaft für diesen Sport ist unglaublich groß. Er lebt Volleyball“, sagt Kim Renkema, „natürlich fehlt es ihm noch an Titeln und Erfahrung. Doch für mich ist er in der Liga der Trainer mit dem größten Potenzial.“

Warten auf dem Meistertitel

Das ist natürlich auch anderen Clubs aufgefallen. Athanasopoulos lagen mehrere Angebote aus dem Ausland vor, dort hätte er deutlich mehr verdienen können. Zu wechseln war trotzdem nie ein Thema für ihn. „Volleyball in Stuttgart ist großartig“, sagt er, „die Stadt und der Verein sind zu einem Teil meiner Familie geworden. Ich bin hier sehr glücklich.“

Athanasopoulos will möglichst schnell seinen ersten Titel mit dem MTV holen, dazu mittelfristig mehr deutsche Talente entwickeln und ins Team einbauen. Und dann gibt es noch ein großes Problem – den Fluch des Erfolgs. Je besser eine Mannschaft auftritt, umso begehrter sind die Spielerinnen. „Auch wenn wir alles versuchen werden, wird es wohl nicht möglich sein, unser aktuelles Team zusammenzuhalten“, sagt Athanasopoulos, der schon jetzt gemeinsam mit Sportchefin Renkema daran arbeitet, ähnliche Transfercoups landen zu können wie im vergangenen Sommer mit US-Diagonalangreiferin Krystal Rivers (aus Beziers/Frankreich) oder der finnischen Libera Roosa Koskelo (aus Maribor/Slowenien), die voll eingeschlagen haben. Dazu ist ein großes Netzwerk nötig, aber auch Weitblick und ein gutes Auge für mögliche Verstärkungen. „Wir haben eine klare Idee, wie unser künftiges Team aussehen soll“, sagt Renkema, „wir werden im Januar mit unseren aktuellen Spielerinnen sprechen. Und wir sind auch schon an neuen Talenten dran.“

Was nur zeigt: Im Sport gibt es zwar manchmal Phasen, in denen keine Wünsche offen sind. Von Dauer ist dieser Zustand aber nie.