Auch der verkaufsoffene Sonntag anlässlich des Vaihinger Herbst stünde nach Ansicht der „Allianz für den freien Sonntag“ auf der Kippe. Foto: Günter E. Bergmann

Die Stuttgarter Stadtteile müssen um ihre verkaufsoffenen Sonntage bangen. Eine Allianz aus Gewerkschaft und Kirchen hat allen 33 Sonntagen den Kampf angesagt.

Stuttgart - Der verkaufsoffene Sonntag, der am 2. Oktober in der Innenstadt hätte stattfinden sollen, wurde von der Gewerkschaft Verdi verhindert. Die Veranstaltung hatte keine rechtliche Grundlage, ebenso wie vier Sonntage in den Stadtteilen.

Aber nun hat die „Allianz für den freien Sonntag“ auch den übrigen verkaufsoffenen Sonntagen in Stuttgart den Kampf angesagt. Die Vereinigung aus Gewerkschaft und Kirchen pocht auf eine Neuregelung des Paragrafen 8 des Gesetzes über die Ladenöffnung im Land. Darin heißt es sinngemäß, dass pro Bezirk grundsätzlich drei offene Sonntage möglich sind. „Wir fordern, dass diese Regelung wegfällt“, sagte die kirchliche Allianz-Vertreterin Astrid Deusch. Damit wären in ganz Stuttgart noch maximal drei statt der bisher 33 verkaufsoffenen Sonntage möglich. Auf die Frage, ob nun alle Stuttgarter Stadtteile um ihre verkaufsoffnen Sonntage zittern müssten, sagte Bernhard Franke von Verdi: „Ja.“

„Eine Metropole braucht andere Regelungen“

Ingo Vögele von den Aktiven Stuttgartern, einer Dachorganisation aller Handels- und Gewerbevereine in Stuttgart, kann diese Haltung nicht nachvollziehen: „Man darf Stuttgart doch nicht mit einer kleinen Kreisstadt vergleichen. Eine Metropole braucht andere Regelungen.“ Die Allianz begründet ihre rigide Haltung mit der Furcht vor einem Dammbruch in Bezug auf die Sonntagsarbeit. Man wolle Wildwuchs und Missbrauch eindämmen. Die Zahl der offenen Sonntage habe sich massiv erhöht. Dass dies im konkreten Fall von Stuttgart nicht gilt, findet bei der Allianz keine Beachtung. „Die Rechtslage durch das Bundesverwaltungsgericht ist eindeutig“, bekräftigte Franke mehrfach. Daher werde die Allianz nun alle Kommunen im Land anschreiben, um sie für das Thema zu sensibilisieren.

Franke räumte indes ein, dass der medienwirksame Kampf gegen den geplanten Stuttgarter Sonntag in der City für „Aufruhr in allen Gemeinden und für Abschreckung“ gesorgt habe. Den Vorwurf von Citymanagerin Bettina Fuchs, dass der Kampf für den freien Sonntag auf dem Rücken der Stuttgarter Händler ausgetragen worden sei, wies Franke zurück: „Es war keine Publicitymaßnahme.“ Überdies stellt er in Abrede, dass verkaufsoffene Sonntage dem stationären Handel bei der Abwehrschlacht gegen den Online-Handel etwas brächte: „Dieser Kampf wird nicht gewonnen, wenn man sonntags die Läden aufreißt.“ Stattdessen sollten die Händler auf Service, qualifiziertes Personal und Preistransparenz setzen. Auch dieser Ansicht widerspricht Ingo Vögele energisch: „Wir brauchen die offenen Sonntage als Schaufenster, um uns gegen die strukturellen Veränderungen zu wehren.“