Das House of Small Wonder in Berlin ist umgezogen – und in der neuen Lokalität in der Auguststraße immer noch ein beliebtes Fotomotiv. Großes Plus: auch das Essen ist gut. Foto: House of Small Wonder

Braucht es Schaukeln und Plastikrosen? Lokale setzen derzeit viel auf das Äußere und lassen Stickstoff über Sushi wabern.

Stuttgart - Es sind schwere Zeiten für Gastronomen. Vor allem der Personalmangel macht es den Wirten sehr schwer, einen Betrieb am Laufen zu halten. Als Gast sollte man hin und wieder ein Auge zudrücken, sich freuen, wenn es einigermaßen rundläuft, das Essen gut ist, der Service Charme und Humor hat, der Wirt den Kutter anständig durch schweres Wetter schippert.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Deutschlands schönste Bar ist in Stuttgart

Die Menschen wollen wieder ausgehen. Und teilen ihre Freude über gutes Essen meist mit Freunden – und dem ganzen Internet. Instagram, die Welt der bunten Bilder, ist prädestiniert für ambitionierte Food-Fotografie. Klar, dass man nicht unbedingt den Kohleintopf mit Wursteinlage präsentiert, sondern eher eine Bowl mit fancy Hummus in Pink und viel Grünbeigaben. Allein der Kontraste wegen.

Eine Schaukel für die Likes

Ein Trend, der scheinbar verstärkt wurde in der Coronapandemie, ist, dass die Restaurants selbst auf Dinge setzen, von denen sie sich versprechen, dass sie von den Gästen weitergetragen werden. Da gibt es Rosen an Wänden, viele Grünpflanzen, Lebensweisheiten in Leuchtschrift, Stickstoffnebel, der über Sushiplatten wabert – alles nette Gimmicks, die allein deshalb gemacht werden, damit es virtuell gut funktioniert. Clever von den Wirten, unklug von den Instagram-Gourmets, wenn sie sich die Werbung nicht bezahlen lassen. Genau darum geht es hier: um Marketing. Es ist natürlich völlig legitim, sich eine Schaukel ins Lokal zu hängen, um ein paar mehr Likes zu bekommen.

Die Frage ist nur: Braucht es das wirklich? Worum geht es uns, wenn wir essen gehen? Um die Küchenleistung. Eigentlich sollte nichts davon ablenken, keine verspielten Designs auf Tellern, kein Stickstoffnebel, der darüber wabert. Wir sollten mehr über Produkte und deren Herkunft, über Handwerk und Leidenschaft sprechen und uns nicht von Schaukeln im Restaurant, Plastikrosen an der Wand und Stickstoff verwirren lassen.