Die alleinerziehende Fellbacherin Denise Dakis sucht dringend eine Wohnung. Doch selbst vielversprechende Besichtigungen haben sich zerschlagen – hauptsächlich wegen zu teurer Miete.
Der Brief, oder wie Denise Dakis es nennt – der Schock – kommt im Mai. In einem offiziellen Schreiben kündigt ihr Vermieter das an, was er ihr mündlich bereits einen Monat vorher angedeutet hat: Er möchte erstens die Miete erhöhen und zweitens die Wohnung im Fellbacher Stadtteil Oeffingen, in der Denise Dakis mit ihren beiden Töchtern und Hund Mojo wohnt, verkaufen.
Die 44-Jährige erinnert sich genau an den Tag: „Ich habe ihm dann gleich gesagt, dass die Wohnung bereits über dem Mietspiegel liegt und ich nicht noch mehr zahlen möchte und kann.“ Man habe sich dann auf eine kleinere und moderate Mieterhöhung einigen können, und der Vermieter, zu dem Denise Dakis ein gutes Verhältnis hat, versprach, nach einem Käufer zu suchen, der die Wohnung als Kapitalanlage nutzt und sie mit den Töchtern dort wohnen lässt.
Die Alleinerziehende hat Angst vor einer Eigenbedarfskündigung
Doch für Denise Dakis ist das keine wirkliche Option. „Er bemüht sich sehr, aber ich habe trotzdem Angst.“ Die größte Sorge der zweifachen Mutter ist es, dass die Wohnung doch plötzlich schnell verkauft wird und sie dann Hals über Kopf wegen Eigenbedarf raus muss. „Dann stehe ich mit zwei Kindern und einem Hund auf der Straße. Die Mieten sind so gestiegen, dass ich nicht weiß, wie ich dann auf die Schnelle etwas Neues finden soll.“
Also fing die 44-Jährige, die es als berufstätige alleinerziehende Mutter gewöhnt ist, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, direkt an, im großen Stil zu suchen – im Internet, in der Zeitung, auf Aushängen. Das war im Mai. Im Oktober nun ist sie verzweifelt, hat die Hoffnung fast verloren und zieht ein ernüchterndes Fazit: Bei gerade mal drei tatsächlichen Besichtigungen war gar nichts dabei. „Die Wohnungen waren so geschnitten, dass sie für uns nicht infrage kamen. Und der große Rest an Suchanfragen hat sich so schnell als zu teuer oder zu weit weg entpuppt, dass sich eine Besichtigung gar nicht gelohnt hätte.“ Auch Kinder und Haustiere kommen meist nicht gut an.
Denise Dakis muss jeden Cent umdrehen
Auf die schwierige Situation will Denise Dakis aufmerksam machen, weil da in ihren Augen so einiges schief läuft. Während sie es auf den Punkt bringt, lacht die 44-Jährige. Doch so lustig klingt ihre Feststellung gar nicht: „Ich habe zu viel Einkommen für Sozialleistungen und zu wenig zum Leben. Fakt ist, ich muss jeden Cent umdrehen und kann mir auf keinen Fall eine Miete mit 1500 Euro leisten.“ Dass sie damit nicht allein ist, sondern vielmehr eine von vielen Wohnungssuchenden, tröstet sie dabei nur bedingt. „Jeden Tag wird es teurer. Nur wenn man als Paar gemeinsam Geld verdient, kann man sich die Wohnungen noch leisten. Da muss sich dringend was ändern“, sagt sie.
Denise Dakis ist seit 2019 komplett alleinerziehend und arbeitet in Teilzeit, mit einer 80-Prozent-Stelle. „Ich bin in Griechenland aufgewachsen. Mein Mann und ich sind dann 2016 mit den Kindern hierhergekommen wegen der wirtschaftlichen Situation dort.“ Doch während sie Fuß fasst, einen guten Job findet und sich kontinuierlich weiterbildet, packt ihr Ex-Mann die neue Situation nicht und kehrt zurück in die griechische Heimat. „Das heißt, ich kämpfe hier wirklich komplett alleine. Die Kinder sehen ihn nur an Weihnachten und in den Sommerferien.“
Haushalt, Hausaufgaben, Job, Krankheiten – der komplette alltägliche Wahnsinn hängt also an Denise Dakis. Doch die 44-Jährige mit den griechischen Wurzeln lässt sich nicht unterkriegen – eigentlich. Denn die Situation mit der Wohnungssuche lässt die gutgelaunte Frau so langsam verzweifeln. „Ich bin mir sicher, es gibt sie noch, die netten Vermieter, die zuverlässigen und anständigen Mietern eine Chance geben. Aber ich weiß nicht, wie ich sie finden soll.“
Um ihre Mädchen nicht aus ihrem Umfeld und den Schulen zu reißen, hofft Denise Dakis auf eine neue Wohnung im Großraum Fellbach. Und weil sich die Mädels-WG einen Hund angeschafft hat, wäre ein bisschen Grün ein weiterer Herzenswunsch. „Mojo ist ein Mischling aus dem Tierheim und tut uns allen gut. Wäre toll, wenn wir mit ihm einen kleinen Garten oder eine schöne Terrasse genießen könnten. Und dann wünsche ich mir noch, dass beide Mädels ein eigenes Zimmer haben. Und ich muss halt auch irgendwo schlafen.“
Während sie erzählt, spürt man ihre Power und jede Menge Humor. Sie lässt sich nicht so schnell unterkriegen. Tritt ein Problem auf, wird sachlich, ohne zu verzweifeln, nach einer Lösung gesucht. Und mit ihren Töchtern macht es sich die 44-Jährige schön und gemütlich. Aber sie würde sich wünschen, dass der Wohnungsmarkt sich wieder verändert. „Es sollte auch für Gering- und Mittelverdiener die Möglichkeit geben, leichter etwas zu finden. Auch mehr finanzielle Hilfe für Alleinerziehende, die arbeiten und nicht von Sozialleistungen leben, sei dringend notwendig.“
Im Geiste sieht sie sich mit ihren zwei Töchtern schon die Möbel im neuen Zuhause aufbauen – am liebsten noch vor Weihnachten, um die besinnliche Zeit im neuen Reich genießen, lecker gemeinsam kochen und zur Ruhe kommen zu können. „Meine Jüngere ist super talentiert im Möbel zusammenbauen. Und ich kann trotz zwei Bandscheibenoperationen auch anpacken. Lampen aufhängen, streichen und so, das schaffen wir gut alleine.“ Jetzt muss es nur noch klappen mit der Wohnung. „Ich habe schon so viel alleine mit zwei Kindern erreicht. Ich habe Lust und bin motiviert, also her mit dem neuen Zuhause.“