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Reine Männerdomäne? Von wegen! Für Sabine Kani ist es das Selbstverständlichste der Welt, dass sie als einzige Frau im Höhenretter-Team der Stuttgarter Feuerwehr ihren Mann steht.

Stuttgart - Reine Männerdomäne? Von wegen! Für Sabine Kani ist es das Selbstverständlichste der Welt, dass sie als einzige Frau im Höhenretter-Team der Stuttgarter Feuerwehr ihren Mann steht. "Ich möchte am liebsten ganz im Team aufgehen und nichts Besonderes sein", sagte die 32-Jährige. Sie gehört dazu und leistet kein bisschen weniger als ihre 40 männlichen Kollegen. Und doch: Etwas Besonderes wird sie immer bleiben. Denn Sabine Kani ist eine von nur etwa einem Dutzend Frauen, die sich in Deutschland bei der Feuerwehr so hoch hinaus wagen.

Um in Not geratene Menschen in extremer Höhe erreichen und sie von dort sicher zur Erde bringen zu können, brauchen die Höhenretter Kraft und einen durchtrainierten Körper. Beides bringt Kani mit. "Ich mache viele Sport, fahre Inliner, Rad, Snowboard und wandere", erzählt die schlanke Frau mit den nach hinten gebundenen, braunen Haaren. Noch wichtiger als die körperlichen Voraussetzungen sind aber der Mut zur Höhe und das bedingungslose Vertrauen in die Kollegen. "Teamgeist ist das A und O", sagt sie. Und genau den schätzt sie an ihrer Arbeit besonders. "Wenn man in 24-Stunden-Schichten arbeitet, lernt man sich ganz anders kennen. Der Zusammenhalt ist viel enger."

Was ihr an der Höhenrettung gefällt? "Es ist eine Herausforderung. Und ein bisschen Nervenkitzel ist natürlich auch dabei." Kani ist über die Jugendgruppe der Freiwilligen Feuerwehr in Pforzheim darauf gekommen, Berufsfeuerwehrfrau zu werden. "Ich war dort, wie andere in einem Sportverein sind." Irgendwann hat dann die Begeisterung für die Brandbekämpfung ihre eigentlichen Berufspläne in den Schatten gestellt. Sie bewarb sich in Stuttgart bei der Berufsfeuerwehr, absolvierte die Ausbildung und fing 2004 auf der Feuerwache 5 in Degerloch an.

Sorgen, dass sie in dem Männerteam versagen könnte, hatte Kani nicht. Allerdings musste sie zu Beginn ihrer Feuerwehrlaufbahn schon beweisen, dass sie mithalten kann und keine Sonderbehandlung erwartet. "Es gab zunächst Unsicherheiten, auch Skepsis bei dem einen oder anderen Kollegen", erzählt sie. Das sei jedoch schnell ausgeräumt gewesen. Zumal die Pforzheimerin, deren Freund auch bei der Feuerwehr arbeitet, eher eine Schippe draufgelegt hat als sich zurückzulehnen. Als sie 2008 hörte, dass in der Höhenrettung ein Platz frei wird, hat sie sich ohne Zögern beworben.

Die 32-Jährige gehört fest dazu. Das macht Jörg Mezger, Ausbilder der Stuttgarter Höhenretter, unmissverständlich klar. "Es spielt bei uns überhaupt keine Rolle, dass sie eine Frau ist." Wie jeder im Team habe sie Stärken und Schwächen. "Sie ist besonders ausgleichend und motivierend. Und natürlich steht sie den anderen in nichts nach."

Nach Schätzungen des Netzwerks Feuerwehrfrauen sind trotzdem nur rund 1,5 Prozent der Feuerwehrleute weiblich. "Es ist einfach nicht bekannt genug", glaubt die Vereinsvorsitzende Susanne Klatt. Das fange schon bei den Kindern an. "Es gibt noch keine Feuerwehr- Barbie", sagt sie und lacht. Auch in Kinderbüchern über die Feuerwehr finde man nur selten Frauen. Erfreulich sei allerdings, dass der Frauenanteil bei den Auszubildenden bereits deutlich zunehme. "Das lässt hoffen", sagt sie. Allerdings müssen die Frauen wohl noch eine ganze Weile damit leben, etwas Besonderes zu sein.

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