Wie genau die Algorithmen von Instagram funktionieren, ist ein Firmengeheimnis. Foto: IMAGO/Rüdiger Wölk

Die einen bekommen auf der Plattform Tiervideos empfohlen, die anderen Reisebilder – je nachdem, für was sie sich interessieren. Aber woher weiß Instagram das überhaupt? Und: Kann man beeinflussen, was man angezeigt bekommt?

Tofuburger, Seitanschnitzel oder Chili sin Carne, auf Instagram findet man viele vegane Kochrezepte. Perfekt, wenn man für seine veganen Freunde kochen will und Inspiration braucht. App öffnen, nach Rezepten suchen, Videos anschauen, ein paar liken, sieht ja lecker aus, und die besten für später speichern. Dazu den Koch-Account fürs nächste Mal abonnieren, sicher ist sicher. Schon bekommt man auf seinem eigenen Account mehr und mehr vegane Kochinhalte angezeigt – dem Algorithmus sei Dank.

Was aber kann man tun, wenn man statt Kichererbsen-Curry lieber wieder lustige Hundevideos sehen will? Und: Was hat es mit dem Algorithmus überhaupt auf sich?

Was ist der Instagram-Algorithmus?

Der Instagram-Algorithmus ist ein auf künstlicher Intelligenz basierendes System, das entscheidet, welche Inhalte ein Nutzer in der App wo sieht, und welche nicht. Dafür analysiert er dessen Nutzerverhalten und zeigt ausgehend davon Beiträge an, die für diesen relevant sind.

Wie genau der Algorithmus funktioniert, ist ein Firmengeheimnis, zumal er stetig weiterentwickelt wird. Genau genommen gibt es drei verschiedene Algorithmen: Einen für Feed und Stories, einen für die Empfehlungsseite sowie einen für den Reels-Tab. Sie funktionieren aber alle nach einem ähnlichen Prinzip.

Wie unterscheiden sich die Algorithmen?

Im Feed – so etwas wie der Startseite des eigenen Instagram-Kanals – werden hauptsächlich Inhalte von Accounts angezeigt, die man abonniert hat. Der Algorithmus bestimmt, welche davon wo im Feed zu sehen sind. „Das Prinzip ist einfach: Wenn ich mit einem Account viel interagiere, erscheinen die Beiträge von diesem weit oben“, sagt Blogger und Social Media Berater Jan Firsching.

Blogger und Social Media Berater Jan Firschi Foto: Agentur Brandpunkt

Interagieren heißt Beiträge liken, kommentieren, speichern, teilen oder an Freunde schicken. Bei Stories – den bildschirmfüllenden Fotos und Videos, die nach 24 Stunden verschwinden – ist es ähnlich: Viel Interaktion mit dem Account und diese erscheinen auf dem eigenen Profil weiter vorne.

Der Algorithmus für die Empfehlungsseite und den Reels-Tab unterscheidet sich etwas von dem für Feed und Stories. Auf der Empfehlungsseite finden sich Fotobeiträge und Reels, wie die maximal 90-sekündigen Videos auf Instagram heißen. Der Reel-Tab ist ein endloser Feed, in dem man durch Scrollen ein Video nach dem nächsten schauen kann.

In beiden Bereichen werden, neben Werbung, Inhalte von Accounts vorgeschlagen, denen man nicht folgt – Instagram aber denkt, dass sie einem gefallen könnten. „Diese Empfehlungen basieren auf meinen Interessen, nicht auf Verbindungen, die ich etwa zu Freunden oder Unternehmen habe, denen ich folge“, sagt Firsching.

Wie weiß der Algorithmus, was meine Interessen sind?

Das Stichwort ist Nutzerverhalten. Dieses werde in Interessen umgemünzt, sagt der Social-Media-Berater. So bekommt man in beiden Bereichen etwa Inhalte angezeigt, die thematisch zu den Accounts passen, denen man folgt, sowie zu den Inhalten, mit denen man bereits interagiert hat.

Bei Reels spielt auch eine Rolle, wie lange man diese anschaut. Eine längere Watchtime, also Wiedergabedauer, ist für den Algorithmus ein Zeichen, dass einem der Inhalt gefällt. Ebenso kann er auswerten, wie lange man einen Beitrag anschaut, ohne zu scrollen.

Firsching erklärt das mit der Interaktion wie folgt: Schaut man vegane Rezeptvideos, speichert oder liket ein paar, dann merkt der Algorithmus, dass man sich dafür interessiert – und zeigt mehr Beiträge zu dem Thema an. „Dann kommen vielleicht Inhalte dazu, die sich allgemein um vegane Ernährung, vegane Produkte oder veganes Leben drehen“, sagt er.

Der Algorithmus versuche also, das immer zu erweitern. Auch gewichte er Interaktionen unterschiedlich. „Wenn man einen Beitrag als Direktnachricht an Freunde schickt, ist das für den Algorithmus ein stärkeres Zeichen, dass der Inhalt gefällt, als bei einem Like.“

Bei Reels ist zudem die Musik entscheidend. Schaut man viele Videos mit Songs eines bestimmten Künstlers oder aus einem speziellen Genre, bekommt man wahrscheinlich mehr Inhalte mit diesen oder aus diesem Bereich angezeigt.

Kann man den Algorithmus beeinflussen?

Ja. Will man die Inhalte, die Instagram einem empfiehlt, nicht mehr sehen, ist es das Einfachste, man interagiert nicht mehr mit ihnen. Bei Reels ist besonders das „Bewusst Wegschauen“ wichtig. Also: Video schnell wegwischen. So ist die Watchtime kurz und der Algorithmus bekommt das Signal, dass der Inhalt einen nicht interessiert.

Außerdem könne man Instagram negatives Feedback geben, sagt Firsching. Man kann Beiträge im Feed verbergen oder bei den empfohlenen Inhalten angeben, dass diese einen nicht interessieren. Für beides gibt es eine Funktion. Man findet sie, wenn man auf die drei Punkte eines Beitrags klickt und „verbergen“ oder „kein Interesse“ auswählt.

Weiterer Tipp: Hashtags oder Begriffe, die im Text unter den Beiträgen zu lesen sind, in den Profileinstellungen unter „Content-Vorschläge“ blockieren. So bekommt man Inhalte, die diese enthalten, im Idealfall nicht mehr angezeigt. Auch kann man Accounts stummschalten oder blockieren, wenn man deren Inhalte nicht mehr sehen will. Das kann ein Zeichen für den Algorithmus sein, dass die Themen uninteressant sind.

Und wie bekommt man dann andere Inhalte empfohlen?

Indem man explizit danach sucht und mit ihnen interagiert. Also, Videos etwa anschauen, liken, kommentieren oder teilen. Lange dauert es nicht, bis der Algorithmus das neue Interesse erkennt. „Schaue ich mir eine halbe Stunde Hundereels an, werde ich in den nächsten Tagen genug davon bekommen“, sagt Firsching.