Alfons Haas hat ein Brettspiel rund um die Energiewende entwickelt. Foto: Peter Petsch

Vom Ingenieur zum Spieleentwickler: Alfons Haas bekam für eine Juxidee von seiner Familie soviel Zuspruch, dass sein innovatives Brettspiel seit drei Wochen auf dem Markt ist. Es könnte Kultpotential haben.

Vom Ingenieur zum Spieleentwickler: Alfons Haas bekam für eine Juxidee von seiner Familie soviel Zuspruch, dass sein innovatives Brettspiel seit drei Wochen auf dem Markt ist. Es könnte Kultpotential haben.

Stuttgart - Österreich, 2010: Alfons Haas kümmert sich als Ingenieur bei einem namhaften Stuttgarter Konzern eigentlich um Autos. Dass er je ein Brettspiel entwickeln soll, davon ahnt Haas jetzt noch überhaupt nichts. Dann der Geistesblitz beim Durchblättern von Zeitschriften: Thema Energiewende. Gefolgt von einem Beitrag über Brettspiele. Violà! Die Idee zu „Lobby“, dem taktischen Spiel, das Lobbyismus behandelt, war geboren.

Heute ist Haas 46 Jahre alt. Wie viele Stunden er an Lobby getüftelt hat, beantwortet er nur mit einem Schulterzucken. „Keine Ahnung. Viele.“ Damals stellte er aus Pappe einen Prototypen von Lobby her, druckte alles selber aus. Auch ausgewogen war das Spiel zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Dennoch begeisterte es seine Freundin und seinen Bruder so sehr, dass Haas beschloss, es fertig zu stellen.

Der Ingenieur will mit Lobby zeigen, dass es nicht ums Geld geht, um glücklich zu sein. Dabei thematisiert Haas vor allem ökologisch verantwortliches Handeln. In einer Hinsicht setzt das Spiel vielleicht einmalig an: Auf den ersten Blick herrscht bei Lobby keine Chancengleichheit.

Jeder Spieler zieht zu Beginn des Spiels einen von 16 Charakteren, in dessen Rolle er schlüpft. Zum Beispiel in die des Leiharbeiters Charlie oder des Investmentbankers Werner Zocker. Charlie startet mit viel weniger Geld, hat keine Möglichkeit, Boni einzustreichen und dort, wo bei Zocker „Lobby: Money“ steht, steht bei Charlie: „keine“. Trotzdem hat Charlie genauso große Chancen, das Spiel zu gewinnen wie der Investmentbanker. Obwohl Charlie augenscheinlich eine schlechtere Ausgangsposition hat.

Verdeckte Missionskarte erfüllen

Hier kommen Spieleentwickler Haas seine Mathematikkenntnisse als Ingenieur zugute. „Jede Figur hat exakt die gleichen Chancen, das Spiel zu gewinnen und seine Mission zu erfüllen“, versichert er. Das hat er durch Wahrscheinlichkeitsrechnung sichergestellt – bei über einer Million Kombinationsmöglichkeiten. Bei Lobby geht es nämlich nicht darum, möglichst reich zu werden, sondern seine verdeckte Missionskarte zu erfüllen – die wiederum einen geglückten Lebensentwurf darstellt. Missionskarten aus Charlies Klasse fordern beispielsweise, umweltfreundlicher zu leben – während Werner Zocker womöglich alle seine Habseligkeiten loswerden muss, um ein freieres Leben führen können.

So hat jeder Spielcharakter die Möglichkeit, Lobbyisten für sich zu nutzen, Allianzen mit anderen Spielern zu schmieden oder den Mitspielern einen Bären aufzubinden, was seine Missionsziele sind. Eine Mischung aus Monopoly und Mensch ärgere Dich nicht geworden – mit einer guten Prise Poker.

Lobby, wie es heute aussieht, ist kein handgebasteltes Spiel mehr, sondern professionell hergestellt. „Der schwierigste Part“, sagt Alfons Haas. Auch wenn er als Hobbygrafiker das Spielfeld, die Spielkarten und die Verpackung selbst designen konnte, fehlte eine Produktionsfirma. Bei Nürnberg wurde er fündig. Hier hat er Lobby vor etwa einem Monat fertiggestellt bekommen und vertreibt das Spiel nun für 30 Euro in Eigenregie. 500 Stück sind produziert. Vize-Kanzlers Sigmar Gabriels (SPD) Ansagen zum Thema Energiewende kommen ihm da gerade recht. Schließlich folgt sein Spiel einem grünen Leitfaden, selbst das Spielbrett symbolisiert ein Windrad. „Der macht quasi Lobbyarbeit für mich“, findet Haas. Ob das den Ausschlag geben könnte, mit seinem Spiel reich zu werden?

„Nein“, sagt Haas. „Lobby ist mein Hobby.“ Auch den Gedanken, weitere Spiele zu erfinden, hat er nicht. Ihm reicht, dass etwas von ihm bleibt.

Lobby ist auf

www.lobby-online.com

oder im Hobbymarkt in Stuttgart-Vaihingen, Hauptstraße 64, oder in der Buchhandlung Volk in Buchen (Odenwald) in der Marktstraße 23 erhältlich. Preis: 29,95 Euro .