Nach seiner Rettung aus einem zehn Meter tiefen Schacht ist der Biber wohlbehalten in der Lein ausgesetzt worden. Foto: FFW Alfdorf

Die Freiwillige Feuerwehr hat am Donnerstag am Alfdorfer Leinecksee im Rems-Murr-Kreis einen Biber geborgen. Das Tier steckte in einem zehn Meter tiefen Schacht fest.

Einen solchen Einsatz hat auch der erfahrene Feuerwehrmann Marcel Stegmaier bisher noch nicht erlebt. Als der Abteilungskommandant der Freiwilligen Löschkräfte in Alfdorf am Donnerstagmittag an seinem Arbeitsplatz in Schwäbisch Gmünd einen Alarmruf aus der Heimat erhielt, lautete das Stichwort nicht Brand, sondern Biber. Ein stattliches Exemplar des hierzulande seltenen und deshalb auch besonders geschützten Nagers sei im Bereich des Leineckstausees bei Pfahlbronn in einer misslichen Lage, aus der es sich nicht mehr alleine befreien könne, hieß es.

Tier steckt in Schleusenschacht fest

Tatsächlich hatte sich ein entsprechendes Tier in einem zehn Meter tiefen Schacht unter dem Steuerhäuschen des zu der Zeit abgelassenen Hochwasserrückhaltebeckens verfangen. Uwe Hiller von der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamts, der wiederum von einem ehrenamtlichen Biberbeauftragten alarmiert worden war, vermutet, dass der Biber im Zuge von Wartungsarbeiten an den Schleusen über unterirdische Wege in den Schacht gelangt und dann wegen starker Strömung nicht mehr herausgekommen war.

Weil der Behördenmitarbeiter zwar über eine gewisse Expertise und Ausrüstung zur Biberbergung verfügte, nicht aber über Erfahrung in schwierigem Terrain, hatte er die Feuerwehr um Hilfe gebeten. Für die wiederum sei das Einfangen eines Bibers generell absolutes Neuland gewesen, räumte der Abteilungskommandant einen Tag nach der Aktion ein. Doch nachdem seitens der Tierexperten versichert worden sei, dass ein Biber sich im Allgemeinen und wohl auch in Ausnahmesituationen eher nicht aggressiv gebärde, habe sich ein Feuerwehrkamerad, ausgerüstet mit einer Art Käscher, auf das Abenteuer eingelassen.

Kurzfristig noch eine zweite Einfangaktion

Der ungewöhnliche Einsatz habe schließlich wie am Schnürchen geklappt. Nicht nur der Bürgermeister Ronald Krötz, der Bilder auf seiner Facebook-Seite gepostet hat, ist darauf zu Recht stolz. Mit drei Mann habe man den Nager mit den scharfen Zähnen, nachdem er in den Käscher verfrachtet worden war, nach oben gezogen und dann in eine Transportbox verfrachtet, berichtet der Feuerwehr-Abteilungskommandant. Danach sei er von den Tierexperten wohlbehalten in der Nähe seines mutmaßlichen Reviers an der Lein ausgesetzt worden.

Zuvor war es dann allerdings doch noch kurz kritisch geworden. Weil der Biber etwas merkwürdig aus seiner Transporttonne gekrochen sei, habe er ihn noch einmal eingefangen und zu einem Tierarzt nach Welzheim gebracht, berichtet Uwe Hiller. Der konnte nach einem Blick auf ein Röntgenbild aber Entwarnung geben. Herr oder Frau Biber – ob Männchen oder Weibchen habe auf die Schnelle nicht festgestellt werden können – wurde noch vorsorglich mit einer kleinen Spritze Antibiotika versorgt und dann tatsächlich wieder in die Freiheit entlassen.

Weitere Fotos finden Sie im Internet unter: www.stzlinx/biber.

Biber im Rems-Murr-Kreis

Vorkommen
Der Biber ist erst seit sieben bis acht Jahren heimisch im Rems-Murr-Kreis geworden. Vermutlich ist er über den Osten gekommen. Die Voraussetzungen, dass er hier heimisch wird, seien gut, sagt Uwe Hiller von der Unteren Naturschutzbehörde des Waiblinger Landratsamts, das Nahrungsangebot stimme.

Zahlen
Experten schätzen das Vorkommen im Rems-Murr-Kreis auf etwa 40 bis 50 Tiere. Dabei geht man statistisch von drei bis vier Bibern pro Revier aus. Ein Revier ist laut dem Experten unter anderem anhand von Fressspuren oder Ein- und Ausstiegen an Gewässern erkennbar.