Alexander Ljaschko mit einer Kundin Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Er ist nicht nur Friseur. Alexander Ljaschko ist ein Menschenversteher. Das macht den Stuttgarter zu einem der Besten seiner Zunft in ganz Deutschland, wie eine Fach-Jury urteilt.

Stuttgart - Kopf oder Herz? Handwerk oder Kunst? Bei Alexander Ljaschko (50) sind die Übergänge fließend. Der Stuttgarter Friseur weiß: ohne das eine geht das andere nicht. Ohne die Präzision des Handwerks könnte kein kreatives Ergebnis entstehen. In diesem Zweiklang hat er etwas Besonderes erreicht: Sein Salon an der Paulinenbrücke (ehemals Kugler) ist von der Jury eines Fachmagazins zu einem der besten in Deutschland gekürt worden.

Was aber hebt ihn von dem Heer seiner Kollegen ab? Im Grunde ist es Demut. Alexander Ljaschko nimmt sich zurück und rückt den Menschen, mit dem er zu tun hat, in den Mittelpunkt. Statt sich selbst zu inszenieren, geht er mit seinen Kunden auf Entdeckungsreise. Bei ihm gebe es bei der 20-minütigen Beratung einen echten Dialog, keinen einseitigen Monolog, sagt er. Es sei die gemeinsame Suche nach Persönlichkeit und Ausdruck. „Dazu braucht man ein gutes Gefühl für Menschen“, sagt er, „ich versuche auf diese Weise immer ihr eigenes Ich auf ihren Kopf zu transportieren.“ Sein Credo lautet: „Die Frisur endet nicht mit dem Scheitel. Und jedes Mal, wenn mir das gelungen ist, mache ich Menschen glücklicher.“

Wenn aus einer Frisur ein Gemälde wird

Freilich bewegt sich Ljaschko dabei nicht im luftleeren Raum. Auch er kann sich dem Diktat der Mode nicht entziehen. Aber noch lieber ist es ihm, wenn er selbst Trends setzt. Voraussetzung dafür sei die Bereitschaft, „jeden Tag dazuzulernen“. Und mit offenen Augen durch die Welt zu gehen. „Ich bin wie ein Dieb auf der Suche nach dem Zeitgeist. Ich versuche, über Bilder neue Welten zu entdecken. Ich hole mir dazu viele Inspirationen aus der Architektur und der Kunst“, sagt er und verweist auf den Fotografen und Filmemacher Peter Lindbergh.

Dessen Ansatz lautet: „Ich glaube, man fotografiert, was aus einem Menschen herauskommt.“ Ljaschko und Lindbergh: beide geben nichts hinzu. Sie wirken schlicht am Objekt und bringen es so am wirkungsvollsten zur Geltung. Durch dieses Zoom wird bei Lindbergh Nacktheit zum Kleid, bei Ljaschko die Frisur zum Gemälde.

Auf diese Weise entsteht oft Neues. Aber Ljaschko ist dabei oft nur der Coach auf dem Weg zu einem neuen Look. Und dabei gelte immer die Maxime seines Vorbilds, des französischen Maître Claude Juillard: „Der Kunde kauft keine Technik, er kauft das Ergebnis, das Gesamtbild im Spiegel, also die Beziehung zwischen der Frisur und dem Gesicht.“