Gibt es eine Familie, in der nicht für das ein oder andere Mitglied eine Helene-Fischer-CD als Weihnachtsgeschenk in Frage käme? Klassisch, kitschig, swingig: So klingt das passend zum Weihnachtsgeschäft erscheinende Album der Schlager-Queen.

Berlin - Weihnachten mit Helene Fischer - für die vielen treuen Fans des Schlagerstars gibt es wohl keine schönere Vorstellung, als sich die Stimme der Überfliegerin ins eigene Wohnzimmer zu holen. Das geht in diesem Jahr nicht nur mit sechs TV-Auftritten in Weihnachtssendungen und der eigenen „Helene Fischer Show“ zur Primetime am ersten Feiertag (20.15 Uhr/ZDF).

Es war wohl auch nur eine Frage der Zeit, bis sich Fischer des Weihnachtsthemas annimmt. Für ihr siebtes Album hat die 31-Jährige nun 35 Weihnachtssongs eingesungen. Und zwar „mit dem renommierten Royal Philharmonic Orchestra in den Abbey Road Studios in London“, wie es im Pressetext zum Album mit dem schlichten Titel „Weihnachten“ heißt.

„Stille Nacht“, „O Tannenbaum“ und „Ave Maria“

Wer es eher klassisch mag, legt zur festlichen Dauerberieselung die erste CD mit deutschem Kulturgut wie „Stille Nacht“, „O Tannenbaum“ und Kirchenliedern wie „Ave Maria“ und „Tochter Zion“ in die Musikanlage. Auf der zweiten Platte wartet Helene Fischer mit 17 englischen Songs auf. Darunter sind Big-Band-Versionen amerikanischer Christmas-Songs wie „Let It Snow“ und „Winter Wonderland“.

Selbst mit verstorbenen Legenden wie Frank Sinatra („Have Yourself A Merry Little Christmas“) und Bing Crosby („White Christmas“) wurden dank moderner Computertechnik Duette arrangiert. Es sei ein „unfassbares Glück“, auf einer Platte mit ihnen zu singen, kommentiert Fischer. „Ich wollte all diese schönen Weihnachtslieder einmal selbst singen und es ist großartig, mein eigenes Weihnachtsalbum zu haben.“

Mit den bis zur Veröffentlichung am Freitag auch vor den Medien streng geheim gehaltenen Wintermelodien widmet Fischer sich nun den eher sinfonischen Klängen. Musikalisch weit davon entfernt ist der klassische Schlager aus ihren Anfangsjahren, für den der jüngste Disco-Pop und Dauerohrwurm „Atemlos“ beispielhaft steht. Ihre - vor allem auf der ersten CD - glockenklare Stimme wird entweder vom üppigen Klassik-Sound eines großen Orchesters oder den swingig-groovigen Klängen einer Jazz-Combo begleitet.

Platte bietet auch einige Eigeninterpretationen

Größtenteils bleibt Fischer in ihren Cover-Versionen eng an den bekannten Ursprungsmelodien und -rhythmen. Die Platte bietet aber auch einige Eigeninterpretationen. Von der Vorlage deutlich gelöst hat sich die langjährige Freundin von Moderator und Volksmusik-Sänger Florian Silbereisen etwa bei der jazzigen Version von „Driving Home For Christmas“. Auch das vielfach gecoverte „Little Drummer Boy“ singt Fischer in ihrer Version glaubwürdig und anrührend. „Last Christmas“ im Duett mit Latin-Popsänger Ricky Martin driftet dahingesäuselt und geschmachtet dagegen eher in den Kitsch ab.

Beim Absatz der CD im Weihnachtsgeschäft kann mit Blick auf die Songauswahl und die steile Karriere der Künstlerin wohl nicht viel schiefgehen. Im Gegenteil: Eigentlich kann sich die vierfache Echo-Gewinnerin aus diesem Jahr mit ihrem Feiertagssoundtrack nur noch selbst schlagen. Bislang ist sie auf dem besten Weg, mit ihrem Mega-Seller „Farbenspiel“ (2013) zum dritten Mal in Folge die offiziellen deutschen Jahrescharts zu dominieren. Dazu beigetragen haben dürfte auch die große Album-Tournee durch sämtliche große Stadien im Sommer. „Farbenspiel“ führte bereits in den Jahren 2013 und 2014 die Jahreshitliste an.

Helene Fischer polarisiert zweifelsohne mit ihrer Musik, aber einen Nerv bei Jung bis Alt trifft sie doch. Ihr neues Album dürfte bei vielen Familien unter dem Weihnachtbaum liegen.