Die Silhouette der Schwäbischen Alb ziert den Markenauftritt von Albgemacht im Dettinger Lebensmittelmarkt. Foto: Horst Rudel

Unter der neuen Marke Albgemacht werden Lebensmittel aus dem Biosphärengebiet Schwäbische Alb vertrieben, die nicht nur schmecken, sondern auch der Natur gut tun.

Neuffen/Dettingen - Wein, Wacholder, Wiedehopf – das ist der Dreiklang, mit dem die Regionalmarke „Albgemacht“ in den Regalen der Lebensmittelmärkte punkten will. Unter dem Dach des Biosphärengebiets Schwäbische Alb haben sich bislang gut ein Dutzend Landwirte, Betriebe und Händler zusammengetan, um ihre nachhaltig hergestellten Produkte an den Kunden zu bringen. Produkte, „die nicht nur schmecken, sondern auch einen aktiven Beitrag für die Erhaltung der Artenvielfalt auf Wiesen und Äckern im Biosphärengebiet Schwäbische Alb leisten“. So steht es in einer Pressemitteilung des Regierungspräsidiums Tübingen, unter dessen Dach das Biosphärengebiet Schwäbische Alb organisatorisch angesiedelt ist.

Der Albgemacht-Ansatz ruht auf sieben Säulen: regionale Herkunft, biologische Vielfalt, Tierwohl, natürliche Verarbeitung, frei von Gentechnik, Transparenz und Fairness. „Diese Säulen sind für unsere Albgemacht-Mitglieder nicht nur ein werbewirksames Etikett, sondern eine Verpflichtung. Wir lassen die Kriterien einmal pro Jahr von externen Büros kontrollieren“, sagt Achim Nagel, der Leiter des Biosphärengebiets.

Die Latte für die Produzenten liegt hoch

Die Latte für die bisher sieben zu den Gründungsmitgliedern zählenden Produzenten liegt hoch. „Es reicht nicht aus, wenn ein Landwirt beispielsweise seinen Acker konventionell bewirtschaftet und sein Öko-Konto mit zwei Streuobstwiesen ausgleicht, die ganz woanders sind. Die Artenvielfalt muss auf jedem einzelnen Produktionsstandort gewährleistet sein“, erklärt Rainer Striebel, der in der Biosphären-Geschäftsstelle für Landnutzung und Regionalvermarktung zuständig ist.

Zu den Gründungsmitgliedern von Albgemacht zählen neben fünf Betrieben aus dem Landkreis Reutlingen auch die Weingärtnergenossenschaft Hohenneuffen-Teck und Andreas Huber von der Edelbrennerei Huber aus Beuren. Während Huber einen naturtrüben Bio-Apfelsaft von den Beurener Streuobstwiesen in den Albgemacht-Warenkorb legt, tragen die Wengerter am Albtrauf mit einer ökologisch produzierten Cuvée Jura zur Artenvielfalt im Weinberg bei. Der gibt sich keine Mühe, seine schwäbische Herkunft zu verleugnen. „G’scheides Cuvée“, so steht es auf dem Flaschenetikett.

G’scheid, im schwäbischen Wörterbuch mit tüchtig, kräftig, ordentlich, schlau und weise übersetzt, ist nicht nur der Neuffener Wein. G’scheid ist auch die Milch der Hofmolkerei Schmid aus Münsingen-Bremelau, das Dinkelmehl der Lichtensteinmühle in Lichtenstein-Honau, die Lammsalami der Schäferei von Mackensen in Gomadingen und die Maultasche der Metzgerei Zeeb aus Reutlingen. G’scheid ist die volksnah-werbewirksame Klammer, die Milch, Dinkelmehl, Lammsalami und Maultaschen zusammenhält. Die Botschaft der g’scheiden Sieben von der Alb ist klar: Wer solchermaßen g’scheid einkauft, der schützt nicht nur die Streuobstwiesen und Wacholderheiden des Biosphärengebiets, sondern sorgt auch für mehr blühende Wiesen und artenreiche Äcker. Gutes aus der Region, so lautet das Motto, ist gut für die Region.

Den Ballungsraum im Visier

Am Beispiel der Weingärtnergenossenschaft heißt das: Wer die Neuffener Cuvée in den Einkaufswagen legt, gönnt nicht nur sich selbst einen guten Tropfen, sondern ebnet auch der Zauneidechse und dem Wiedehopf den Weg in den Weinberg. Noch ist der scheue Vogel nur auf dem Etikett der Rotweinflasche präsent, doch in Neuffen und in Beuren ist man auf seine Rückkehr vorbereitet. Die zwischen den Rebenreihen angebrachte Nistkästen warten nur darauf, dass der scheue Vogel sie annimmt. Eine Etage tiefer haben die Neuffener Wengerter Steinriegel angelegt, um den Zauneidechsen einen Lebensraum zu bieten.

Vermarktet werden die Albgemacht-Produkte bisher ausschließlich über Rewe-Märkte. „Rewe hat kein Exklusivrecht, das hat sich so ergeben. Wir sind offen für weitere Händler, wie auch für weitere Produzenten“, sagt Nagel. Nachdem es die Albgemacht-Produktpalette vorwiegend im ländlichen Raum zu kaufen gibt – der weiteste Vorposten in Richtung Stuttgart ist bisher der Rewe-Markt in Dettingen/Teck – will sich die Marke nun nach und nach auch in die Ballungsräume nach Stuttgart, Ulm und Tübingen hinein orientieren. „Das muss jedoch organisch wachsen, damit die Erzeuger die Nachfrage auch abdecken können“, sagt Nagel.